Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
zurückhalten?«, fragte ich von meinem Platz neben der Tür aus, weil ich mich nicht neben ihn setzen wollte, kam mir aber auch dort fehl am Platz vor.
»Wir versuchen es«, sagte er unwirsch. »Aber die Sache mit Imlann und der Kleinen Arde hat sich rasend schnell herumgesprochen. Offensichtlich wimmelt es im Palast nur so von undichten Stellen.«
Ich hatte einen Verdacht, wer eine solche undichte Stelle sein könnte. »Ich muss der Prinzessin und Euch etwas mitteilen.«
Glisselda nahm mich am Arm und nötigte mich, zwischen ihr und Kiggs auf dem Sofa Platz zu nehmen. Dabei lächelte sie, als wären wir die netteste und heimeligste Gesellschaft, die man sich vorstellen konnte. »Schieß los, Fina.«
Ich holte tief Luft. »Bevor Comonot angegriffen wurde, sah ich, wie Graf von Apsig sich mit einem Priester unterhielt, der eine Kapuze trug. Ich glaube, dieser Priester war Thomas Broadwick«, fing ich an.
»Du glaubst es nur«, erwiderte Kiggs skeptisch und rutschte auf dem Sofa hin und her. »Das heißt, du bist dir nicht ganz sicher. Oder hast du etwa gehört, worüber sie geredet haben?«
»Ich habe Josef zuvor in der Stadt gesehen, als er zusammen mit einigen Söhnen den Fluch Sankt Ogdos gesprochen hat«, redete ich weiter.
»Wenn er sich wirklich den Söhnen angeschlossen hat, dann ist das eine ernste Angelegenheit«, sagte Kiggs. »Aber da gibt es einen Widerspruch. Entweder ist er einer der Söhne von Sankt Ogdo oder er ist ein Drache. Beides zugleich kann nicht sein.«
Nach meinem Gespräch mit Comonot war ich auf diesen Einwand gefasst. Ich erklärte ihm, wie teuflisch schlau es war, die Söhne in die Intrige hineinzuziehen, und fügte hinzu: »Orma sagte, Imlann wäre da, wo wir ihn am wenigsten vermuten. Und wo würden wir ihn weniger vermuten als bei den Söhnen?«
»Ich verstehe immer noch nicht, wie ein Drache es bewerkstelligen könnte, hier am Hof zu leben – und dies schon seit Jahren –, ohne dass ihn andere Drachen am Geruch erkannt hätten«, sagte Kiggs.
»Indem er so tut, als würde er alle Drachen verachten, und deshalb sofort den Raum verlässt, wann immer ein Saarantras ihn betritt«, überlegte Glisselda.
»Er könnte seinen Geruch leicht mit Parfüm überdecken«, sagte ich und fühlte mich ganz elend dabei. Da saß ich in all meiner Abscheulichkeit, eingezwängt zwischen den beiden, und sie hatten nicht die leiseste Ahnung. Ich presste die Hände zwischen die Knie, damit ich nicht anfing, meine Handgelenke zu betasten. »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr ich fort.
Ich erläuterte ihnen meinen Verdacht gegen Imlann. Was ich aus den Erinnerungen meiner Mutter wusste, verschwieg ich allerdings: nämlich dass Imlann hier war, um herauszufinden, wie geschwächt die Dracomachie in Wirklichkeit war, und dass die Verschwörung das Ziel hatte, Comonot zu töten. »Vielleicht ist es jetzt vorüber, vielleicht war der Angriff zugleich ihr letzter, aber ich bezweifle es. Ich glaube, sie werden es erneut versuchen.«
»Wer sind sie ?«, fragte Kiggs. »Wer steckt hinter diesem Anschlag, den du uns wie aus heiterem Himmel präsentierst? Die Söhne? Oder ein Imlann in Mehrzahl?«
»Lucian, sei nicht so besserwisserisch«, sagte Glisselda und legte ihren Arm um mich.
Ich kam ins Stottern. »Vieles von dem, was ich gesagt habe, vermute ich nur, aber … aber es wäre unklug, diese Möglichkeiten außer Acht zu lassen …«
»Und worauf stützt du deine Vermutungen?«, fragte Kiggs. Glisselda langte an mir vorbei und gab ihm einen Klaps auf den Kopf. »Aber wieso denn?«, protestierte Kiggs. »Das ist eine wichtige Frage! Woher stammen diese Hinweise und wie glaubhaft sind sie?«
Die Prinzessin reckte stolz das Kinn. »Die Hinweise kommen von Fina, und was Fina sagt, glaube ich.«
Er verzichtete auf jeden weiteren Einwand, aber man merkte, wie schwer ihm das fiel.
»Wenn ich könnte, würde ich es Euch verraten«, sagte ich beschwörend. »Aber ich muss Rücksichten nehmen und –«
»Das Erste, worauf ich Rücksicht nehmen muss, ist die Wahrheit«, erwiderte Kiggs bitter. »Und zwar immer.«
Glisselda setzte sich gerade hin und rückte ein kleines Stückchen von mir ab. Ich begriff sofort, dass sie mich nicht weiter verteidigen würde. Natürlich musste sie meine Treue zu ihr in Zweifel ziehen, wenn ich von irgendwelchen eigenen Rücksichtnahmen sprach. Trotzdem sagte sie gleichmütig: »Ob es diese Verschwörung nun gibt oder nicht, Tatsache ist, jemand wollte den Ardmagar
Weitere Kostenlose Bücher