Septimus Heap - Fyre
verbracht hatte, wie ein nasser Sack. Nursie schnarchte im Fremdensessel, und Merrin fläzte auf dem Sofa, trat gegen die Tischbeine und sah zu, wie der Wasserkrug wackelte.
»Guten Morgen, Merrin«, grüßte Marcia.
Merrin glotzte sie an. »Morgen«, erwiderte er misstrauisch.
Nursie schlug die Augen auf. Beim Anblick der Außergewöhnlichen Zauberin kam sie sofort zur Sache. »Halten Sie uns hier gefangen?«, fragte sie.
»Hebamme Meredith, Mr. Mella hat Ihnen doch gewiss erklärt, dass Sie und Ihr Sohn zu Ihrer eigenen Sicherheit hier sind.«
»Lass den Hebel in Ruhe!«, brüllte Alther.
Merrin hatte begonnen, halbherzig in Richtung des Hebels neben dem Kamin zu treten. »Ich habe ihn doch gar nicht berührt«, erwiderte er beleidigt.
»Das will ich dir auch nicht geraten haben«, sagte Alther drohend. »Marcia, bitte auf ein Wort.«
»Rasch, Alther«, sagte Marcia.
»Muss ich hierbleiben?«, flüsterte Alther. »Die nerven mich, wie Septimus sagen würde.«
»Tut mir leid, Alther, aber im Moment ist niemand verfügbar, der mit dem Fremdenzimmer vertraut ist. Oder, um ganz offen zu sein, bei dem ich mir sicher sein kann, dass er Merrin nicht den Hals umdreht.«
»Dieser Bengel ist ein Albtraum«, seufzte Alther.
»Eben. Und nur Sie können mit ihm fertigwerden, Alther. Aber jetzt muss ich wirklich weiter.« Damit schloss sie die Tür und ließ Alther mit seinen Schutzbefohlenen allein.
Marcia konnte Jillie Djinn, die daran Gefallen gefunden hatte, alle paar Sekunden »Feuer! Es brennt!« zu rufen, nicht mehr ertragen und hatte deshalb ihr Hauptquartier in der Großen Halle aufgeschlagen. Aus der Kantine hatte man einen großen runden Tisch geholt, auf den Marcia, nachdem er grundiert worden war, eine dauerhafte Karte der Burg projiziert hatte. Die Wachen in den Beobachtungsstationen schickten alle fünfzehn Minuten Boten mit Berichten über die Ausweitung der Brände nach unten, die inzwischen überall in der Burg ausbrachen.
Rose hatte die Aufgabe, die entsprechenden Stellen auf dem Tisch mit Feuertafeln zu markieren. Und hätten die Tafeln nicht für echte Brände gestanden, hätte ihr die Arbeit Spaß gemacht. In einer Ledertasche hatte sie dicke rote Scheiben, die, sobald man sie auf den grundierten Tisch drückte, Feuer fingen und so lange brannten, bis sie mithilfe eines Zaubers wieder gelöscht wurden. Bislang hatte Marcia noch keine gelöscht, und nach einer Meldung aus der Beobachtungsstation West hatte Rose soeben in einen besonders alten Teil der Burg vier weitere Feuertafeln gelegt. Die Flammen sprangen von Haus zu Haus.
Auf einem anderen Tisch, in sicherer Entfernung von den Feuertafeln, lag die Lebendkarte dessen, was darunter liegt, die Simon – dessen dick verbundener Fuß auf einem Stuhl hochgelagert war – nicht aus den Augen ließ. Im Moment beobachtete er einen merkwürdigen Schatten, der sich vorhin, als er ihn entdeckte, oberhalb der Feuerkammer befunden hatte. Simon hatte ihn bis zum Palast verfolgt, wo er eine Zeit lang auf der Stelle verharrt hatte. Nach seiner und Marcias Überzeugung konnte es sich nur um die Ringzauberer handeln. Inzwischen bewegte sich der Schatten durch die Tunnel in Richtung Zaubererturm, was Marcia bedenklich stimmte.
In diesem Moment ging die Tür des Zaubererturms auf, und Beetle stürzte herein. Ein Blick in sein Gesicht verriet Marcia, dass er weitere schlechte Nachrichten brachte.
»Die Eistunnel werden überflutet!«, rief Beetle.
Ein Aufstöhnen ging durch die Halle. Marcia sah Beetle ungläubig an. »Das kann nicht sein«, sagte sie.
»Doch. Der Tunnel unter dem Manuskriptorium gleicht einem Sturzbach. Wie Romilly da herausgekommen ist, ist mir ein Rätsel.«
»Romilly war da unten?«
»Sie hat die Eisschmelze beobachtet«, erklärte Beetle. »Sie war ziemlich weit in die Tunnel vorgedrungen, als ihr plötzlich auffiel, dass sich die Schmelze beschleunigte – Eisbrocken fielen von der Decke, und die Kufen ihres Schlittens kratzten auf den Steinen. Sie kehrte um, aber als sie in die lange Gerade unter dem Manuskriptorium einbog, hörte sie ein Donnern. Die arme Romilly. Sie wusste genau, was das war. Eine Wasserwand erfasste den Schlitten und riss ihn mit sich fort – sie konnte sich nur retten, weil sie eine Sprosse direkt unter der Eisluke zu fassen bekam.«
»Aber sie ist wohlauf?« fragte Marcia.
»Sie hat einen Schock und ein paar blaue Flecken. Aber sonst fehlt ihr nichts.«
Julius Pike schwebte vom großen Tisch
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