Septimus Heap - Fyre
keinen Unterschied zu dem, was er vorher gesehen hatte, aber es half ihm, den Blick nach innen zu richten – auf einen anderen Ort. Er hob die rechte Hand und rief sich in Erinnerung, wie er einmal tief unter den Sireneninseln eine ähnliche Tür geöffnet hatte. Er vergegenwärtigte sich das kalte, glatte Material der Kammer, das er damals unter der Hand gespürt hatte. Er stellte sich vor, er wäre jetzt dort, in ihrem hellen blauen Licht, und ließ seine Hand wandern, wohin sie wollte. Dann drückte er mit aller Kraft gegen die Wand. Er vernahm ein leises Zischen und einen erleichterten Seufzer des Alchimisten.
»Sie ist offen! Du hast es geschafft, Lehrling. Du hast es geschafft! «Vor lauter Angst, die Tür könnte sich unversehens wieder schließen, zog Marcellus Septimus eilends aus der Kammer. Kaum waren sie über die Schwelle, sank er zu Boden und vergrub den Kopf zwischen den Knien.
Auch Septimus, dem ganz schwummrig vor Erleichterung war, ließ sich auf den Boden plumpsen. Nur dass da kein richtiger Boden war, sondern lediglich eine wacklige Eisenplattform, und er hatte das Gefühl, dass er sich in schwindelnder Höhe befand. Aber das war ihm nun egal – er war frei. Er würde sein Leben nicht eingeschlossen in einem Kasten tief unter der Erde beschließen. Allmählich nahm er seine Umgebung wahr. Er spürte, dass ihn ein riesiger Raum umgab. Es war warm, und alles war in ein rot glühendes Licht getaucht, das von unten heraufschien. Doch am eindringlichsten war das Gefühl einer bedeutsamen Stille, in der etwas ruhig im Werden begriffen war.
Septimus kroch vorsichtig über die Plattform, die wirklich sehr wacklig war, zu einem Geländer, unter dem mehrere Feuerkugeln standen, richtete sich auf und spähte hinunter. Ein jäher Schwindel befiel ihn. Von weit, weit unten leuchtete eine große rote Scheibe zu ihm herauf, so hell und intensiv wie die Sonne. Über dem Rot züngelten kleine bläuliche Flammen in die Höhe. Septimus war überwältigt. Das also war das richtige Feuer. Er wandte den Blick ab und sah vor seinen Augen ein perfektes grünes Nachbild. In diesem Moment dämmerte ihm, dass er auf einer Gitterplattform stand, die so löchrig war wie ein Sieb. Mit einem Mal fühlten sich seine Beine wie Pudding an, und er kehrte vorsichtig zu Marcellus zurück.
»Fantastisch«, sagte er, »wie … wie schön es ist.«
»Das ist es«, pflichtete ihm Marcellus bei.
»Und magisch. So lebendig und sanft …« Septimus fehlten die Worte.
Marcellus lächelte. »Du spürst die Magie des Feuers«, sagte er. »Das habe ich mir gedacht, obwohl die meisten Zauberer sie nicht spüren.«
Septimus war tief beeindruckt. »Ich wünschte, Sie hätten es mir schon früher gezeigt.«
Marcellus schwieg eine Weile. »Das hätte ich wohl tun sollen. Aber kann ich dich jetzt dazu bewegen, deine Meinung zu ändern und mein Lehrling zu werden? Für immer?«
Wie gerne hätte Septimus Ja gesagt. Doch er hätte zu viel dafür aufgeben müssen. »Ich … ich würde wirklich gern.«
»Wunderbar.«
»Aber …«
»Aha, ein Aber.« Marcellus lächelte wehmütig. »Damit habe ich gerechnet.«
»Ich kann nicht. Ich habe Marcia mein Wort gegeben.«
»Tja«, sagte Marcellus traurig.
»Aber …«
»Ja?«
»Darf ich manchmal herkommen?«, fragte Septimus.
»Natürlich, Lehrling. Ich möchte keine Geheimniskrämerei mehr – jedenfalls ab nächsten Monat. Du und Marcia, ihr werdet dabei sein, wenn ich den Ring mit dem Doppelgesicht denaturiere.« Marcellus wollte aufstehen, geriet aber ins Wanken und setzte sich wieder. Er war kreidebleich.
»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Septimus und setzte sich neben ihn.
»Das geht gleich vorüber. Ich brauche nur … etwas frische Luft.«
»Davon gibt es hier unten nicht viel.«
»Nein, aber mehr als in diesem Sarg…«
Septimus erschauderte. Er hatte dasselbe gedacht. »Ich frage mich, was wohl auf das Dach gefallen ist.«
»Ziegelsteine«, sagte Marcellus. »Es hat nach Ziegelsteinen geklungen.«
»Aber wieso? Von allein können sie doch nicht heruntergefallen sein.«
»Wahrscheinlich ist Marcia auf der Suche nach dir. Es ist spät geworden.« Marcellus blickte auf seine Uhr. »Eine Stunde nach Mitternacht.«
Septimus sah Marcellus entgeistert an. »Ja, natürlich. Sie sucht mich. Ich hätte zum Einstandsessen zurück im Turm sein müssen.«
»Schau nicht so besorgt, Lehrling. Es ist gut, dass sie gekommen ist. Ohne sie würden wir immer noch feststecken.«
Septimus wurde
Weitere Kostenlose Bücher