Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
Vom Netzwerk:
geträumt? Ich erinnerte mich an keinen Traum, nein, ich wusste, dass das Feuer … immer noch loderte. Ich konnte den Rauch beinahe riechen, ich spürte die Hitze in meinem Kopf. Passierte gerade etwas im Garten meiner Grotesken?
    Bei allen Hunden der Heiligen. Wenn dergleichen Dinge ständig in meinem Kopf abliefen, würde ich irgendwann noch verrückt werden.
    Ich legte mich wieder hin, schloss die Augen und betrat meinen Garten. In der Ferne stieg Rauch auf. Ich rannte, bis ich am Rande von Pandowdys Sumpf stand. Zum Glück war er unter Wasser und schlief, sodass ich unbemerkt daran vorbeigehen konnte. Das schneckengleiche Wesen sah von allen meinen Grotesken einem Menschen am wenigsten ähnlich. Ich empfand Mitleid und Abscheu zugleich, aber er war genauso meine Kreatur wie Lars.
    Dann sah ich es. Mitten im Sumpf saß Flederchen und brannte.
    Genauer gesagt schlugen die Flammen aus der Schatulle der Erinnerungen, die er fest an sich drückte und mit seinem ganzen Körper abschirmte.
    Sein leises Wimmern riss mich endlich aus meiner Schreckstarre.
    Ich lief zu ihm, packte das Ding, wobei ich mir die Finger versengte, und schleuderte es ins schwarze Wasser. Es zischte und eine Wolke aus übel riechendem Dampf stieg auf. Ich kniete mich neben Flederchen – der Ärmste, er war doch noch ein Kind! – und untersuchte seinen nackten Bauch, seine Arme, sein Gesicht. Ich konnte nirgendwo Brandblasen sehen, aber seine Haut war so dunkel, dass ich nicht wusste, ob ich Verbrennungen überhaupt erkennen würde. Ich fragte ihn: »Bist du verletzt?«
    »Nein«, sagte er und piekste sich selbst mit seinen Fingerspitzen.
    Bei Sankt Mashas Stein, er sprach mit mir! Ich kämpfte meine Angst nieder und sagte: »Was hast du gemacht? Wolltest du die Schatulle mit meinen Geheimnissen aufbrechen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Schachtel hat plötzlich zu brennen begonnen.«
    »Weil du versucht hast hineinzuschauen?«
    »Nie im Leben, Madamina.« Er überkreuzte die Daumen und legte die Hände zusammen, dass sie aussahen wie ein Vogel, eine Geste, mit der man in Porphyrien um etwas bat. »Ich weiß, was Dein und Mein ist. Sie ist in der vergangenen Nacht in Flammen aufgegangen. Ich warf mich auf sie, um dich zu schützen. Habe ich das recht gemacht?«
    Ich drehte mich zum Wasser; die Blechschatulle schaukelte obenauf, das Feuer brannte immer noch. Jetzt, wo Flederchen sie nicht mehr mit seinem Körper erstickte, spürte ich die Flammen am eigenen Leib.
    Ich hätte nicht genau sagen können, wieso, aber ich wusste, dass sie genau in dem Moment in Brand geraten war, als Imlann auf dem verschneiten Felsen landete. So etwas Ähnliches war schon eimal passiert, damals, als ich plötzlich Comonot gegenüberstand und die Schatulle übergelaufen war. Was für ein Glück, dass sich Flederchen so beherzt auf sie gestürzt hatte. Wenn mich bei meiner Begegnung mit Imlann die Erinnerungen in ihren Bann gezogen hätten, wäre wohl mehr als nur die Schatulle in Flammen aufgegangen.
    Ich wandte mich wieder dem Jungen zu. Das Weiße in seinen Augen stach von seinem dunklen Gesicht ab. »Wie … wie heißt du? Wie ist dein richtiger Name?«, fragte ich.
    »Abdo«, antwortete er. Der Name brachte etwas in mir zum Klingen, ich hatte ihn schon einmal gehört, aber ich wusste nicht wann und wo.
    »Und wo wohnst du, Abdo?«
    »Ich wohne mit meiner Familie in einem Gasthaus. Ich habe Kopfschmerzen bekommen, weil ich die Schachtel festgehalten habe. Ich lag den ganzen Tag im Bett. Mein Großvater macht sich große Sorgen, aber jetzt kann ich schlafen, dann wird ihm wieder leichter ums Herz.«
    Die brennende Schatulle hatte ihm Schmerzen bereitet, aber er hatte sie mehr als einen Tag lang festgehalten. »Woher wusstest du, wie du mir helfen konntest?«, fragte ich.
    »In dieser Welt gibt es zwei geheiligte Beweggründe allen Tuns: Glück und Notwendigkeit. Zum Glück war ich da, um dir die notwendige Hilfe zu leisten.«
    Er war ein kleiner Philosoph. Aber vielleicht waren das alle in dem Land, aus dem er kam. Ich wollte ihn weiter befragen, aber er legte seine Hand auf meine Wange und sah mich ernst an. »Ich habe dich gehört, ich habe dich gesucht und ich habe dich gefunden. Ich habe die Hand nach dir ausgestreckt durch Raum und Zeit und über alle Naturgesetze hinweg. Wie ich das gemacht habe, weiß ich selbst nicht.«
    »Sprichst du so auch mit anderen? Sprechen andere auch so mit dir?« Meine Furcht schmolz dahin. Er war so unschuldig.
    Abdo zuckte

Weitere Kostenlose Bücher