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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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tatsächlich einzusetzen, sondern als etwas Liebgewonnenes, das man braucht, um die Nerven zu beruhigen. Niemand konnte wissen, wo Orma war oder ob er überhaupt einen solchen Hilferuf hörte. Als Schmuckanhänger war der Ohrring jedoch außergewöhnlich. Ich hatte keine Angst mehr, dass der Ardmagar ihn erkennen würde. Falls er auch nur ein Wort gegen Orma sagte, nur ein einziges Wort, würde er sich eine gehörige Portion Ärger einhandeln.
    Und es sollte mir nur ja keiner kommen und es auf den Ardmagar abgesehen haben, während ich ihm so richtig die Meinung sagte.
    Ich war noch nie zuvor auf einem so prachtvollen Fest gewesen. Zwar hatte man mich ganz weit weg vom Herrschaftstisch platziert, aber ich konnte trotzdem alles bestens sehen. Der Ardmagar thronte zwischen der Königin und Prinzessin Dionne, Kiggs und Glisselda saßen auf der anderen Seite der Königin und schauten sich im Saal um. Zuerst dachte ich, sie wären nur besonders wachsam, aber dann erblickte mich Glisselda. Sie winkte fröhlich und machte ihren Cousin auf mich aufmerksam. Der brauchte einen Moment, bis er mich erkannte, denn ich sah ganz anders aus als sonst.
    Nachdem sich seine Verblüffung gelegt hatte, begann er zu lächeln.
    Es wurden so viele verschiedene Speisen gereicht, dass ich sie kaum alle aufzählen könnte. Es gab Wildschwein, Reh und Geflügel aller Art, eine Pfauenpastete, die mit dem großen Pfauenschwanz geschmückt war, Salat, frisches Weißbrot, Mandelpudding, Fisch, Feigen und Datteln aus Ziziba. Meine Tischgenossen, entfernte Verwandte irgendwelcher Fürsten und Grafen, die am vornehmen Ende der Tafel saßen, lachten nachsichtig über meinen Ehrgeiz, alle Köstlichkeiten zu probieren. »Das ist unmöglich«, sagte ein älterer Mann mit Ziegenbärtchen. »Jedenfalls, wenn du aus eigener Kraft wieder von hier weggehen willst.«
    Das Festessen endete mit einer hohen flambierten sechsstöckigen Torte, die, aus welchem Grund auch immer, den Leuchtturm von Ziziba darstellen sollte. Aber ich war zu satt – und inzwischen auch schon zu aufgeregt –, um mir davon zu nehmen.
    Dem Himmel sei Dank konnte ich mich auf meine Musiker verlassen, denn ausgerechnet jetzt steckte ich mitten im Gedränge fest, weil alle Gäste sich in den Großen Saal aufmachten. Ich hätte es niemals geschafft, rechtzeitig da zu sein und allen Anweisungen zu geben.
    Als ich mich dann endlich bis zu ihnen durchgekämpft hatte, fidelte das Orchester bereits die Ouvertüre, eines dieser typischen Rondo-Stücke, die man so lange hintereinander spielen konnte, bis die königliche Familie eingetroffen war und der erste Tanz beginnen konnte.
    Irgendjemand packte mich am rechten Oberarm und flüsterte mir ins Ohr: »Bist du bereit?«
    »So bereit, wie man für das Unbekannte nur sein kann«, antwortete ich, wagte es aber nicht, den Fragesteller anzublicken. Er roch nach Mandeln und Marzipantorte.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, dass er nickte. »Selda hat eine Flasche mit Kaffee aus Ziziba irgendwo für dich auf die Bühne gestellt, falls du schläfrig wirst.« Kiggs tippte mir auf die Schulter und sagte: »Reserviere die Pavane für mich.«
    Dann verschwand er in der Menge.

Einunddreißig
    K aum war er weg, kam auch schon Dame Okra auf mich zu. »Was willst du denn jetzt schon wieder?«, fragte sie mürrisch.
    Ich suchte uns eine Ecke des Großen Saals, weg von den vielen Leuten bei einem hohen Kandelaber, wo wir uns wie hinter einem Baum verstecken konnten. »Wir sorgen uns um die Sicherheit des Ardmagar. Kann ich heute Abend auf Eure Hilfe zählen?«
    Sie hob das Kinn und suchte Comonot in der Menge. »Was soll ich tun? Ihn beschatten?«
    »Ja, beobachtet ihn unauffällig. Und hört, ähm, auf Euren Bauch.«
    In ihren dicken Brillengläsern spiegelte sich das Licht der Kandelaberkerzen. »Na gut.«
    Als sie sich abwandte, um sich wieder unter die Festgesellschaft zu mischen, berührte ich sie an ihrem Ärmel aus Atlasseide. »Darf ich Euch mit meinen Gedanken rufen?«
    »Auf keinen Fall!«, sagte sie mit aller Entschiedenheit. »Wenn du mich brauchst, werde ich da sein.«
    Ich seufzte. »Schön. Aber es geht nicht nur um mich allein. Einer von den anderen könnte Euch brauchen.«
    Die Falten um ihre Mundwinkel vertieften sich. »Welche anderen?«
    Ich machte den Mund auf und schloss ihn sofort wieder. Da hatte ich doch tatsächlich vergessen, dass sie ja, anders als Abdo, gar nichts von meinem Garten wusste. »Die anderen … die ebenso sind wie wir«, sagte

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