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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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ein Daaniter. Ich gehe nicht umher und kritisiere die Liebschaften anderer Leute.«
    »Als ihr Förderer, hättet Ihr sie da nicht der Botschaft melden müssen, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen?«, fragte ich ihn mit tränenerstickter Stimme. »Hättet Ihr meinen Vater nicht wenigstens warnen können?«
    »Im Nachhinein scheint, es wäre das Natürlichste auf der Welt gewesen«, sagte er leise und betrachtete einen Fleck auf seinem weiten Leinenhemd. »Damals habe ich mich einfach nur für sie gefreut.«
    Schluchzend holte ich Luft. »Warum erzählt Ihr mir das jetzt? Ihr habt doch nicht die Absicht –«
    »Meine unvergleichliche Gehilfin wegzuschicken? Hältst du mich für verrückt, Mädchen? Weshalb, denkst du, warne ich dich vor dem Bluttest? Wir werden dich irgendwohin wegzaubern oder suchen eine hochgestellte Persönlichkeit, die vertrauenswürdig ist und ein Geheimnis für sich behalten kann. Der Prinz –«
    »Nein«, fiel ich ihm sofort ins Wort. »Das ist nicht nötig. Mein Blut ist genauso rot wie das Eure.«
    Er seufzte. »Da habe ich dir also völlig umsonst offenbart, wie sehr ich deine Arbeit schätze. Jetzt glaubst du wahrscheinlich, du könntest dich selbstzufrieden auf die faule Haut legen.«
    »Nein, Viridius«, sagte ich und ging zu ihm. Gerührt drückte ich ihm einen Kuss auf sein schütteres Haar. »Ich weiß wohl, dass das allein Euer Vorrecht ist.«
    »Damit hast du verdammt recht«, brummte er. »Und ich habe es auch verdient.«
    Ich half ihm zu seinem Gichtsofa zurück, und er diktierte mir das Hauptthema und die beiden Nebenthemen seiner Komposition zu Ende, dazu skizzierte er noch den Übergang des einen Themas in das andere mit einem ganz besonderen Tonartwechsel. Anfangs schrieb ich alles mechanisch auf, ich brauchte erst noch Zeit, um mich zu beruhigen, nachdem mir Viridius sein Wissen um das Wesen meiner Mutter offenbart hatte. Aber schließlich tat die Musik ihre besänftigende Wirkung und zugleich setzte sie mich in Erstaunen. Ich kam mir vor wie ein Bauernmädchen, das zum ersten Mal in seinem Leben eine Kathedrale betritt. Hier gab es auch so etwas wie frei schwebende Stützpfeiler und Rosettenfenster der Musik, es erhoben sich Säulen und Bögen und dazwischen beinahe schlicht anmutende Abschnitte der Komposition. Und alles diente einem einzigen Zweck: den majestätischen Klangraum noch prächtiger und vollkommener erscheinen zu lassen, damit das Werk sich bis zum Himmel aufschwang und Ehrfurcht gebot wie die Architektur aus Stein und Licht.
    »Ich glaube, du nimmst mich nicht ernst«, grummelte Viridius, als ich zum Abschluss meine Feder säuberte.
    »Sir?«, fragte ich bestürzt. Die vergangene Stunde hatte ich seine Kunst aufrichtig bewundert. Nach meinem Dafürhalten war das sehr wohl ein Zeichen, dass ich ihn ernst nahm.
    »Du bist noch so neu am Hofe, dass du wahrscheinlich nicht weißt, welchen Schaden dir solche Gerüchte zufügen können. Geh weg von hier, Mädchen. Es ist nichts Ehrenrühriges dabei, wenn du dich mit Bedacht etwas zurückziehst und abwartest, bis der Skandal, dieser verdammte Basilisk, seinen lüsternen Blick auf jemand anderen richtet, besonders wenn man, wie in deinem Fall, tatsächlich etwas zu verbergen hat.«
    »Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich und knickste.
    »Nein, das wirst du nicht«, knurrte er. »Du ähnelst deiner Mutter viel zu sehr.«

    Es wurde schon sehr früh dunkel, was auch an der düsteren Wolkendecke lag, und die Luft roch nach noch mehr Schnee. Nach einem langen Tag, an dem ich viele Aufträge und Aufgaben zu erledigen hatte, musste ich nun noch der Prinzessin Cembalounterricht geben. Sie hatte ebenfalls einen anstrengenden Tag gehabt, der Rat hatte sie ganz in Beschlag genommen. Fünfmal hatte sie mir einen Boten gesandt und jedes Mal darum gebeten, den Unterricht weiter zu verschieben, und nun war es schon fast Abendessenszeit. Auf meinem Weg zum Südflügel suchte mich nun erneut ein Bote auf. Gut möglich, dass ich ihn mit einer etwas allzu säuerlichen Miene empfing, denn der Bursche streckte mir zum Abschied die Zunge heraus, ehe er durch die Halle davoneilte.
    Augenscheinlich hatte sie die Mitteilung nicht selbst geschrieben, sondern diktiert. Sie lautete: Die Prinzessin erwartet dich unten in der zweiten Wäscherei. Es ist dringend. Komm sofort.
    Ich blinzelte verwirrt. Warum wollte Glisselda mich an einem so merkwürdigen Ort treffen?Hatte sie Angst, dass uns jemand belauschte?
    Ich

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