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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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findet dich,
    Die zweite hat ein Aug auf dich
    Die dritte, ach du Schreck,
    Lässt dich nicht mehr weg.
     
    Und sie hätte wetten können, dass eine der beiden Gestalten Marissa war. Doch plötzlich donnerte eine Stimme, die ganz und gar nicht nach Marissa klang: »Sofort aufhören!«
    Noch nie war Jenna so froh gewesen, diese Stimme zu hören. »Milo!«, rief sie. »Hilfe! Hilfe! «
    Die morschen Planken bebten, als Milo mit wuchtigen Schritten auf sie zukam. Morwenna gab Jenna einen kräftigen Stoß, aber darauf war sie gefasst. Den Schwung nutzend – und den Umstand, dass Morwenna sie nicht loslassen konnte –, schwang sie sich einmal ganz um den Pfahl herum und zog die Hexe mit sich. Sie hatte gehört, dass Hexen Wasser nicht vertrugen, und so hoffte sie, dass der Schock durch das Wasser Morwenna dazu bringen würde, den Greifzauber aufzuheben. Die Hexe geriet ins Taumeln, und Jenna machte sich auf den Sturz ins eiskalte Nass gefasst.
    Da packte Milo die Hexe an der Schulter und riss sie vom Rand zurück. »Ssal niem dnik ierf!«, brüllte er.
    Morwenna stieß einen wütenden Schrei aus, und Jenna spürte, wie die Hexe ihren Arm losließ. Die Prinzessin sprang zurück, und zusammen mit Milo gab sie Morwenna einen kräftigen Stoß. Die Hexe landete rücklings in ihrem Boot und zappelte mit allen vieren in der Luft wie ein auf den Rücken gefallener Käfer. Das Boot tat das, was kleine runde Boote am besten können: Es drehte sich im Kreis, immer und immer wieder, und gleichzeitig trieb es auf den Fluss hinaus. Milo und Jenna sahen zu, wie die Hexe durch das Spiegelbild des Mondes wirbelte, dann erfasste die Strömung das Boot und riss es mit sich fort, ließ es über die Wellen in der Flussmitte hüpfen und trug die Hexenmutter zurück in den Wald.
    »Wieso hat sie mich losgelassen? Was hast du denn zu ihr gesagt?«, fragte Jenna.
    Milo hatte am Morgen, nachdem ihm Jenna eine Kusshand zugeworfen hatte, einen Entschluss gefasst. Nun, da sie ihm endlich erlaubte, ihr Vater zu sein, wollte er damit beginnen, sich auch wie einer zu benehmen. Und so gab er ihr jetzt wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt auf eine Frage eine direkte Antwort: »Ich habe gesagt: ›Lass mein Kind frei.‹ Nur rückwärts.«
    Das hatte Jenna nicht erwartet. »Oh …«, machte sie.
    Milo fiel es nicht leicht, aber er sprach weiter. »Als … nun ja, als Cerys, deine Mutter, mit dir schwanger wurde, machte sie sich große Sorgen, dass du aus der Wiege geraubt werden könntest. Die Wendron-Hexen tun so etwas nämlich gern. Sie stehlen Säuglinge aus ihren Wiegen und ziehen sie als Hexen groß – und am liebsten Prinzessinnen. Eine Prinzessin ist für einen Hexenzirkel ein unermesslicher Gewinn, heißt es.«
    Jenna nickte. Sie wusste Bescheid.
    »Zu der Zeit, als Cerys Königin war, stahlen die Wendron-Hexen in der Burg eigentlich keine Säuglinge mehr, aber deine Mama fürchtete, eine kleine Prinzessin könnte sie wieder in Versuchung führen. Und so hat sie mir einen mächtigen Umkehrzauber beigebracht.« Milo lächelte bei der Erinnerung. »Tja, ich musste mich hinsetzen und ihn immer wieder auswendig aufsagen.«
    Erneut überkam Jenna das Was-hätte-sein-können-Gefühl. »Und du hast dich noch daran erinnert. Nach so langer Zeit«, sagte sie leise.
    Getreu seinem Vorsatz, immer ehrlich zu Jenna zu sein, musste Milo ein Geständnis machen. »Na ja, fast. Obwohl ich mich bestimmt erinnert hätte. Aber zum Glück hat deine Mutter mein Gedächtnis aufgefrischt. So etwas muss nämlich gleich beim ersten Mal funktionieren. Bei Hexen bekommt man selten eine zwei Chance.«
    Jenna wusste, dass sie Glück gehabt hatte. Dem Porter Hexenzirkel war sie ein Mal und den Wendron-Hexen nun schon zum zweiten Mal entwischt. »Aller schlechten Dinge sind drei« war ein weiterer bekannter Hexenspruch. Aber eine Sache, die Milo gesagt hatte, verstand sie nicht. Und da er ihr ausnahmsweise gerade einmal tatsächlich antwortete, fragte sie ihn: »Was meinst du damit, meine Mutter habe dein Gedächtnis aufgefrischt ?«
    Milo betrachtete Jenna mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Sie erschien ihm so jung, zu jung. Aber was wusste er schon? Die Königin hatte immer recht. »Jenna, deine Mutter, oder vielmehr der Geist deiner Mutter, ist hier.«
    »Hier?«
    »Dort drüben.« Milo drehte sie sanft herum, sodass sie in Richtung Palast blickte.
    »Oh!«, entfuhr es Jenna.
    Am anderen Ende des Landungsstegs stand die geisterhafte Gestalt einer jungen Frau in

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