Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage

Vom Netzwerk:

die gewölbte Decke mit dem silbrig glänzenden Netz einer Riesenspinne bedeckt. Die Luft schien zu knistern, als Marcellus sie einatmete. Sie hinterließ einen metallischen Geschmack auf der Zunge, und schon ereilte ihn der nächste Zeitsprung, der ihn in die Zeit zu Beginn der Großen Alchimiekatastrophe katapultierte. Damals hatte die Luft genauso geschmeckt.
    Gegen die aufkommende Panik ankämpfend, ließ sich Marcellus in den Schatten unter dem Kessel hinabgleiten. Die Hitze war drückend. Schweiß rann ihm über die Stirn, und seine Wollkleidung hing schwer und heiß an ihm. Wie eine Schildkröte kroch er unter den runden Bauch des Kessels und auf der anderen Seite wieder darunter hervor, bis er an der Höhlenwand gegenüber die gewaltigen Schatten von Schamandrigger Saarn und Dramindonnor Naarn sah. Er beobachtete sie ein paar Minuten lang, doch sie bewegten sich nicht, und er konnte nicht erahnen, was die beiden gerade taten. Eine Bewegung hinter ihm ließ sein Herz vor Angst rasen. Ganz langsam drehte er sich um. Es waren nur Trommlinge, die zu ihm herausschauten – mit ihren großen schwarzen Augen sahen sie im Dunkeln viel besser als er. Er schmunzelte – er hatte ganz vergessen, dass die Trommlinge die Angewohnheit hatten, ihm überallhin zu folgen. Er gab ihnen ein Zeichen, sich nicht vom Fleck zu rühren, und kroch langsam unter dem Kessel hervor, um festzustellen, was über ihm passierte.
    Und dann sah er sie – hoch oben auf dem Inspektionskreisel. Sie gingen langsam um den Kessel herum, als rührten sie in einem riesigen Suppentopf, und richteten bleistiftdünne rote Lichtstrahlen in das Feuer. Alchimistische blaue Flammen sprangen zu ihnen empor wie Fische, die nach Mücken schnappten, und da wusste Marcellus, was vor sich ging – langsam, aber sicher wurde das Feuer beschleunigt.
    Alchimistisches Feuer ist ein Element der Gegensätze, und einer davon ist, dass es im Unterschied zu normalem Feuer gebändigt und eingedämmt werden kann, wenn man Kohle hineinschüttet. Wie ein Löwe, der schläfrig wird, wenn er eine kleine Antilope verschlungen hat, wird alchimistisches Feuer durch eine Lage Kohle besänftigt.
    Marcellus begriff, dass er schnell handeln musste. Verborgen in der Decke der Feuerkammer war ein riesiger Trichter mit – unter normalen Umständen leicht entflammbarer – Kännelkohle, aber die Hebel, mit denen er sich öffnen ließ, befanden sich im Kontrollraum – und der einzige Weg dorthin lag vollständig im Blickfeld der Zauberer. Marcellus beschloss, es trotzdem zu wagen – aber damit er überhaupt eine Chance hatte, musste er vorher seine Schuhe ausziehen.
    Die Bewegung erregte die Aufmerksamkeit von Schamandrigger Saarn. Rote Lichtstrahlen, scharf wie Säbelklingen, schwenkten vom Feuer herab und strichen über den Boden. Marcellus erstarrte, wie ein Storch auf einem Bein balancierend. Systematisch suchten die Strahlen den Boden ab, wanderten hin und her, hin und her und kamen Marcellus immer näher. Er schloss die Augen und wartete auf das Unvermeidliche.
    Da dröhnte ein Scheppern durch die Höhle – die Feuerluke war aufgerissen worden. Die roten Strahlen schwenkten nach oben, Marcellus öffnete die Augen. Er sah, wie Simon herabstieg, innehielt und dann die Leiter wieder hinaufflitzte wie eine Ratte ein Regenrohr. Er war fast durch die Luke, als ein Strahl seinen eilends entschwindenden Stiefel erfasste und aufschlitzte. Marcellus vernahm einen Schrei, dann einen Knall. Die Luke war wieder zu.
    Bestürzt schlüpfte Marcellus in den Schatten zurück. Hatte Simon es nach draußen geschafft? Genauer gesagt, hatte es der ganze Simon nach draußen geschafft? Oder lag sein Fuß noch auf der oberen Plattform? Nein, sagte sich Marcellus streng, daran durfte er nicht denken. Er musste daran glauben, dass Simon entkommen und jetzt auf dem Weg zu Marcia war, um sie zu warnen. Denn nun, nachdem ihm Duglius die Wahrheit über die Ursachen der Großen Alchimiekatastrophe berichtet hatte, wollte er, dass Marcia alles erfuhr.
    Der Angriff der Ringzauberer auf Simon hatte Marcellus klar gemacht, dass er selbst keine Chance hatte, lebend in den Kontrollraum zu gelangen. Aber vielleicht die Trommlinge.

    Marcellus war in den Trommlingbau zurückgekehrt und beriet sich mit Duglius und dessen Stellvertreter Perius.
    Duglius, sagte Marcellus mittels Zeichensprache, ich werde Hilfe holen .
    Duglius sah ihn zweifelnd an. Wo wollte Marcellus jetzt Hilfe herbekommen? Aber es war nicht seine