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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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nach unten. Doch egal, ob die Kammer noch ein Stück nach unten fahren musste oder nicht, der Pfeil rührte sich nicht.
    In diesem Augenblick begann das blaue Licht, das die Kammer erhellte, zu verblassen. Kurz bevor er vollständig erlosch, sah Septimus Panik über Marcellus’ Gesicht huschen. Und dann war es dunkel – kein orangefarbener Pfeil mehr, kein grünes Licht mehr, nur noch stockfinstere Nacht.
    Septimus wartete darauf, dass sein Drachenring zu leuchten beginnen würde. Und das war seltsam, denn normalerweise brauchte er überhaupt nicht zu warten. Seine linke Hand tastete nach seinem rechten Zeigefinger und prüfte, ob der Ring noch da war. Das war er. Aber warum leuchtete er dann nicht wie sonst in solchen Fällen? Warum nicht? Septimus spürte aufkommende Panik in der Magengegend und unterdrückte sie. Die tiefe Dunkelheit erinnerte ihn an eine entsetzliche Nacht, die er im Alter von fünf Jahren in einer Wolverinengrube der Jungarmee zugebracht hatte.
    »Mein Ring«, sagte er in die Dunkelheit hinein. »Mein Drachenring reagiert nicht.«
    »Nein«, kam es von Marcellus düster zurück.
    Septimus glaubte, das Eingesperrtsein in dieser Finsternis keine Sekunde länger ertragen zu können. Er musste etwas tun.
    »Ich versuche es mit einem Transportzauber.«
    Er hörte einen Seufzer des Alchimisten und deutete ihn falsch.
    »Marcellus, ich komme wieder, das wissen Sie. Aber ich muss Hilfe holen. Marcia weiß bestimmt, was zu tun ist.«
    Noch ein Seufzer.
    »Wir müssen es Marcia jetzt sagen, Marcellus. Wir haben keine andere Wahl. Ich bin bald wieder da. Ich lasse Sie nicht im Stich, versprochen.«
    Keine Antwort.
    »Sie glauben mir doch, oder?«
    Endlich antwortete Marcellus. »Ja, ich glaube dir, Lehrling. Ich glaube dir, weil ich unbegrenztes Vertrauen in dich habe. Aber selbst wenn ich kein Vertrauen in dich hätte, würde ich dir noch glauben – weil ich bedauerlicherweise weiß, dass du mich nicht alleinlassen wirst. Jedenfalls nicht mithilfe eines Transportzaubers.«
    »Wie meinen Sie das?« Der Ton, in dem Marcellus gesprochen hatte, machte Septimus Angst.
    Es folgte eine längere Stille, ehe Marcellus wieder sprach. »Lehrling, hier in der Kammer wirkt Magie nicht.«
    »Nein, das ist nicht wahr.«
    »Nun … leuchtet dein Drachenring etwa?«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Auch er ist Magie, Lehrling.«
    Septimus strich mit den Fingern über den Ring. Er steckte kalt und teilnahmslos an seinem Finger, wie ein ganz gewöhnlicher Ring. Das leichte magische Prickeln, das Septimus sonst immer spürte, war verschwunden. Ein Gefühl der Ausweglosigkeit überkam ihn. Er begriff, dass Marcellus die Wahrheit sagte – Magie wirkte in der Kammer nicht.
    Sie saßen in der Falle.

 
    * 16 *
    VERMISST
     
     
     
    An diesem Abend war Lucy um fünf nach sechs damit beschäftigt, selbst gestrickte Vorhänge – ein interessantes Experiment ihrerseits – aufzuhängen, und beobachtete dabei vom Fenster aus Simon, der vor Marcellus Pyes Haustür wartete. Sie sah, wie Simon ein drittes Mal klopfte, zurücktrat und zu den Fenstern hinaufschaute, dann den Kopf schüttelte und über die Straße zu ihrem Haus zurückkam.
    »Er ist nicht da«, erklärte Simon enttäuscht, als er in die kleine vordere Stube trat. Lucy musterte gerade zufrieden ihre Vorhänge – besonders gut gefielen ihr die Löcher, wo sie die eine oder andere Masche hatte fallen lassen. »Keine Sorge, Simon«, sagte sie. »Er kommt sicher gleich zurück.«
    Simon zog das Buch Ich, Marcellus aus der Tascheund betrachtete es. »Das habe ich mir gleich gedacht«, brummte er bedrückt. »Es war zu schön, um wahr zu sein.«
    »Red keinen Unsinn, Simon. Wenn Marcellus dich nicht als Lehrling wollte, hätte er dir nicht sein kostbares Buch gegeben. Wir setzten uns jetzt hier hin und warten, bis er kommt.«
    Simon kochte eine Kanne Kräutertee und stellte sie auf den Tisch neben einen kleinen, zerbeulten Kasten, auf dem Spürnase stand. Er öffnete den Kasten, nahm seinen alten, abgenutzten Fährtensucherball heraus und begann, ihn von einer Hand in die andere zu werfen, wie er es immer tat, wenn er unruhig war. Lucy goss den Tee ein, und gemeinsam saßen sie am Fenster und hielten nach dem Alchimisten Ausschau.
    Die Nacht brach herein, und Kerzen wurden in die Fenster der Häuser links und rechts neben Marcellus’ Haus gestellt, aber seines blieb dunkel. Plötzlich sah Lucy eine eingemummte Gestalt schnellen Schrittes die Helling herunterkommen und auf

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