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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Spuren verschwanden unter dem weißen Dach.
    Die Besatzung des Drachenboots wurde so still wie der Wald, und das einzige Geräusch war das rhythmische Rauschen der Flügel. Bald waren unten nur noch schneebedeckte Wipfel zu sehen, bis zum Horizont. Sie flogen und flogen, blickten auf die Bäume, bis sie jede Orientierung verloren und selbst Septimus sich zu fragen begann, ob das Drachenboot nicht im Kreis flog.
    Der letzte rosa Hauch war vom Himmel verschwunden, als sich plötzlich das Flugverhalten des Drachenboots änderte. Seine Flügel schlugen langsamer, und Jenna bemerkte, wie die Drachin den Hals neigte und mit ihren smaragdgrünen Augen die Landschaft vor ihnen absuchte.
    Ein Sonnenstrahl brach durch eine Wolkenlücke und fiel auf einen silbernen Bogen, der sich hoch über den Bäumen wölbte und zu glitzern begann wie ein riesiges, mit Tau überzogenes Spinnennetz – die Brücke zum Foryxhaus. Sogar Septimus, der seine Überquerung der Brücke in schrecklicher Erinnerung hatte, staunte, wie schön sie aussah. Ein paar Sekunden später schlüpfte die Sonne hinter die Wolken, und die Brücke verschmolz wieder mit dem weißen Himmel und war nicht mehr zu sehen. Das Drachenboot legte sich scharf in die Kurve und ging tiefer.
    Und dann, ganz plötzlich, tauchte das Foryxhaus auf. Wie eine große Festung aus Granit, vollkommen schwarz inmitten des Schnees, stand es in einsamer Pracht auf einem Felspfeiler, den ein tiefer, dunkler Abgrund umgab. Seine vier riesigen achteckigen Türme, die ein noch größeres achteckiges Gebäude flankierten, ragten in den weißen Himmel, und über ihnen kreiste eine Schar Raben, die krächzend den Morgen begrüßte.
    »Du meine Güte«, flüsterte Tante Zelda.
    Nicko kam übers Deck geschlittert und setzte sich neben sie. Sie nahm ihn in den Arm und legte ihm ihre Decke um, und Nicko ließ es geschehen, obwohl er es normalerweise nicht leiden konnte, »betüttelt« zu werden, wie er es nannte. Zusammen mit Tante Zelda und Jenna sah er zu, wie sie dem Foryxhaus immer näher kamen.
    Er erschauderte. Was ihm Angst machte, war eigentlich nicht das Haus selbst, sondern das Wissen, dass in dieser Festung dort unten, in der die Zeit nicht existierte, so viele Menschen waren, deren Leben still stand, während sie darauf warteten, in ihre eigene Zeit zurückzukehren. So wie Snorri und er einst gewartet … und gewartet … und gewartet hatten. Er spähte zu den blinden Fenstern, die so aussahen, als wären sie mit einem Ölfilm überzogen, und fragte sich, welches es wohl gewesen war, hinter dem Snorri und er eine halbe Ewigkeit gestanden und hinausgeblickt hatten. Plötzlich erhob er sich und kehrte über das schräg liegende Deck zu Septimus zurück.
    »Sep, bitte geh nicht wieder da rein.«
    »Keine Sorge, Nicko«, erwiderte Septimus, zog den Questenstein aus der Tasche, drehte ihn um und zeige Nicko Hotep-Ras goldene Hieroglyphe auf schwarzem Grund. »Das ist mein Passierschein. Damit kann ich kommen und gehen, wie es mir gefällt. Ich kann jederzeit in meine Zeit zurückkehren. Diesmal kann wirklich nichts passieren.«
    Nicko schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    »Nicko, selbst wenn der Passierschein nicht funktioniert, kann nichts passieren. Ihr seid ja da. Du und Jenna. Und Tante Zelda. In unserer Zeit. Wenn ich nicht wieder herauskomme, werdet ihr klingeln und nach mir verlangen, und dann kann ich hinausmarschieren, zurück in unsere Zeit. Das weißt du doch.«
    Wieder schüttelte Nicko den Kopf. »Denen ist nicht zu trauen.«
    Septimus spürte, dass er Nicko durch nichts überzeugen konnte. Er umklammerte die Ruderpinne und begann, das Foryxhaus in geringer Höhe anzufliegen, indem er auf eine Glaskuppel genau in der Mitte zusteuerte, die vom Boden aus nicht zu sehen war. Im Unterschied zu den blinden Fenstern im übrigen Foryxhaus drang aus der Kuppel ein warmes gelbes Licht und leuchtete im Grau des Morgens.
     
    Hotep-Ra war zu einem Gewohnheitstier geworden. An einem Ort, an dem die Zeit nicht existierte, hatte sich der alte Zauberer einen eigenen, festen Tagesrhythmus gegeben. Er tat jeden Tag auf die Sekunde genau dasselbe, und oft dachte er auch genau dasselbe. Das letzte Mal von seinen Gewohnheiten abgewichen war er, als ihn ein junger Lehrling namens Septimus Heap am Ende seiner Queste besuchte. Wie lange das schon her war, vermochte er nicht zu sagen. Es konnte gestern gewesen sein. Oder auch vor Jahrhunderten. Im Foryxhaus machte das keinen

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