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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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auf ihn zu. »Ich möchte mit dem Ardmagar sprechen«, sagte ich. »An wen muss ich mich in dieser Angelegenheit wenden?«
    Zu meiner Verwunderung lächelte Mikey der Fisch mich an. »Folgt mir einfach, Musikmamsell.« Er öffnete die schwere, zweiflügelige Tür für mich. Dann nickte er seinen Kameraden zu und begleitete mich in die verbotenen Bezirke der Residenz.
    Bunte Wandteppiche schmückten die Korridore, dazwischen standen Marmorstatuen, an den Wänden hingen Porträts und in Schaukästen befanden sich edles Porzellan und zarte Gläser. Es war allgemein bekannt, dass die Königin die schönen Künste liebte, und hier bewahrte sie ihre Schätze auf. Ich wagte kaum zu atmen, um ja nicht irgendwo anzustoßen.
    »Hier ist seine Suite«, sagte Mikey. Er wandte sich zum Gehen, doch dann fügte er noch hinzu: »Passt auf Euch auf. Prinzessin Dionne behauptet, der alte Saar hätte sich an sie rangemacht.«
    Ich glaubte ihm aufs Wort, was allein schon schlimm genug war. Ich beobachtete Mikey, wie er den Korridor entlangging, und mir fiel auf, dass er sich nicht wieder zu seinem Posten zurückbegab, sondern einen anderen Weg einschlug. Man hatte ihm wahrscheinlich befohlen, mich einzulassen, und jetzt ging er, um zu melden, dass ich da war. Sei’s drum, ich freute mich über mein unverhofftes Glück und klopfte an Comonots Tür.
    Der Diener des Ardmagar, ein junger Bursche, der unter allen Pagen des Schlosses für ihn ausgewählt worden war, öffnete sofort die Tür. Als er mich sah, machte er ein langes Gesicht. Man hatte augenscheinlich jemand anderen erwartet.
    »Ist das mein Abendessen? Bring es her!«, befahl der Ardmagar aus dem Nebenraum.
    »Es ist eine Frau, Eure Exzellenz!«, rief der Junge. Als ich an ihm vorbei in den Raum trat, der ganz offensichtlich als Vorzimmer für ein Herrengemach diente, heftete sich der Page an meine Fersen wie ein bissiger Terrier und kläffte: »Du darfst nicht eintreten, ehe der Ardmagar dich nicht dazu aufgefordert hat!«
    Comonot hatte gerade an einem wuchtigen Schreibtisch etwas unterzeichnet; jetzt stand er wortlos auf und sah mich an. Ich machte einen tiefen Knicks vor ihm. »Verzeiht mir, Sir, aber wir hatten unser Gespräch noch nicht beendet, als uns der ruchlose Attentäter so rüde unterbrach.«
    Argwöhnisch kniff er die Augen zusammen. »Geht es wieder um deine Verschwörungstheorie?«
    »Aus Verachtung für den Boten verachtet Ihr die Botschaft.«
    »Setz dich, Serafina«, sagte er und deutete auf einen Polstersessel, der mit üppig verschnörkelten Schnitzereien verziert und mit elegantem, kompliziertem Blattwerk bestickt war. Der ganze Raum war mit Samtbrokat und dunkler schwerer Eiche ausstaffiert, sogar die Zimmerdecke war mit Tannenzapfenschnitzereien geschmückt, die aus der Mitte einer jeden Kassette hervortraten wie die stacheligen Fingerspitzen eines Riesen. Dieser Flügel des Schlosses war viel kostbarer eingerichtet als der, in dem ich wohnte.
    Seit unserem Gespräch in der Bibliothek des Bischofs hatte der Ardmagar genügend Zeit gehabt, wieder nüchtern zu werden, und jetzt musterte er mich genauso scharfsinnig wie Orma. Er nahm mir gegenüber Platz und fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Zähne.
    »Du hältst mich sicher für einen engstirnigen und abergläubischen Tölpel«, sagte er und verbarg die Hände in den weiten Ärmeln seines bestickten Wappenrocks.
    Ich musste erst mehr über ihn in Erfahrung bringen, ehe ich ihm eine Antwort darauf geben konnte. Vielleicht war er ja wirklich abergläubisch.
    »Das war ich, zugegeben«, fuhr er fort. »Dich dürfte es eigentlich gar nicht geben. Drachen tun sich schwer mit Kontrafakten, die der Wirklichkeit widersprechen.«
    Fast hätte ich gelacht. »Wie kommt Ihr darauf, dass es mich nicht wirklich gibt? Ich bin doch leibhaftig hier.«
    »Und wenn du ein Geist wärst, der dasselbe von sich behauptet – sollte ich dir dann auch glauben? Oder sollte ich dich nicht eher für eine Ausgeburt meines eigenen Wahns halten? In der Kathedrale hast du mir bewiesen, dass du kein Geist, sondern ein Wesen aus Fleisch und Blut bist. Ich möchte herausfinden, was genau das bedeutet.«
    »Einverstanden«, sagte ich zögernd.
    »Du stehst mit deinen Füßen in beiden Welten: Wenn du Erinnerungen von deiner Mutter hast, dann hast du erfahren, was es heißt, einerseits ein Drache und andrerseits ein Saarantras zu sein. Aber zugleich weißt du auch, wie es ist, ein Mensch zu sein – oder fast ein

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