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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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finden, um ihrerseits mächtig genug zu werden. Euch zu ermorden, würde schon ausreichen. Vielleicht führen sie ja gerade im Augenblick einen Anschlag in Tanamoot aus.«
    Comonot winkte ab. Die Ringe an seinen dicken Fingern glitzerten. »Von etwas Derartigem hätte ich längst gehört. Imlann handelt vielleicht ganz allein. Aber er ist wahnsinnig genug, um zu glauben, dass er Unterstützer hat. Einmal angenommen, es gäbe eine solche Verschwörung – könnten sie mich nicht viel leichter töten, wenn ich in Tanamoot bin?«
    »Dann würden sie lediglich einen Bürgerkrieg heraufbeschwören«, antwortete ich. »Sie wollen aber, dass auch Goredd hineingezogen wird.«
    »Nichts als Vermutungen«, wehrte er meinen Einwand ab. »Wenn ein paar unzufriedene Generäle etwas gegen mich im Schilde führten, dann würden die mir ergebenen Generäle – ganz zu schweigen von den Jüngeren, die den größten Nutzen vom Frieden haben – schleunigst jeden Aufstand niederschlagen.«
    »Aber soeben wurde ein Anschlag auf Euer Leben durchgeführt!«, schrie ich.
    »Der vereitelt wurde. Die Sache ist erledigt.« Geistesabwesend zog er einen Ring vom Finger und ersetzte ihn durch einen anderen. »Prinz Lucian sagte, der Mann habe zu den Söhnen von Sankt Ogdo gehört. Ich kann nicht glauben, dass die Söhne sich an einer Drachenverschwörung beteiligen, du etwa? Welcher Drache würde es wohl ernsthaft in Erwägung ziehen, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen?«
    Nur ein höllisch kluger Drache würde so etwas tun, schoss es mir durch den Kopf. Wenn die Söhne sich auf Mordversuche verlegten, dann wäre die Königin gezwungen, mit harter Hand durchzugreifen. Imlann müsste nur warten, bis die drachenfeindlichen Eiferer sein schmutziges Handwerk für ihn erledigt hatten, dann würde die Krone wiederum die Eiferer für ihn erledigen. Und er – raffinierte Schlange, die er war – könnte derweil in aller Ruhe zuschauen.
    »Ardmagar«, sagte ich und stand auf. »Ich wünsche Euch einen guten Abend.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe dich nicht überzeugen können, denn du bist eingebildet genug, um an deiner Theorie festzuhalten. Was also hast du vor?«
    »Ich werde mit jemandem reden, der mir zuhört«, sagte ich, »jemand, der, wenn er mit etwas konfrontiert wird, was er ursprünglich für falsch hielt, seine Meinung an die Wirklichkeit anpasst und nicht umgekehrt.«
    Ich ging zur Tür und er machte keine Anstalten, mich zurückzuhalten.
    Kiggs wartete im Gang auf mich. Er lehnte an der Wand und hielt ein kleines Buch in der Hand. Als er mich sah, klappte er es zu und steckte es in sein scharlachrotes Wams.
    »Errät man so leicht, was ich vorhabe?«, fragte ich.
    »Nur, wenn du genau dasselbe tust, was ich auch getan hätte.«
    »Danke, dass Ihr dem Wachposten befohlen habt, mich durchzulassen. Das hat beiden Seiten viel Peinlichkeit erspart.«
    Er verbeugte sich tief, eine übertriebene Höflichkeitsbezeugung, die mir gar nicht zustand. »Selda war der Ansicht, ich sollte dich befragen, was der Ardmagar und du zu besprechen hattet. Ich willigte ein, obwohl ich glaube –«
    »Ich wollte Euch und die Prinzessin gerade aufsuchen. Es gibt einige Dinge, die ich hätte berichten sollen, statt sie zu verschweigen«, sagte ich. »Das tut mir leid. Aber lasst uns zuerst zu Eurer Cousine gehen; sie muss es auch wissen.«
    Er schien meiner plötzlichen Offenheit nicht recht zu trauen und ich hatte sein Misstrauen ja auch wirklich verdient. Ich seufzte und setzte ein Lächeln auf. Ohne ein weiteres Wort führte Kiggs mich in den Blauen Salon.

Dreißig
    D urch den schillernden Schwarm der Höflinge hindurch hatte Glisselda uns sofort erspäht. Sie lächelte, aber als sie unsere ernsten Mienen sah, wurde ihr Blick fragend. »Ich muss mich kurz zurückziehen«, sagte sie zu den Edelleuten, die sich um sie geschart hatten. »Wichtige Staatsgeschäfte und so weiter.«
    Glisselda erhob sich majestätisch und führte uns rasch in einen kleinen Nebenraum, in dem nur ein porphyrisches Sofa stand. Sie schloss die Tür hinter sich und ließ uns setzen. »Was gibt’s Neues aus der Stadt?«, fragte sie.
    »Ausgangssperre. Die Stadt ist abgeriegelt«, sagte Kiggs und ließ sich so ungelenk auf das Sofa nieder wie ein schmerzgeplagter alter Mann. »Mir graut schon vor morgen, wenn es sich herumspricht, dass Comonot einen Bürger in der Kathedrale getötet hat – egal, ob aus Notwehr oder nicht.«
    »Könnt Ihr diese Information nicht

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