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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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umbringen.«
    »Du tätest besser daran, mich mitzunehmen. Ich könnte dir in den bevorstehenden Kämpfen von Nutzen sein.« Ich breitete die Arme aus und stellte mich in Positur, mein dunkelrotes Kleid sah auf dem verschneiten Berghang wie eine klaffende Wunde aus. »Als Halbblut habe ich beeindruckende Fähigkeiten, wie sie weder Drachen noch Menschen haben. Ich kann mit meinen Gedanken andere meiner Art erreichen, ja ich kann sie sogar aus der Ferne lenken und leiten. Ich habe Visionen und Erinnerungen von meiner Mutter. Wie, glaubst du denn, hätte ich sonst gewusst, wer du bist?«
    Imlann blähte die Nüstern, aber es blieb unklar, ob er skeptisch oder fasziniert war. Unten in der Höhle bewegte sich Kiggs, er brachte sich langsam und geräuschlos in eine Position, aus der heraus er angreifen konnte.
    »Ich weiß alles über deine Anschlagspläne«, sagte ich, denn ich spürte, wie wichtig es war, weiterzureden. »Ich weiß, dass während wir sprechen, zu Hause eine Verschwörung im Gange ist.«
    Imlann stellte alarmiert die Stacheln auf. Hatte ich richtig geraten? Trotzig redete ich weiter. »Du hast den Ardmagar und die halbe königliche Familie getötet. Es wird unweigerlich zum Krieg kommen. Aber Goredd ist noch nicht so geschwächt, dass du einfach hereinspazieren könntest. Du wirst meine Hilfe brauchen.«
    Imlann schnaubte, Rauch kräuselte sich aus seinen Nüstern. »Lügnerin. Du hast mich schon einmal getäuscht. Deine Prahlerei war etwas vorschnell. Selbst wenn ich an deine Kräfte glauben würde, deine Treue gehört dem Prinzchen in der Höhle. Was nützen dir deine ›beeindruckenden Fähigkeiten‹, wenn ich mich zu ihm hinabbeuge und ihn röste? Ich kann schon wieder eine ganz passable Flamme hervorbringen.«
    Ich machte den Mund auf – und plötzlich ertönte ein Dröhnen, als ob die Welt unterginge.
    Das Geräusch kam nicht von mir, obschon ich lächerlich lange brauchte, um das zu begreifen. Lars hatte sich links der Höhle herangeschlichen und damit begonnen, seinen großen Dudelsack zu blasen. Er brüllte und grölte und kreischte musikalische Zumutungen in den Morgenhimmel. Imlann wandte ruckartig den Kopf in seine Richtung. Im selben Moment sprang von der anderen Seite eine kleine Gestalt heran, schwang sich auf den Hals des Drachen und klammerte sich mit Armen und Beinen an die bei einem frisch verwandelten Drachen besonders verletzliche Kehle. Imlann schleuderte den Kopf herum, aber Abdo hielt ihn unerbittlich in seinem Griff – fest genug, um Imlann am Feuerspucken zu hindern.
    »Kiggs! Jetzt!«, rief ich, aber er war schon zur Stelle und stach auf die Klaue ein, mit der Imlann Glisselda festhielt. Der Drache stieß einen gurgelnden Laut aus und zog seinen Fuß zurück. Im selben Moment war ich bei Kiggs. Gemeinsam zerrten wir Glisselda zur Seite. Ich half der schluchzenden Prinzessin, zum Höhleneingang hinunterzuklettern, während Kiggs, der nicht einfach den Rückzug antreten wollte, nun auch den anderen Fuß des Drachen traktierte. Imlann versetzte ihm einen Stoß, Kiggs schlitterte den Hang hinunter bis vor die Höhle und fiel so hart auf den Rücken, dass ihm die Luft wegblieb. Glisselda rannte zu ihm.
    Ein heißer, schwefeliger Wind umwehte uns. Als ich aufblickte, sah ich, wie Imlann sich vom Berghang aus in die Luft schwang; Abdo hing immer noch an seinem Hals. Ich schrie auf und fühlte mich schrecklich machtlos. Abdo durfte nicht loslassen, während der Drache flog. Der Sturz würde ihn töten. Imlann kam gemächlich in weitem Bogen wieder auf uns zu. Wenn seine Haut jetzt schon so gefestigt war, dass er fliegen konnte, dann war sie auch zu hart, als dass Abdo ihm noch den Hals zudrücken und ihn am Feuerspucken hindern konnte. Er kam, um uns in Asche zu verwandeln.
    »Zurück!«, schrie ich Glisselda und Kiggs an. »Schnell in die Höhle!«
    »Deine Lügen haben uns gerettet!«, keuchte Kiggs, noch ganz benommen von dem Sturz.
    Meine Lügen. Ja. »Beeilt Euch!«, drängte ich.
    Ein lautes Kreischen war zu hören und etwas Riesiges verdunkelte den Himmel über uns. Ich blickte hoch und sah Orma, der sich auf Imlann stürzte. Vor lauter Erleichterung brach ich in Tränen aus.

Vierunddreißig
    I mlann wendete und floh, jedenfalls tat er so. Er ließ Orma so nahe an sich herankommen, dass der ihn beinahe zu fassen bekommen hätte, ehe er sich blitzschnell umdrehte und Orma packte. Sie verkeilten ihre Flügel ineinander und sackten gemeinsam in die Tiefe, erst kurz bevor sie

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