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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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glänzten beinahe schwarz. »Mein Vater war kein alter Mann, Monsieur Marlowe – gerade Anfang Vierzig. Er glaubte, noch viele Jahre Zeit zu haben, wie wir alle es tun.«
    In der darauffolgenden Stille wirkte das Knacken des Feuers unnatürlich laut. Gedämpft drang der Lärm aus der Gaststube herauf.
    »Sie hätten mir vertrauen sollen«, sagte Thomas schließlich. Natürlich hatte sie recht damit, daß die ganze Sache ihn nichts anging, doch er empfand eine Enttäuschung, die er selbst für ungerechtfertigt hielt. »Sie hätten mir die Wahrheit sagen sollen, Serafina. Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, daß Sie sich durch Ihr Verhalten in Gefahr bringen könnten?«
    »In Gefahr?« Sie blitzte ihn verächtlich an. »Ich bin seit Jahren tot – wie sollte ich in Gefahr geraten?«
    »Jemand hätte Sie erkennen können«, sagte er, um Gelassenheit kämpfend. »Sie sind nicht auf die Idee gekommen, daß derjenige, der schon einmal Vorkehrungen für Ihre Ermordung traf, es wieder versuchen könnte, nicht wahr?«
    Sie erschauderte. »Angelo ist nicht verantwortlich für das, was geschehen ist«, erwiderte sie gepreßt, als fiele ihr das Atmen schwer. »Er hatte Glück – das ist alles. Wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort, und er nutzte die Gelegenheit.«
    Obwohl sie sich sicherlich viel länger mit der ganzen Problematik befaßt hatte als er, verstand sie offenbar immer noch nicht alles. »Es war nicht Glück!« widersprach Thomas ruhig. »Er ist gerissen. ›Er ist ein gerissener Bursche‹, sagte Jehan de Coniques.«
    Serafina schüttelte den Kopf. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Nein, dachte er wütend – es stimmt nicht, daß sie nicht versteht! Sie weigert sich, die Wahrheit zu akzeptieren! Sie leugnet das Wissen, das ihr gesunder Menschenverstand ihr schon längst vermittelt haben muß! Und plötzlich wurde ihm klar, weshalb sie das tat. Die Erkenntnis verursachte ihm Übelkeit. Serafina war ein Verstandesmensch – doch unter gewissen Umständen versagte dieser Verstand.
    »Was hatten Sie vor?« fragte er leise. »Wollten Sie hingehen und sagen: ›Da bin ich wieder – ich hoffe, es ist alles beim alten?‹«
    Zorn leuchtete auf ihrem Gesicht, die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Er wurde von einer unerwünschten Rührung erfaßt. Offensichtlich hatte er sie falsch eingeschätzt. Er hatte sie als kaltherziges Ungeheuer gesehen – doch auch sie hatte Gefühle. Starke Gefühle! Nachdenklich fuhr er fort: »Und als Sie das Haus sahen und mit dem Bäcker sprachen, erkannten Sie, daß nichts mehr so wie früher war, nicht wahr? Sie würden niemals das Oberhaupt des Hauses Guardi sein – und aus Enttäuschung stahlen Sie das Brot …«
    Er fing ihre Hand ab, bevor sie sein Gesicht treffen konnte. Ihre Finger waren gekrümmt, und in ihrem Handgelenk steckte eine erstaunliche Kraft. Sie versuchte sich loszureißen, doch er packte ihre beiden Hände und drückte sie an ihren Körper. »Haben Sie tatsächlich nicht begriffen, was passiert ist? Haben Sie wirklich geglaubt, Angelo habe lediglich Glück gehabt? Wie gefällt es Ihnen, daß Ihr Kusin das Ganze bis ins kleinste geplant hatte – gerade noch rechtzeitig vor Ihrer Verlobung?«
    Er schrie auf. Sie hatte ihre Zähne in seine Hand gegraben. »Sie waren verliebt in ihn, nicht wahr?« brüllte er. »Und Sie sind es immer noch! Und er hat Sie verraten!«
    Sie wand sich in seinem Griff, und sie fielen aufs Bett – er obenauf. Blut tropfte von seinem Handgelenk, sein Herz hämmerte, ihr kleines Gesicht war ganz nah vor ihm. Er sah die feine Narbe am Haaransatz, die sie von dem Sturz auf den Bootsrand der Tartane zurückbehalten hatte.
    Serafina versuchte, ihn abzuschütteln, zu Atem zu kommen. Plötzlich wurde er von Verlangen überwältigt. Gierig senkten seine Lippen sich auf die ihren. Er hatte die Augen geschlossen und gab sich ganz dem Rausch des Augenblicks hin, als sie ihr Knie anzog und es ihm zwischen die Beine rammte. Thomas krümmte sich schluchzend vor Zorn und Schmerz auf dem Boden. »Miststück!« schrie er, als die Tür hinter ihr ins Schloß krachte.
    Als Serafina an diesem Abend endlich einschlief, hatte sie wieder einmal ihren schlimmsten Alptraum. Sie saß an einem weißen Sandstrand, auch der Himmel war weiß, und die Sonne stand blutrot im Zenit. Ihr Vater war auch da, und sie mußte zusehen, wie ein purpurgekleideter Soldat ihn an einen Pfahl fesselte und begann, ihn auf die Fußsohlen zu schlagen. Die Peitsche durchschnitt

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