Septimus Heap 06 - Darke
allem wieder bei uns auf, und was tut sie? Brennt ein zweites Mal durch! Und nie ein Wort. Nicht ein Wort...« Mrs. Gringe zückte ein Taschentuch voller Eintopfflecken und putzte sich geräuschvoll die Nase.
Lucy hatte nicht damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde. Sie blickte zu ihrem Vater.
Entschuldige dich, formte er tonlos mit den Lippen.
»Äh ... Mom?«, brachte Lucy hervor.
»Was ist?«, schniefte sie hinter dem Taschentuch hervor.
»Es ... es tut mir leid.«
Mrs. Gringe schaute auf. »Ehrlich?« Sie schien überrascht.
»Ja, ehrlich.«
»Oh.« Lucys Mutter schnäuzte sich noch einmal kräftig.
»Hört zu, Mom, Dad. Die Sache ist nämlich die: Simon und ich wollen heiraten.«
»Ich dachte, das hättet ihr längst getan«, schnaufte ihre Mutter vorwurfsvoll.
Lucy schüttelte den Kopf. »Ich bin fortgelaufen, um Simon zu suchen, und ich habe ihn gefunden!« – Lucy verzichtete darauf, »und damit basta!« hinzuzufügen, was sie bis vor Kurzem noch getan hätte – »Na ja, nachdem ich ihn gefunden hatte, wurde mir klar, dass ich ihn richtig heiraten will. Ich will eine weiße Hochzeit...«
»Eine weiße Hochzeit? Ha!«, rief Mrs. Gringe.
»Ja, Mom, das will ich. Und ich möchte, dass du und Dad dabei seid. Und Simons Eltern auch. Und ich möchte, dass ihr euch mit uns freut.«
»Freut!«, rief Mrs. Gringe verbittert.
»Mom ... bitte, hör mir zu. Ich bin gekommen, um euch zu fragen, ob ihr zu unserer Hochzeit kommen wollt, du und Dad.«
Das musste ihre Mutter erst einmal verdauen, und Lucy und ihr Vater sahen ihr nervös dabei zu. »Du lädst uns wirklich zu deiner Hochzeit ein?«, fragte Mrs. Gringe nach einer Weile.
»Ja. Mom.« Lucy zog eine zerknitterte Karte mit weißem Band aus der Tasche und überreichte sie ihrer Mutter, die die Einladung argwöhnisch beäugte.
Plötzlich sprang Mrs. Gringe auf und schlang die Arme um Lucy. »Mein Baby«, rief sie. »Du wirst heiraten! « Und an ihren Mann gewandt sagte sie: »Ich werde einen neuen Hut brauchen.«
In diesem Moment polterten Stiefeltritte die Treppe herauf, und der Brückenjunge platzte ins Zimmer. »Wie hoch ist die Gebühr für ein Pferd?«, fragte er.
Gringe blickte ihn ärgerlich an. »Das weißt du doch. Ich habe dir die Liste hingelegt. Pferd und Reiter: ein Silberpenny. Und jetzt geh das Geld kassieren, bevor sie es leid sind, auf einen Trottel wie dich zu warten, der dumme Fragen stellt.«
»Was aber, wenn es nur ein Pferd ist?«, fragte der Brückenjunge.
»Wie? Ein entlaufenes Pferd?«
Der Brückenjunge nickte.
»Dann kassierst du bei dem Pferd, was du in seiner Satteltasche findest«, sagte Gringe und hob die Augen zur Decke. »Andere Möglichkeit: Du hältst das Pferd fest und kassierst bei seinem Besitzer, wenn er es einholt. Was meinst du?«
»Keine Ahnung«, antwortete der Brückenjunge. »Deswegen bin ich ja hochgekommen und habe gefragt.«
Gringe stieß einen tiefen Seufzer aus und stand auf. »Es ist wohl besser, ich kümmere mich selbst darum.«
»Ich helfe dir, Dad«, sagte Lucy, die mit ihrer Mutter nicht allein sein wollte.
Gringe lächelte. »Das ist mein Mädchen.«
Unten am Torhaus fanden die beiden ein großes schwarzes Pferd vor, das an einem Ring in der Mauer festgebunden war. Das Pferd sah Lucy an, und Lucy sah das Pferd an.
»Donner!«, stieß sie hervor.
»Nein«, widersprach Gringe und spähte zu den Wolken. »Das sieht mir eher nach Schnee aus.«
»Nicht doch, Dad«, sagte Lucy und streichelte dem Pferd über die Mähne. »Das Pferd heißt Donner. Es gehört Simon.«
»Ach so. Dann bist du also hergeritten.«
»Nein, Dad. Ich bin nicht geritten. Ich bin mit der Fähre gekommen.«
»Dann bin ich aber beruhigt. Das Pferd hat ja weder Sattel noch sonst was. So zu reiten ist nicht ungefährlich.«
Lucy sah ihn verwirrt an. Dann streichelte sie Donner die Stirn, und er stupste Lucy mit der Nase an der Schulter. »Hallo, Donner«, sagte sie. »Was machst du denn hier?«
Donner sah sie an. Er hatte einen Ausdruck in den Augen, den sie gern verstanden hätte. Simon hätte ihn bestimmt verstanden. Er und Donner wussten immer voneinander, was der andere dachte. Simon und Donner ... Plötzlich begriff sie. »Simon! Simon ist etwas zugestoßen. Donner ist gekommen, um es mir zu sagen!«
Gringe blickte betroffen. Schon wieder Ärger, dachte er. Seine Frau hatte recht. Seit Lucy den jungen Heap kannte, gab es immer Probleme. Er blickte in das besorgte Gesicht seiner Tochter, und nicht
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