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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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und gar nicht seinem Schönheitsideal, doch ihre Augen, ihr Lächeln, ihre seidenweiche Haut ließen ihn alle früheren Vorlieben vergessen.
    Jetzt erwartete er sie im Arbeitszimmer, fieberte danach, daß sie ihm erzählte, welche Waren sie eingekauft hatte, sich von ihm küssen ließ und ihr Kleid von den Schultern streifte, damit er ihre Brüste streicheln könnte. Mehr verlangte er nicht, sie schenkte ihm damit bereits einen Genuß, den er nie mehr zu erleben geglaubt hatte. Aber sie klopfte nicht an, und als er hörte, wie sich ihre Zimmertür schloß, wurde der alte Mann von Furcht erfaßt. Er verließ sein Arbeitszimmer und ging den Flur hinunter – wie von einer fremden Macht getrieben. Zutiefst erleichtert atmete er auf, als Serafina auf sein Klopfen sofort antwortete, und öffnete die Tür.
    Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, die letzten Sonnenstrahlen drangen durch die zarten Vorhänge. Ihre dunklen Haare ergossen sich in einer seidigen Flut bis auf ihre Schultern. Sie hatte sich ein Handtuch umgewickelt und es über den Brüsten verknotet. Neben ihr stand eine große Schüssel mit Wasser. Das Herz des Kaufmanns begann zu hämmern.
    »Machen Sie die Tür zu«, sagte Serafina. Er hatte Mühe, ihrer Aufforderung nachzukommen, seine Muskeln gehorchten ihm kaum. Als er sich wieder umdrehte, hatte sie das Handtuch fallen gelassen und beugte sich über die Waschschüssel. Er begriff, daß sie ihm heute mehr gestatten würde, als er sich in seinen kühnsten Träumen erlaubt hatte. Schwer atmend sah er zu, wie sie einen Schwamm nahm und ihn über ihren Brüsten, ihrem Bauch und ihren Hinterbacken ausdrückte. Die untergehende Sonne verlieh ihrem Körper einen goldenen Schimmer.
    Als Serafina sich fertig gewaschen und abgetrocknet hatte, trat sie zu ihm und führte ihn zum Bett. Sie nahm seine Hand und ließ ihn die Konturen ihres Körpers nachzeichnen, und dann brauchte er nicht länger zu schmachten.
    Sie praktizierte alles, was Thomas Marlowe ihr beigebracht hatte. Die Handlungen waren die gleichen, sie gebrauchte sogar einige der Worte des Engländers, aber ihr war, als beobachte sie sich von weitem dabei, wie sie einen albernen, bedeutungslosen Tanz vollführte. Was mit Thomas wie von selbst gegangen war, erwies sich mit diesem alten Mann als anstrengende, erniedrigende, körperliche und seelische Tortur. Als die Lippen des Kaufmanns die ihren suchten und seine Finger sich in ihr Fleisch gruben, stiegen unter ihren geschlossenen Lidern Tränen auf. Zornig drängte sie sie zurück und kämpfte gegen das Gefühl an, eine Marionette zu sein, bei der Angelo die Fäden zog.
    Der laue Wind spielte mit den duftigen Vorhängen, die letzten rosigen Sonnenfinger tauchten das Paar auf dem Bett in ein warmes Licht – hier straffe, dort runzlige Haut, hier feste, dort schwache Glieder, die sich in einem Ritual, das so alt war wie die Menschheit, auf dem zerwühlten Lager wälzten.
    Wegen der fortdauernden Hitze war Thomas auf der Kingfisher geblieben. In seiner engen Unterkunft stand die Luft, aber jemand mußte die wertvollen Werkzeuge und Baumaterialien bewachen. Rufus schnarchte hinter dem Vormast, William Williams und der Lehrling Cristofano hatten es sich unten im Lagerraum gemütlich gemacht.
    Auf einem der Decks ausgestreckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, betrachtete Thomas die Sterne. Der abtrünnige Arzt hatte die Zukunft dort gesehen. In Thomas weckten sie lediglich die Sehnsucht danach, endlich in See zu stechen. Derselbe Himmel wölbte sich auch über den Westindischen Inseln und Amerika. Würde er diese Länder jemals sehen? Würde die Kingfisher jemals fertigwerden?
    In den letzten Wochen hatte noch eine zweite Besessenheit von ihm Besitz ergriffen. An einem Tag fand Thomas es schwer zu glauben, daß jene Nacht überhaupt stattgefunden hatte, dann wieder überschwemmte die Erinnerung ihn mit einer solchen Macht, daß er nicht mehr in der Lage war, die, einfachsten Handgriffe auszuführen. Seit seinem Besuch im Palazzo Sacchetti hatte Thomas nichts von Serafina gehört und auch seinerseits keinen Versuch unternommen, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch die Tage – und noch mehr die Nächte – waren angefüllt mit Erinnerungen an sie. Der Anblick eines gelben Kleides ließ sein Herz schneller schlagen, der Duft von Patschuli, der aus einem Gewürzsack herüberwehte, ließ das Blut in seinen Ohren rauschen. Er versuchte sich einzureden, daß derartige Albernheiten nicht von Dauer sein könnten,

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