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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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wäre sie auch ein Kinderspiel geworden, wäre Morwenna nicht unbefugt in ein Drachenrevier eingedrungen. Feuerspei ließ Jenna liebend gern über seine Wiese gehen – Hexenmantel hin oder her –, doch bei einer richtigen Hexe lag der Fall für ihn ganz anders.
    Hat eine Hexe einen Fußfolge-Zauber gesprochen, ist es ihr nicht möglich, von den Fußstapfen aufzuschauen. Morwennas leuchtend blaue Hexenaugen waren daher fest auf den Boden gerichtet, sodass sie mächtig erschrak, als plötzlich zwei riesige grüne Drachenfüße mit wirklich sehr großen Krallen vor ihr auftauchten. (Niemand schnitt Feuerspei mehr die Fußnägel. Selbst Billy Pot, der Drachenhüter, hatte es aufgegeben, weil seine Eisensäge davon stumpf wurde.)
    Morwenna stieß einen höchst unanständigen Waldfluch aus und drosselte ihre Schritte – aber stehen bleiben konnte sie nicht. Ihre Füße mussten dem Zauber gehorchen, und so steuerte sie unaufhaltsam auf den Bauch des finster dreinblickenden Drachen zu. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Und auch Binkie hatte es sich nicht so vorgestellt – den Schwanz gesträubt, dass er wie eine Flaschenbürste aussah, flitzte er auf und davon in die Nacht.
    Feuerspei fauchte drohend. Drachengeifer spritzte auf Morwennas Winterpelzmantel und brannte mehrere Löcher hinein. Ein ekliger Geruch nach versengter Wolverine stieg ihr in die Nase, aber sie musste weitergehen, ob sie wollte oder nicht. Mit einiger Mühe quetschte sie sich unter Feuerspeis Bauch hindurch und näherte sich den Hinterbeinen, die mit furchterregenden Stacheln bewehrt waren. Morwenna wurde angst und bange – die Stacheln waren messerscharf. Der Drache würde sie in Stücke schneiden.
    Nach seinem Kampf mit dem Dunkeldrachen vor nicht allzu langer Zeit waren Feuerspei seine Erwachsenen-Sporne gewachsen. Er war mächtig stolz darauf, doch sie waren nicht nur extrem spitz, sondern auch neu und empfindlich, und Feuerspei wollte nicht, dass ihnen eine Hexe zu nahe kam. Also hob er zu Morwennas Erstaunen und tiefer Erleichterung einen Fuß nach dem anderen und trat beiseite. Im Eiltempo hatte Morwenna die Drachenwiese hinter sich gelassen – freilich nicht ohne vorher noch von einem wohlgezielten Klecks Drachensabber im Rücken getroffen zu werden. Feuerspei sah der Hexe nach, wie sie angewidert davoneilte, dann erhob er sich in die Lüfte, um zur Bootswerft zu fliegen, wo er neuerdings jede Nacht dem Drachenboot Gesellschaft leistete.
    Morwenna folgte rasch und geräuschlos dem Pfad, der am Flussufer entlangführte. Im Mondlicht war von ihr nur ein Schatten zu sehen, da ihr Waldhexenmantel mit dem Schnee und dem Fluss dahinter verschmolz. Sie war froh, dass sie sich zu dem Fußfolge-Zauber entschlossen hatte, denn der Schnee auf dem Pfad war festgetreten – die Prinzessin konnte überall sein. Als sie an eine Biegung kam, stellte sie überrascht fest, dass ihre Füße vom Pfad abbogen und sie durch eine schmale Lücke in der Hecke trugen. Sie schlüpfte durch das schneebedeckte Gestrüpp und trat lautlos auf den alten Steg. Die Hexe schmunzelte. Besser hätte es sich nicht fügen können. Am frühen Abend hatte sie am Ende dieses Stegs ihr kleines Ruderboot festgemacht.
    Jenna saß gegen einen Vertäupfahl gelehnt da, beobachtete das wacklige Spiegelbild des Mondes auf der dunklen Wasseroberfläche und fragte sich, warum sie sich so darüber ärgerte, dass Marissa Beetle gebeten hatte, sie nach Hause zu begleiten. Als Marissa ihr erzählt hatte, dass sie jetzt in einem Zimmer über Botts Mantel-Basar wohnte, hatte sie sich noch für sie gefreut – bis ihr später klar geworden war, dass genau gegenüber das Manuskriptorium lag. Und dann hatte sie sich komischerweise überhaupt nicht mehr gefreut. Ja, sie hatte sich sogar bei dem Gedanken ertappt, wie schön es wäre, wenn sie selbst ein Zimmer gegenüber dem Manuskriptorium mieten könnte und nicht so weit abseits im Palast wohnen müsste. Das hatte sie ganz durcheinandergebracht. Sie liebte den Palast – wie konnte sie ihn mit einem winzigen Zimmer über Botts Laden vergleichen, wo es nach alten gebrauchten Mänteln muffelte? Warum sollte sie dort wohnen wollen?
    Während sie noch über die Vorzüge des Palastes im Vergleich zu Botts Mantel-Basar nachsann, fing plötzlich der Steg zu wackeln an. Sie drehte sich um, und der Schreck fuhr ihr in die Glieder. Die wohlbeleibte Gestalt Morwenna Moulds kam über den Steg geschlichen, wobei sie auf ziemlich sonderbare Weise ihre

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