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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Ardmagar ihn getötet hat; ich hätte mich gern mit ihm über die Frauen in Säcken unterhalten. Das hättest du mir sagen müssen. Mir oder deinem Vater.«
    »Ihr habt recht … das hätte ich tun sollen«, stammelte ich. Mein Drang, alles, was mich anging, zu verbergen, hinderte mich auf eine fatale Weise daran, das Richtige zu tun.
    Kiggs wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf das Figürchen in seiner Hand. »Und was kann dieses Ding?«
    »Was es kann?« Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.
    Er nahm meine Frage als Beweis für meine Ahnungslosigkeit. »Wir beschlagnahmen jede Woche solche teuflischen Apparate «, erklärte er mir. »Sie alle haben irgendeinen Mechanismus, selbst diejenigen, die nicht verboten sind.«
    Er drehte die Figur in den Händen hin und her und betastete sie neugierig. Wir standen über das kleine Ding gebeugt da wie zwei kleine Kinder, die eine Grille gefangen haben. Wie zwei Freunde. Ich zeigte auf eine Nahtstelle am Halsansatz der Figur. Kiggs verstand sofort, worauf ich hinauswollte. Er zog am Kopf. Nichts. Er drehte ihn.
    Sssluuu-sssluuu-sssluuuuu!
    Die Stimme war so laut, dass Kiggs das Figürchen fallen ließ. Es zerbrach nicht, sondern kullerte unter das Lesepult, wo es weiter vor sich hin brabbelte. Kiggs bückte sich und tastete mit den Händen danach. »Das ist Quigutl-Mootya, nicht wahr? Verstehst du es?«
    Ich lauschte. »Es scheint eine Schimpftirade auf Drachen zu sein, die sich in Saarantrai verwandeln: Ich durchschaue dich, du Schwindler. Du glaubst, du hättest sie überlistet, weil du in der Menge unerkannt geblieben bist, aber dein Ellbogen steht so komisch ab und du stinkst. Du bist ein Betrüger. Wenigstens wir Quigutl sind noch anständig. Und so weiter und so fort.«
    Kiggs schnitt eine Grimasse. »Ich wusste ja gar nicht, dass Quigs ihre Verwandten derart verachten.«
    »Ich bezweifle, dass das für alle gilt«, sagte ich, aber im Grunde wusste ich es nicht genau. Ich fürchtete mich zwar etwas weniger vor den Quigs als die meisten anderen Menschen, trotzdem hatte ich mir nie die Mühe gemacht herauszufinden, was sie eigentlich dachten.
    Kiggs drehte den Kopf des Figürchens wieder zurück und der zischende Wortschwall brach ab. »Damit könnte man manch üblen Streich spielen«, überlegte der Prinz laut. »Stell dir vor, so ein Ding würde mitten im Blauen Salon losplärren …«
    »Die Hälfte der Gäste würde auf die Möbel springen und kreischen, die andere Hälfte würde den Dolch ziehen«, antwortete ich lachend. »Und um den Spaß noch zu vergrößern, könnte man Wetten abschließen, wer sich für welche der beiden Möglichkeiten entscheidet.«
    »Und was würdest du tun?«, fragte er plötzlich ernst. »Ich schätze, keines von beiden. Du würdest mucksmäuschenstill stehen bleiben und aufmerksam zuhören. Du würdest nicht wollen, dass irgendjemand zu Schaden kommt, jedenfalls nicht, wenn du es verhindern kannst.«
    Er machte einen Schritt auf mich zu. Seine Nähe jagte mir einen Schauer durch die Glieder. »Du bist gut darin, andere Menschen in die Irre zu führen, aber du kannst nicht gegen alles gewappnet sein«, sagte er leise. »Früher oder später trifft dich etwas völlig unvorbereitet, und dann reagierst du unverstellt und bist ertappt.«
    Verstört wich ich zurück. Wie kam es, dass aus unserem Gespräch plötzlich eine Vernehmung geworden war? »Meint Ihr etwas Bestimmtes?«, fragte ich.
    »Ich versuche nur dahinterzukommen, was du mit Ardmagar Comonot gemacht hast und warum man auf dich eingestochen hat. Das hier erklärt den Vorfall jedenfalls nicht.« Er hielt mein Figürchen und drückte es leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es war kein unüberlegtes Verbrechen. Der Mann hat sich als Priester verkleidet. Wer hat ihm gesagt, dass Comonot in die Kathedrale gehen würde? Dachte er, Comonot würde jemanden treffen – jemanden, den er ebenfalls töten wollte –, oder warst du nur zur falschen Zeit am falschen Ort?«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Nun gut«, sagte Kiggs, ohne eine Miene zu verziehen. »Besser du schweigst, als dass du lügst.«
    »Ich habe Euch niemals anlügen wollen!«, rief ich.
    »Hm, das ist bestimmt ein elendes Leben, wenn man lügen muss und es gar nicht will.«
    »Ja, das ist es!« Ich konnte mich nicht länger zurückhalten. Ich schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen.
    Kiggs stand etwas ratlos neben mir und überließ mich meiner Tränenflut. »Das war nicht so grob

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