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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hartman
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Eidechsenfigürchen.
    Er fragte: »Wen nennt es eine Schwindlerin, Lady?«
    Mit einem Zittern erwachte Lady Corongi aus ihrer Erstarrung. Sie sah mich mit ihren grimmigen blauen Augen nur kurz an, aber in dieser flüchtigen Ewigkeit erkannte ich ihr wahres Wesen. In diesem endlosen Augenblick fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Lady Corongi stürzte sich auf Glisselda, die immer noch auf dem Stuhl stand. Glisselda schrie, fiel vornüber, sodass Lady Corongi sie sich schnappen konnte. Die sonst so vornehme Dame drehte sich blitzschnell um und rannte mit der Prinzessin über der Schulter die Treppe hinunter.
    Das Entsetzen lähmte uns einen Herzschlag zu lang. Kiggs kam als Erster wieder zur Besinnung, er packte meinen Arm und zog mich hinter sich her, um sie zu verfolgen. Josef rief uns etwas nach, ich wusste nicht, galt es uns oder Lady Corongi. Am Fuß der Treppe angelangt blickte Kiggs nach rechts und ich nach links. Da sah ich gerade noch den Saum von Lady Corongis Kleid hinter einer Ecke verschwinden. Wir nahmen die Verfolgung auf und suchten dabei nach jedem Hinweis: eine offene Tür, der Duft ihres Parfums, ein Vorhang, den ein nicht vorhandener Windzug rascheln ließ – bis wir zu einem Schrank gelangten, der von der Wand abgerückt worden war und so den Zugang zu den geheimen Tunneln offenlegte.
    Kiggs blieb stehen und sagte: »Das war ein Fehler, Lady.« Er kehrte um und rannte den Weg zurück; drei Türen weiter befand sich ein Raum, in dem sich Wachen aufhielten. Er riss die Tür auf, rief den Männern etwas zu und gab kurze Handzeichen. Die Wachen strömten heraus und verteilten sich sofort in alle Richtungen. Kiggs kam zu mir. Neben dem verschobenen Schrank wartete bereits ein Soldat. Er salutierte und reichte uns eine Laterne.
    »Was habt Ihr ihnen befohlen?«, fragte ich.
    Er wiederholte im Laufen die Handzeichen und erklärte hastig, was sie zu bedeuten hatten: »Allen weitersagen. Alle Männer in Bereitschaft. Verschließt die unteren Tunnel. Sagt in der Stadtgarnison Bescheid und …« Er blickte mir in die Augen. »Drachen.«
    Es war eine beeindruckende Abfolge von Befehlen. Beklommen fragte ich: »Werden sie mit uns hinuntergehen?«
    »Sie kommen bald nach. Es wird ein bisschen dauern, bis alle auf ihrem Posten sind. Es gibt ja sieben Eingänge zu den Tunneln.«
    »Und was ist mit dem Ausfalltor?«
    Er gab keine Antwort, sondern rannte weiter. Natürlich würden die Palastwachen das Ausfalltor nicht rechtzeitig erreichen, deshalb hatte er die Soldaten in der Stadt benachrichtigt, aber auch die würden zu spät kommen. Bei dem Gedanken daran verließ mich der Mut. Glisselda war vielleicht schon tot, ehe einer von uns sie erreichte.
    Aber ich hatte meine eigenen Soldaten, die ich um mich scharen konnte. Ich griff nach der Kette an meinem Hals, schaltete Ormas Ohrring ein und betete im Stillen, dass Orma mich hören konnte, dass er nicht schon viel zu weit weg war und noch rechtzeitig bei uns eintreffen könnte. Dann schickte ich meine Gedanken nach Abdo aus. Seine Antwort kam prompt.
    Wo bist du? Wir machen uns allmählich Sorgen!
    Schlimme Dinge geschehen. Du und Lars, ihr beide müsst so schnell ihr könnt zum nordwestlichen Schlossberg laufen. Bei dem Ausfalltor könnte in Kürze ein feindlicher Drache erscheinen, um von hier zu fliehen.
    Vielleicht handelte es sich auch um eine sehr starke und entsetzlich schnelle alte Frau. Das war noch nicht sicher.
    Wie gelangen wir über die Schlossmauer?
    Bei Sankt Mashas Stein. Es wird schon irgendeinen Weg geben. Ich konnte nur hoffen, dass das stimmte.
    Und was sollen wir zwei gegen einen feindlichen Drachen ausrichten?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich gerade in einem Tunnel bin und die Verfolgung aufgenommen habe, und wenn du und Lars zum Tor kommen, dann sind wir schon doppelt so viele Leute wie jetzt. Wir müssen den Drachen nicht töten, nur aufhalten, bis mein Onkel eintrifft.
    Ich zog mich zurück, denn ich ahnte, dass er wieder protestieren würde, und ich musste mich konzentrieren, damit ich auf dem holprigen Weg nicht hinfiel.
    Wir gingen durch die drei Türen, die nicht mehr verschlossen waren und weit offen standen – ein Beweis, dass Lady Corongi genau diesen Weg eingeschlagen hatte. Als wir bei der Höhle angekommen waren, die die Natur in den Berg gehauen hatte, zog Kiggs sein Schwert. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. »Wir hätten dir eine Waffe beschaffen sollen!« Sein Blick war dunkel vor Sorge. »Ich möchte, dass

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