Septimus Heap - Fyre
Schnallen hinten an seinen Schuhen im Mondschein glänzten.
Simon fehlten die Worte. In der Hand hielt er ein wertvolles Exemplar des Buches Ich, Marcellus, das der Alchimist geschrieben hatte. Marcellus hatte ihn aufgefordert, es gründlich zu lesen und am folgenden Abend um sechs Uhr bei ihm vorzusprechen.
»Tja«, sagte Lucy. »Wer hätte das gedacht?«
* 15 *
DER LETZTE TAG
Septimus erwachte früh in seiner Dachkammer im Haus an der Schlangenhelling. Draußen schneite es heftig, und das graue Licht des Wintermorgens erfüllte das Zimmer. Er entzündete die Kerze auf dem Nachttisch und ließ sich, da er nur ungern das warme Bett verließ, ins Kissen zurücksinken. Das war etwas, was er nicht vermissen würde. Im Zaubererturm herrschten immer ideale Temperaturen. Bei Marcellus war es, wie in allen alten Häusern der Burg, im Winter bitterkalt.
Eine Stunde später stand Septimus mit Marcellus in einem alten Schuppen am Ende der Goldknopf-Steige – einer kleinen Sackgasse, die ganz hinten vom Alchimieweg abzweigte. Der Schuppen war nur Tarnung für einen geheimen Zugang zum Alchimie-Kai, den Marcellus unlängst wieder geöffnet hatte. Nachdem er die kleine Eisentür hinter sich verschlossen hatte, hob er einen runden Schachtdeckel im Lehmboden an. Ein rotes Licht schien von unten herauf und strahlte die roh behauenen Steine des kegelförmigen Schuppendachs an. Vorsichtig nahm Marcellus eine kleine Feuerkugel von dem Haken direkt unter der Luke, hängte sie an seinen Gürtel und stieg die Eisensprossen hinunter, die an der Wand des Schachts angebracht waren. Septimus schwang sich hinter ihm hinein und schloss scheppernd die Falltür.
Es folgte ein langer Abstieg durch einen Backsteinschacht, den die Feuerkugel in gespenstisches rotes Licht tauchte. Schließlich erreichten sie einen breiten gemauerten Tunnel und folgten ihm. Nach ein paar Minuten stießen sie auf die erste Krümmung des Labyrinths, doch statt nach links abzubiegen, was sie normalerweise taten, wenn sie zur Großen Kammer wollten, wandte sich Marcellus nach rechts und führte Septimus hinaus zum Alchimie-Kai.
»Heute ist dein letzter Tag«, begann Marcellus.
»Ja«, erwiderte Septimus, der sich fragte, was Marcellus vorhatte. Er konnte nur hoffen, dass es interessanter war, als mit einer Zahnbürste Sand aus Schränken zu kratzen.
»Septimus«, fuhr Marcellus fort, »ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dich auf einen Metzgersgang geschickt habe, um die Wolkenflasche zu holen. Ich habe Zeit zum Nachdenken gebraucht.«
»Wie?«, fragte Septimus.
»Ja. In deiner Abwesenheit habe ich erkannt, wie sehr ich dich schätze. Es war ein Fehler von mir, dich nicht in alles einzuweihen, was ich hier tue.«
»Aha«, sagte Septimus, nicht übermäßig überrascht.
Marcellus holte tief Luft, denn er wusste, dass er nun einen unwiderruflichen Schritt tun würde. »Ich möchte dir das Feuer zeigen.«
Septimus sah ihn fragend an. »Aber Sie haben es doch noch gar nicht entzündet.«
»Lehrling, der Ofen in der Großen Kammer ist nur eine Attrappe. Das richtige Feuer brennt bereits.«
Plötzlich fügte sich für Septimus alles zusammen. »Wo?«, fragte er.
»Komm. Ich werde es dir erklären.« Marcellus führte Septimus zum Rand des Kais, wo das an einem Ring festgebundene rosa Paddelboot sachte an seiner Leine tanzte. Marcellus hatte es für alle Fälle behalten – ein Alchimist hielt sich immer einen Fluchtweg offen. Der Unterfluss-See lag dunkel zu ihren Füßen, und Septimus befiel das vertraute Schwindelgefühl, das er immer verspürte, wenn er am Rand des Unterfluss-Sees stand.
»Siehst du die Strömungen im Wasser?«, fragte Marcellus.
Septimus nickte.
»Dreißig Meter von hier ist ein Schleusentor. Vor ungefähr einer Woche habe ich es geöffnet. Jetzt fließt Wasser durch das Tor und ergießt sich in einen durch das Gestein gebohrten Kanal, der zu einem Speicher weit unten führt. Mit diesem Wasser wird das Feuer gemacht.«
»Aber mit Wasser kann man doch kein Feuer machen«, wandte Septimus ein.
»Das alchimistische Feuer ist anders«, erklärte Marcellus. »Es ist wie ein schönes, lebendiges Wesen. Und Leben braucht Wasser. Ich möchte, dass du es siehst, bevor du mich verlässt, Septimus. Wenn du dann in den Zaubererturm zurückkehrst, wirst du erkennen, dass das, was die anderen über das Feuer sagen, nicht wahr ist.«
Septimus war verwirrt. »Aber bisher hat noch nie jemand mit mir über das Feuer
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