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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hätten Monsieur de Coniques kennengelernt.« Für einen Moment sah Thomas Interesse in ihren dunklen Augen aufblitzen – doch gleich darauf waren sie wieder undurchdringlich. »Ich traf ihn vor ein paar Monaten in einer Hafenkneipe in Livorno«, berichtete er. »Ich hatte den Eindruck, als verbringe der Gute eine Menge Zeit in Kneipen. Ich baue in Livorno mein Schiff«, setzte er erklärend hinzu.
    »Die Kingfisher «, nickte sie.
    Plötzlich empfand er den Wunsch, sie zu irgendeiner Reaktion zu provozieren. So kühl und distanziert, wie sie dort saß, ein Lächeln in den Mundwinkeln, wirkte sie so unnahbar wie eine Statue. »Monsieur de Coniques war betrunken und redselig«, fuhr er fort. Er lehnte sich an die Wand und musterte Serafina eindringlich. »Was er mir erzählte, war recht interessant. Sie haben mich zweimal angelogen, nicht wahr, Mademoiselle? Einmal bezüglich Marthe, und einmal, was den Guardi-Tuchhandel betraf. Er existiert durchaus noch. Und nicht nur das, er floriert in nie dagewesenem Ausmaß – nur unter anderer Leitung.«
    »Angelo«, flüsterte sie.
    »Genau. Ihr geschätzter Monsieur de Coniques arbeitet jetzt für diesen sauberen Herrn. Wenn ich Ihr Kusin Angelo wäre, hätte ich mich des Notars längst entledigt.«
    Serafina sah ihn verständnislos an. »Weshalb sollte er das tun?«
    »Weil der Knabe eine ständige Bedrohung für ihn ist.«
    Er sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Schließlich stammelte sie: »Er kann doch nicht«, sie brach ab, setzte erneut an: »Angelo hat doch nicht …«
    Thomas hatte an diesem Tag viel Zeit zum Nachdenken gehabt, während er in zugigen Vorzimmern darauf wartete, von unwilligen Kaufleuten empfangen zu werden. Brüsk sagte er: »Wir wollen keine Zeit damit vergeuden, über den unerfreulichen Monsieur de Coniques zu sprechen. Erzählen Sie mir lieber etwas über Ihren Vater. Wann starb er – und auf welche Weise?«
    Serafina strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wie Sie schon wissen, starb er im Bagno von Algier – kurz nachdem man uns dorthin gebracht hatte.«
    »An der Pest?« fragte Thomas unschuldig. »Oder am Schweißfieber? Oder durch die Peitsche?«
    Sie senkte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Einen Moment lang schämte sich Thomas beinahe. »Sie wußten es, nicht wahr?« fragte er leise. »Schon bevor wir nach Marseille kamen, wußten Sie, wer für den Tod Ihres Vaters verantwortlich ist. Deshalb sind Sie nicht die Stufen zu Ihrem Vaterhaus hinaufgelaufen. Deshalb haben Sie niemanden wissen lassen, daß Sie am Leben sind. Wieso sind Sie überhaupt noch am Leben? Weshalb hat man Ihnen nicht die gleiche Behandlung angedeihen lassen wie Ihrem Vater?«
    Sie ließ die Hände sinken und antwortete dumpf: »Es war vorgesehen – Kara Ali hat mich davor bewahrt.«
    Die Luft war durch die Hitze des Feuers stickig geworden. Thomas öffnete mit einiger Mühe das klemmende Fenster und sog tief die kalte Winterluft ein.
    Hinter ihm sagte Serafina: »Ich habe Ihnen das alles nicht erzählt, weil es nicht erforderlich war. Das Schicksal meiner Familie geht Sie nichts an, Monsieur Marlowe.«
    Der Notar hatte sie als »hochnäsiges kleines Miststück« bezeichnet. Diese Charakterisierung traf immer noch zu! Thomas spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Er wandte sich Serafina zu: »Also hat Ihr Vater sein eigenes Todesurteil unterschrieben, als er seine Firma Angelo vermachte.«
    Serafina funkelte ihn empört an. »Wie kommen Sie darauf, daß er sie ihm vermacht hat? Das hätte er niemals getan. Angelo war ja nicht einmal richtig verwandt mit ihm! Nein! Es sollte einmal alles mir gehören – und meinem Mann und unseren Kindern. Deshalb sollte ich heiraten – um meinem Vater einen Erben zu schenken. Aber in Marseille … in Marseille erzählte mir der Bäcker, daß Angelo die Firma geerbt habe.«
    Angelo und Jehan de Coniques – ein perfektes Paar: Der eine schrieb Franco Guardis Testament um, der andere kümmerte sich um die Organisation, wie zum Beispiel den Korsarenüberfall. Wie mochte Serafina damals ausgesehen haben – ein Kind, das in ein ihr unbekanntes Land reisen sollte, um mit einem ihr völlig Fremden verlobt zu werden?
    »Ihr Vater muß ja ein großes Vertrauen in seine Gesundheit gehabt haben«, meinte Thomas trocken. »Schließlich hätte es noch Jahre gedauert, bis Sie die Geschäfte hätten führen können, und noch bedeutend länger, bis sein Enkel soweit gewesen wäre.«
    Serafinas dunkle Augen

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