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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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die Geister, die des Nachts regelmäßig im Palast herumspukten, waren alle still – alle bis auf eine Gouvernante, die sich in einem Zustand heilloser Panik befand. In unregelmäßigen Abständen zerrissen ihre Schreie die Luft und jagten Simon Schauer über den Rücken. Viele Geister hatten gerade ihren gewohnten Abendspaziergang durch den Korridor unternommen und gehofft, einen Blick auf die Prinzessin zu erhäschen, als unerwartet die Dunkelkräfte über sie hereingebrochen waren. Und jetzt steckten sie fest, kamen in dem zähen Dunkel nicht mehr von der Stelle, und Simon musste sie wohl oder übel passieren. Jedes Mal wenn er den schwachen Hauch kalter, leicht abgestandener Luft spürte, wurde ihm übel. Ein Geist, den Simon nicht passierte, war Sir Hereward – Sir Hereward passierte ihn.
    Beim Ausbruch des Dunkelfelds hatte Sir Hereward tapfer auf seinem Posten vor Jennas Zimmer ausgeharrt, das Schwert zum Kampf bereit in der Hand. Zum Kampf wofür oder wogegen, das vermochte Sir Hereward zwar nicht zu sagen, aber der Geist war nicht gewillt, sich von dem bisschen Dunkelheit überrumpeln zu lassen. Als jedoch die Dunkelheit immer stärker wurde und auch noch in die letzten Ecken und Winkel kroch, da wurde selbst Sir Hereward nervös. Zweimal hatte er gespürt, dass etwas in Jennas Zimmer schlüpfte – er hatte das verräterische Knarren der Tür und das Quietschen der Gardinenringe gehört, als die Vorhänge aufgezogen wurden –, aber zweimal hatte sein Schwert nur Luft durchbohrt. Sir Hereward sehnte sich nach etwas Licht und einem sauberen, ehrlichen Kampf mit etwas Fassbarem. Und als dann Simon vorbeischlich, seine Menschenschritte die alten Holzdielen zum Knarren brachten und die Luft in einer Weise durcheinanderwirbelten, wie es Geister und Gespenster nicht vermochten, da rannte Sir Hereward den Gang entlang, der von Jennas Zimmer wegführte, und fiel mit einem markerschütternden »Hab ich dich, Schurke!« über Simon her.
    »Aah«, rief Simon erschrocken.
    Das Gespenst blickte sich nur kurz nach ihm um und strebte dann in seinem Wackelgang weiter der Galerie über der Haupttreppe zu. Simon folgte ihm unbeirrt, doch so leicht wollte Sir Hereward seinen Feind nicht davonkommen lassen. Er jagte ihm nach und hieb im Gehen mit dem Schwert auf ihn ein. Simon war, als werde er von einer übergeschnappten Windmühle angegriffen. Immer wieder sauste Sir Herewards Schwert auf ihn nieder, und obwohl es sich nur um ein nichtstoffliches Geisterschwert handelte, war es doch ein höchst unangenehmes Gefühl, von ihm durchbohrt zu werden. Ja, der Zorn des Geistes, der es führte, war so groß, dass die Klinge sogar ein Geräusch – ein scharfes Zischen – machte, wenn sie die Luft durchschnitt. Wäre sie echt gewesen, hätte Simon nicht mehr aus einem Stück bestanden, und wahrscheinlich nicht einmal aus zweien oder dreien. Das war keine beruhigende Vorstellung.
    »Ich weiß, wer du bist, Kerl!« Wisch, wisch.
    Sir Herewards erstaunlich kräftig dröhnende Stimme erfüllte die tiefe Stille – und verblüffte selbst die Gouvernante so, dass sie erfreulicherweise verstummte.
    »Du hast die Haare eines Heaps ...« Wisch. »Und ich sehe deine Narbe. Die Prinzessin hat mir alles über dich erzählt.« Wisch, wisch. »Schurke, du bist das schwarze Schaf der Familie Heap.« Wisch. »Du bist der niederträchtige Kerl, der seine eigene Schwester entführt hat!« Wisch, wisch, wisch. Sir Hereward tobte.
    Simon ging stur weiter, immer dem Gespenst nach, und überlegte, was er um alles in der Welt tun sollte. Doch es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn man von einem einarmigen Geist mit Schmähungen überschüttet und mit gezielten Schwerthieben eingedeckt wurde.
    Sir Hereward ließ nicht von ihm ab. »Bilde dir bloß nicht ein ...«, wisch , »... du könntest der Gerechtigkeit entgehen, du Hundesohn! Ich werde Vergeltung üben!« Wisch, wisch. »Wie konntest du Feigling die junge Prinzessin nur so ...«, wisch, wisch , »... niederträchtig behandeln?«
    Simon hielt es für das Beste, den Geist einfach nicht zu beachten und weiterzugehen, aber das schien Sir Hereward nur noch mehr zu erzürnen.
    »Kerl! Du rennst davon wie ein Feigling, der du gewiss auch bist.« Wisch. »Bleib stehen und kämpfe wie ein Mann!« Wisch, wisch, wisch!
    Nun hatte Simon genug. Er blieb stehen, drehte sich um und sah seinem Peiniger ins Gesicht. »Ich bin ein Mann«, rief er, »und das ist mehr, als man von Ihnen sagen

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