Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
töten, und es ist ihm nicht gelungen. Für einen zweiten Versuch bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit.«
Kiggs atmete hörbar aus. Sorgenvoll fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht. »Du hast recht, Selda. Wir können es uns nicht leisten, die Hände in den Schoß zu legen. Besser, wir sind übervorsichtig als unvorsichtig.«
Wir verzichteten auf weitere Haarspaltereien und steckten die Köpfe zusammen, um uns einen Plan auszudenken, der die Königin und Comonot aus dem Spiel ließ. Es lag jetzt ganz allein an uns, den Frieden zu bewahren. Wir mussten nur dafür sorgen, dass der Ardmagar eine weitere Nacht unbeschadet überstand, damit die Friedensfeierlichkeiten ohne weitere Tote über die Bühne gehen konnten. Dann würde Comonot ohnehin nach Hause zurückkehren. Wenn es das Komplott tatsächlich gab und die Verschwörer ihn in Tanamoot töten wollten, konnten wir es ohnehin nicht verhindern.
Kiggs beschloss, die Sicherheitsvorkehrungen im Palast zu verstärken, obwohl das kaum noch möglich war, es sei denn, man zwänge die ausländischen Würdenträger, auf dem Ball mit den Wachen zu tanzen. Er setzte zudem Botschafter Fulda davon in Kenntnis, dass im Palast womöglich eine ernste Gefahr auf Comonot lauere, und bat darum, Eskar und die Kleine Arde zurückzuberufen, damit sie hier aushelfen könnten. Berichten zufolge waren sie schon viele Meilen weit weg, und es war nicht sicher, ob sie rechtzeitig wieder hier sein würden. Glisselda fiel die Aufgabe zu, sich so oft wie möglich in der Nähe des Ardmagar aufzuhalten. Sie beklagte sich zwar, dass sie dann keine Gelegenheit mehr hätte, den Tertius vor dem Konzert zu üben, aber das Funkeln in ihren Augen verriet, dass sie dieses Komplott viel mehr interessierte als ihre Musik.
Ich hatte meine eigenen Pflichten. Ich würde Viridius zur Seite stehen und für die Unterhaltung sorgen. Darauf musste ich mich bis zum Ball konzentrieren, danach konnte ich für den Ardmagar das Kindermädchen spielen.
Insgeheim hatte ich mir noch einiges mehr vorgenommen. Ich wollte, dass meine drei Artgenossen an dem Ball teilnahmen. Wir würden jede Hilfe brauchen, die wir haben konnten.
Sobald ich wieder in meinem Zimmer war, ging ich zu Abdo in den Garten der Grotesken. Er hing kopfüber in seinem Feigenbaum, aber als ich näher kam, sprang er herunter und bot mir ein paar Kolanüsse an.
»Ich habe deine Tanztruppe heute aus der Ferne gesehen«, sagte ich und setzte mich mit übergeschlagenen Beinen neben ihn auf den Boden. »Ich hätte gerne mit euch gesprochen. Es ist mir nämlich unangenehm, dich um Hilfe zu bitten, wo ich dich ja noch nie persönlich getroffen habe.«
»Sag so etwas nicht, Madamina! Natürlich werde ich dir helfen, wenn ich kann.«
Ich berichtete ihm, was im Gange war. »Bring deine ganze Truppe mit. Ich werde euch auf den Spielplan setzen. Zieht etwas an, das ähm … «
»Wir wissen, was sich am Hofe von Goredd schickt.«
»Natürlich wisst ihr das. Entschuldige. Es werden noch andere von unserer Art da sein, andere … wie hieß das porphyrische Wort, das du gebraucht hast?«
»Ityasaari?«
»Ja. Kennst du den Lauten Lauser und Madame Pingelig? Sie leben auch hier im Garten.«
»Natürlich«, antwortete er. »Ich sehe alles, was du mir zu sehen erlaubst.«
Nur mit Mühe konnte ich ein Schaudern unterdrücken. Ich fragte mich, ob er meine Gefühle im Wind riechen konnte, so wie Jannoula. »Ich möchte, dass ihr einander beisteht und helft, genauso wie du mir hilfst.«
»Dein Wille ist mir Befehl, Madamina. Du sagst, was getan wird. Und ich werde warten und bereit sein.«
Ich lächelte ihn dankbar an, dann stand ich auf und klopfte den Staub aus meinen Kleidern.
»Heißt Madamina auf Porphyrisch Mädchen, so wie Grausleine aufSamsamesisch?«
Er riss die Augen auf. »Um Himmels willen, nein. Es heißt General.«
»Warum nennst du mich so?«
»Warum nennst du mich Flederchen ? Ich musste dir doch irgendeinen Namen geben. Außerdem kommst du jeden Tag hierher und inspizierst uns wie ein General seine Truppen.« Mit einem verlegenen Lächeln fügte er hinzu: »Vor langer Zeit hast du jemandem deinen Namen genannt – dem Mädchen mit den schönen grünen Augen, das du später weggeschickt hast. Damals hast du den Namen laut ausgesprochen, aber ich habe ihn nicht richtig verstanden.«
Um uns herum blies der Wind des Erstaunens und hüllte uns ein.
Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wo Lars in der vergangenen Nacht geschlafen hatte. Aber
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