Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
gingen zum Frühstück und Comonot blieb mit einer kleinen Anzahl Saarantrai zurück. Ich wollte ebenfalls den Raum verlassen, aber Orma legte mir die Hand an den Ellbogen und hielt mich zurück. »Würdet Ihr Euer Gefolge ebenfalls entlassen, Ardmagar?«, bat Orma.
Zu meiner Überraschung entsprach der Ardmagar auch diesem Wunsch. Trotz des berüchtigten Vaters musste ihm Orma wohl ausgesprochen harmlos erscheinen.
»Alles in Ard«, sagte Orma. »Es geht um die Zensoren, und ich wollte nicht, dass –«
»Ich glaube nicht, dass das Ansehen deiner Familie noch tiefer sinken könnte«, sagte der Ardmagar. »Und beeil dich bitte. Ohne Frühstück wird dieser Körper ausgesprochen reizbar.«
Orma blinzelte, ihm fehlte seine Brille. »Schon seit sechzehn Jahren jagen mich die Zensoren. Sie prüfen mich unbarmherzig, immer und immer wieder, und sie behindern meine Studien. Wann ist es endlich genug? Wann werden sie einsehen, dass ich nichts anderes bin, als ich sein darf?«
Comonot rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her. »Das müssen die Zensoren entscheiden, Gelehrter. Ich habe keine Macht über sie, ich muss mich ihnen genauso beugen wie du. Das muss so sein. Mit ihrer Unparteilichkeit überprüfen sie uns, falls wir törichte Verhaltensweisen an den Tag legen.«
»Und es gibt nichts, was Ihr tun könnt?«
»Du kannst selbst etwas tun, Gelehrter. Lass deine Erinnerungen und Gefühle freiwillig tilgen. Auch ich werde das tun, sobald ich wieder zu Hause bin.« Der Ardmagar tippte sich an den großen Kopf, mit seinem pomadisierten Haar sah er aus wie ein mit Seetang überwachsener Felsbrocken. »Ich lasse mir all den gefühlsduseligen Müll entfernen. Man fühlt sich danach wie neu geboren.«
Orma versuchte, sein Entsetzen zu unterdrücken; hoffentlich war nur mir das Zucken seines Unterkiefers aufgefallen. »Das kann ich nicht tun, Ardmagar. Sie löschen auch alle Erinnerungen, und dann könnte ich nicht mehr forschen. Aber was, wenn ich Imlann zur Strecke bringe?« Orma wusste offenbar nicht, wann es Zeit war aufzuhören. »Würde das nicht beweisen, wem ich ergeben bin; wäre mir dann der Staat nicht zu Dank verpflichtet –«
»Solche Belohnungen gewährt der Staat nicht, wie du sehr wohl weißt«, unterbrach ihn Comonot.
Seine allzu schnelle Antwort brachte mich in Harnisch. Ich war mir sicher, dass er log. »Basind sollte auch nicht hier sein, dennoch ist er es«, sagte ich vorwurfsvoll. »Eskar hat ausdrücklich betont, dass es sich um einen Gefallen handelt, den man seiner Mutter erweist für den Verrat an ihrem Mann.«
»Ich erinnere mich zwar nicht an diese Angelegenheit, aber es ist ganz gewiss nicht die Regel«, erwiderte Comonot mit einem warnenden Unterton.
»Serafina«, sagte mein Onkel beschwichtigend und streckte die Hand nach mir aus.
Ich achtete nicht auf ihn; mein Vortrag war noch nicht zu Ende. »Schön, nennt es eine Ausnahme, aber könnte man nicht auch für meinen Onkel eine Sonderregelung finden? Er hat nichts weiter getan als –«
»Euren Onkel ? Gelehrter Orma, wer ist diese Person?«, rief der Ardmagar und sprang auf.
Ich starrte Orma fassungslos an. Er hatte die Augen geschlossen und die Hände vor dem Kinn gefaltet, als würde er beten. Er sog die Luft vernehmbar durch die Nase ein, öffnete die Augen und sagte: »Serafina ist die Tochter meiner Schwester, deren Name nicht genannt wird, Ardmagar.«
Comonots Augen traten beängstigend hervor. »Nein … nicht von diesem …«
»Doch, von diesem. Von dem Menschen namens Cl–«
»Sprich seinen Namen nicht aus«, befahl der Ardmagar mit versteinerter Miene. Er dachte einen Moment nach. »Du hast gesagt, sie sei kinderlos gestorben.«
»Ja, das … das habe ich gesagt«, gab Orma zu. Ihm versagte die Stimme und mir brach dabei fast das Herz.
»Die Zensoren wissen, dass du gelogen hast«, folgerte der Ardmagar scharfsinnig. »Das ist ein schwerwiegender Makel und deshalb lassen sie dich auch nicht in Frieden. Merkwürdig ist nur, dass es der Ker nicht berichtet wurde.«
Orma zuckte die Schultern. »Wie Ihr schon sagtet, Ardmagar, die Zensoren sind Euch keine Rechenschaft schuldig.«
»Nein, aber du. Deine Aufenthaltserlaubnis als Gelehrter ist mit sofortiger Wirkung widerrufen, Saar. Du wirst nach Hause zurückkehren und dich einer Exzision unterziehen. Wenn du dies nicht binnen einer Woche tust, wird das Magna Culpa über dich ausgesprochen werden. Hast du mich verstanden?«
»Jawohl.«
Ohne ein weiteres Wort
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