Septimus Heap - Fyre
dir nicht gesagt, dass alles noch gut wird?«
Simone grinste. »Ja, Lucy, das hast du. Du hast es sogar ziemlich oft gesagt, wenn ich mich recht erinnere.«
Im Zaubererturm schlief Septimus noch.
Marcia, die oben in der Pyramidenbibliothek weilte, war sehr glücklich. Sie hatte ihren Lehrling zurück, und alles konnte nun wieder seinen geregelten Gang gehen. Im Moment bereitete sie für Septimus den nächsten Abschnitt seines Entschlüsselungskurses vor – den praktischen Teil. Wie jeder Lehrling vor ihm sollte er sich an den Hieroglyphen versuchen, die in die Silberplatte an der Spitze der goldenen Pyramide, die den Zaubererturm bekrönte, eingraviert waren.
Nach der vorherrschenden Meinung galten sie als unentzifferbar – für Marcia waren sie nur »unverständliches Kritzelkratzel«. Aber die Übung war eine alte Tradition, und Marcia fand, dass man an ihr festhalten sollte.
Vor ihr lag ein brüchiges Blatt Papier, auf das ein längst verstorbener Außergewöhnlicher Zauberer die Hieroglyphen durchgepaust hatte. Nach Ansicht Marcias waren sie nicht besonders deutlich zu erkennen. Kein Wunder, dass niemand herausbekommen hatte, was sie bedeuteten. Reumütig dachte sie an eine Bemerkung, die sie einmal Septimus gegenüber gemacht hatte, von wegen, dass man »zu den ursprünglichen Quellen zurückkehren« müsse. Sie hatte nämlich das ungute Gefühl, dass er genau das tun würde. Dass er auf die Pyramidenspitze klettern, sich dort hinsetzen und über den Hieroglyphen brüten würde. Oder zumindest eine eigene Kopie anfertigen würde. Ein Schauer lief ihr über den Rücken – in ihren Albträumen war Septimus schon so oft abgestürzt, dass es ihr für den Rest ihres Lebens reichte. Sie fasste einen Entschluss. Für den Fall, dass Septimus aufwachte, bevor sie zurück wäre, schrieb sie ihm eine kurze Nachricht, stöckelte dann die Steintreppe hinab, um die Nachricht an seine Tür zu heften, anschließend wieder hinauf in die Bibliothek, um einen Briefumschlag zu holen, den sie vergessen hatte, und wieder die Treppe hinunter und eilends an Jillie Djinns Geist vorbei zur Tür hinaus.
In der Großen Halle klopfte sie an die Portierloge der Zauberin vom Dienst. Hildegard öffnete.
»Ah, Miss Pigeon«, sagte Marcia frostig. »Ich dachte, Sie hätten heute Morgen vielleicht Gesellschaft.«
»Nein, Madam Marcia. Heute Morgen ist es sehr ruhig.«
»Ist Mr. Banda anderweitig beschäftigt?«
»Ich glaube, ja, Madam Marcia. Wollen Sie ihm eine Nachricht hinterlassen, falls er noch vorbeischaut?«
»Nein«, erwiderte Marcia.
»Kann ich sonst etwas für Sie tun?«
Marcia reichte ihr den Umschlag. »Mein Plan für die Lehrlingsrotation in der Pyramidenbibliothek. Würden Sie ihn bitte ins Krankenrevier hinaufschicken?«
»Selbstverständlich, Madam Marcia. Wird sofort erledigt.«
»Ich bin in ungefähr einer Stunde zurück.«
»Sehr wohl, Madam Marcia.«
Hildegard rief nach dem diensthabenden Botenlehrling und gab ihm den Umschlag, dann kehrte sie in die Portierloge zurück und seufzte. Sie wusste, dass sie Marcia verstimmt hatte, hatte aber keine Ahnung, womit. Sie setzte sich und schrieb einen Brief zu Ende.
Lieber Milo,
danke für Ihre Nachricht. Wir treffen uns um zwei heute
Nachmittag am alten Backhaus.
Hildegard.
Marcia schenkte Hildegard bei ihrer Rückkehr keinerlei Beachtung. Sie eilte zur Treppe, stellte auf Schnellbetrieb und sauste in den zwanzigsten Stock hinauf. Dort fand sie Septimus in der Küche, wo er sich gerade einen Haferbrei gekocht hatte.
»Ah, Septimus«, sagte sie fröhlich.
»Morgen«, antwortete Septimus verschlafen und kratzte den Brei in seine Schale.
»Kaffee?«, fragte Marcia strahlend.
»Oh, ja, bitte!« Septimus sah sie überrascht an. Normalerweise war es seine Aufgabe, Kaffee zu machen.
Marcia schnippte mit den Fingern in Richtung Kaffeekessel, der sich zusammen mit der Zuckerdose in einer dunklen Ecke herumdrückte. »Für zwei!«, befahl sie ihm. Der Kessel schaufelte zwei Löffel Kaffee in sich hinein, fügte drei Teelöffel Zucker hinzu und stellte sich unter den Wasserhahn, der sich freundlicherweise aufdrehte, dann hoppelte er hinüber zum Herd und platzierte sich auf einen Ring. »Anzünden!«, befahl Marcia dem Herd.
Septimus lächelte. Wenn er Kaffee kochte, musste er alles selbst machen. Der Kaffeekessel war ein Ein-Zauberer-Kessel und nahm von ihm nicht die geringste Notiz.
Marcia wartete, bis Septimus seinen – in Sirup schwimmenden –
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