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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Unterschied.
    Auch an diesem Morgen ging Hotep-Ras Tun und Denken seinen gewohnten Gang: Er entzündete eine Kerze, lehnte sich in seinem Stuhl unter der Kuppel zurück, blickte in den milchigen Himmel und dachte an das Drachenboot. Aus diesem Grund war er zunächst gar nicht überrascht, als er das grün und golden glänzende Drachenboot über sich hinwegfliegen sah. Erst als es gleich darauf wieder auftauchte, begriff er, dass es tatsächlich dort draußen war. In welcher Zeit, das wusste er nicht. Aber es war seinetwegen gekommen. Er hatte immer gewusst, dass es eines Tages kommen würde.
    Hotep-Ra erhob sich aus seinem Stuhl und sagte zu seinem Lehrmädchen Talmar Ray Bell: »Ich gehe mal nach draußen. Es könnte einige Zeit dauern.«
    Talmar sah ihn erschrocken an. »Sagen Sie so etwas nicht!«
    Hotep-Ra lächelte sie an. »Warum denn nicht?«
    »Es bringt Unglück«, antwortete sie. »Das hat schon einmal jemand gesagt und ist dann nie wiedergekommen.«
    »Ich werde wiederkommen«, erklärte Hotep-Ra.
    »Auch das hat schon einmal jemand gesagt.«
     
    Das Drachenboot setzte zur Landung an. Es wusste, wo es hinmusste, aber seine Besatzung nicht. Septimus spürte die Bewegung der Ruderpinne in seiner Hand, als das Drachenboot sich nach vorn neigte und in einen steilen Sturzflug überging. Mit gespreizten Flügeln und gesenktem Schwanz schoss es auf die breite, flache Marmorterrasse vor dem Foryxhaus zu.
    »Sep«, schrie Jenna, »dort kann es nicht landen.«
    Alle außer Tante Zelda schlossen die Augen. Und so sah nur sie, wie ein Kräuseln über die Marmorfläche lief und der Marmor zu einem See aus milchig blauem Wasser wurde. Das Drachenboot glitt mit geübter Leichtigkeit hinein – denn es war dort schon viele Male gelandet. Dann faltete es die Flügel zusammen und machte es sich vor dem Foryxhaus bequem wie ein Vogel in seinem Nest.
    Septimus spähte über den Bootsrand – der Marmor schien wieder fest zu sein. »Er ist thixotrop«, stellte er fest.
    »Er ist was?«, fragte Nicko.
    »Hart. Wird aber unter Druck flüssig.«
    »Das werden wir doch alle«, grummelte Nicko.
    »Nein, Nicko«, sagte Jenna. »Und du schon gar nicht. Lass dich von diesem Haus nicht unterkriegen. Und vergiss nicht, dass du ohne dieses Haus jetzt gar nicht mit uns hier wärst.«
    Nicko nickte. »Ja, ich weiß. Ich möchte ja nur, dass es auch dabei bleibt.«
    »Das wollen wir alle. Und dafür werden wir auch sorgen.«
    »Es wird Zeit«, sagte Septimus, ließ die golden-azurblaue Strickleiter an der Bordwand hinab und kletterte nach unten. Nicko folgte ihm. Eine Minute später standen sie auf der Treppe vor der Eingangstür des Foryxhauses, hinter der vor fünfhundert Jahren Nicko mit Snorri gewartet und vor der vor nicht ganz so langer Zeit Septimus mit dem Questenstein in der Hand gestanden hatte. Damals hatte der Stein kräftig rot geleuchtet, jetzt hatte er eine tiefblaue, ins Schwarze übergehende Farbe, von der sich die Hieroglyphe Hotep-Ras golden glänzend abhob. Septimus konnte nur hoffen, dass sie ihm eine sichere Rückkehr in seine Zeit garantierte.
    Die Eingangstür des Foryxhauses bot einen abschreckenden Anblick – dicke Ebenholzbretter, die von Eisenbeschlägen und klobigen Nieten zusammengehalten wurden. Die hässlichen Monster und seltsamen Kreaturen, die in den Türrahmen geschnitzt waren, glotzten auf Septimus und Nicko herab, als wollten sie die beiden davor warnen, an dem Klingelzug zu ziehen, der einem Eisendrachen, der den Kopf durch die Granitmauer streckte, aus dem Maul hing.
    Septimus tat es trotzdem. Weit entfernt schlug eine Glocke an, und mehrere Minuten später, wie er erwartet hatte, riss ein kleiner Mann, der Ähnlichkeit mit einer Fledermaus hatte, die Tür auf.
    »Jaaaaaa?«, fragte er.
    Septimus wusste, wie streitlustig der kleine Mann sein konnte, und kam gleich zur Sache. »Ich möchte Hotep-Ra sprechen. Hier ist mein Passierschein.« Er hielt ihm den Questenstein hin, mit der Hieroglyphenseite nach oben. Der Pförtner beäugte den Stein, und Septimus machte sich auf Widerspruch gefasst – der auch prompt kam.
    »So einen habe ich noch nie gesehen«, knurrte der Pförtner argwöhnisch.
    »Wie auch«, erwiderte Septimus, »es ist ja der einzige.«
    »Wi’klich? Du musst ihn dem Wächte’ zeigen.« Der kleine Mann blickte zu Nicko. »Ich nehme an, de’ da will auch eint’eten«, sagte er gereizt.
    »Auf gar keinen Fall«, erwiderte Nicko.
    Der kurzsichtige Pförtner musterte Nicko genauer, und

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