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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Kälte durchdrungen. Jenna schlüpfte rasch in ihre Wintersachen und verließ, in ihren roten, pelzgefütterten Mantel gehüllt, das Zimmer.
    Der Geist Sir Herewards, der vor ihrer Zimmertür wachte, schreckte aus dem Schlaf hoch. Ein geisterhaftes »Guten Morgen, Prinzessin« hallte Jenna nach, als sie den Gang entlanghastete.
    »Morgen, Sir Hereward!«, rief sie über die Schulter zurück und verschwand um die Ecke.
    Sir Hereward schüttelte den Kopf. Dass es die Lebenden immer so eilig haben mussten! Der Geist vollzog eine altmodische militärische Kehrtwende und marschierte dann langsam hinunter zum Palasttor, wo er neuerdings immer Posten bezog, wenn die Prinzessin nicht in ihrem Zimmer weilte.
    Unterdessen schnappte sich Jenna im Erdgeschoss ein paar Reste, die noch vom Abendessen auf dem Tisch standen, zog den Mantel enger, trat ins Freie und ging zwischen den Schneeskulpturen hindurch, wobei sie kurz stehen blieb, um diejenigen zu bewundern, die ihr am besten gefielen. Schon von Weitem bemerkte sie zwei große, plumpe Gestalten links und rechts vom Palasttor. Sie näherte sich ihnen vorsichtig. Wer sie wohl sein mochten? Und dann fiel es ihr wieder ein – heute war der Tag des alljährlichen Schneemann-Wettbewerbs. Sie stieß das Tor auf und trat zwischen den beiden Wächtern aus Schnee hinaus.
    »Fröhlichen Schneemanntag, Prinzessin!«, rief einer der beiden Schneemänner.
    Jenna zuckte überrascht zusammen. Dann erblickte sie den roten Bommel einer Pudelmütze und gleich darauf das freche Grinsen eines kleinen Jungen, der hinter der massigen Schneefigur hervorspähte. Er saß auf den Schultern eines viel größeren Freundes und war gerade dabei, letzte Hand an sein Werk zu legen.
    »Fröhlichen Schneemanntag«, antwortete Jenna und lächelte zurück. »Er ist schön«, sagte sie, auf den Schneemann deutend.
    Die Jungen lachten. »Wir werden gewinnen!«
    »Viel Glück!« Jenna bog, in ihren pelzgefütterten Stiefeln durch den Neuschnee stapfend, in Richtung Zaubererallee ab. Mit ihrem roten Mantel, der von der dezenteren Winterkleidung der meisten anderen Leute abstach, war sie weithin zu erkennen, als sie dem frisch geräumten Weg folgte, der an den Geschäften entlangführte. Sie kam an Schneemännern in allen möglichen Größen und Formen vorbei. Larrys Übersetzungsladen für tote Sprachen wartete mit einem überraschend fröhlichen Exemplar auf, das ein breites Grinsen in Form einer Melonenscheibe zeigte und Larrys Lieblingsschal trug. Jenna vermutete, dass Schal und Grinsen sofort verschwinden würden, wenn Larry sie entdeckte. Das Sandwich-Zauberland schmückte sich mit einem Schneemann aus regenbogenfarbenem Schnee, der in den Augen wehtat, und vor Sandras Heimtierpalast hockte ein beunruhigend großes Kaninchen mit einer riesigen Karotte. Dann kam Jenna an drei Druckereien vorüber. Vor jeder stand ein kleiner Schneemann mit Druckerschürze, der in einem Buch las. Als sie sich dem Zaubererturm näherte, sah sie eine vertraute Gestalt auf den Großen Bogen zusteuern. Sie trug die dunkelblaue Robe des Obermagieschreibers, woran sich Jenna erst noch gewöhnen musste, und unter ihrem Arm klemmte eine lange Metallröhre.
    »He, Beetle!«, rief Jenna und ging schneller.
    Der Obermagieschreiber drehte sich um, winkte und wartete, bis sie bei ihm war.
    »Hallo«, keuchte Jenna. »Wie geht’s?«
    Beetle lächelte. »Gut«, antwortete er. »Sehr gut. Und dir?«
    »Großartig. Ja, blendend, danke.« Jenna musterte Beetle schüchtern. In seiner Amtstracht kam er ihr ganz verändert vor. Es war kaum zu glauben, dass derselbe Beetle vor gar nicht so langer Zeit noch für den jähzornigen Larry gearbeitet hatte. Er wirkte jetzt größer, älter, und seine braunen Augen ruhten mit einem seltsam kühlen Ausdruck auf ihr. Früher hatte er sich immer sehr gefreut, sie zu sehen, doch nun, als Obermagieschreiber, war er viel reservierter. Sie war sich nicht sicher, ob ihr das gefiel.
    Die goldenen Bänder an seinen Ärmeln glitzerten, als er den Arm hob, um seine Augen vor der grellen Morgensonne zu schützen, und dann fuhr er sich mit der Hand durch das widerspenstige schwarze Haar. Ein vertraute Geste, und Jenna lächelte.
    »Ich muss weiter, Marcia erwartet mich in …«, Beetle warf einen Blick auf seine Uhr, »… genau fünf Minuten und zweiundvierzig Sekunden.«
    Jenna blickte ihn entsetzt an.
    Da grinste Beetle übers das ganze Gesicht. »Reingefallen!«, rief er.
    »Du Schuft«, sagte Jenna und lachte –

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