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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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könnte, rücksichtslos mißbrauchen. Sie schien sich nicht für die Dinge zu interessieren, die Thomas durch seine Erziehung für die normale weibliche Bestimmung hielt: Haushalt und Kinder. Er verurteilte sie deshalb nicht. Er hatte weiß Gott kein Recht dazu, denn sein Ziel – die Kingfisher zu bauen – hatte ihn sogar zum Dieb werden lassen. Was Thomas in Wut brachte, war seine Schwäche. Er hatte damit gerechnet, Serafina auf dem Bankett in Lucca zu sehen, aber es trotz seines Vorsatzes nicht fertiggebracht, sich von ihr fernzuhalten. Und als sie ihn damals in den Palazzo Sacchetti eingeladen hatte, war er angelaufen gekommen wie ein Hündchen. Er fühlte sich wehrlos, hilflos, ausgeliefert – und dieser Zustand mißfiel ihm ganz entschieden.
    Sich selbst verfluchend, starrte Thomas auf die See hinaus – und dann vergaß er Serafina, die Levant Company und seine Sorgen um die Kingfisher. Am Horizont war eine Silhouette aufgetaucht. Zuerst glaubte er, ein Trugbild narre ihn, denn sie schimmerte silbern und bläulich wie ein Geisterschiff – doch dann begriff er, daß die Garland Gesellschaft bekommen hatte.
    Das Ionische Meer war unberechenbar – jederzeit konnte aus dem Nichts ein Sturm oder ein Unwetter aufziehen –, doch es waren nicht Naturgewalten, die Thomas fürchtete, sondern die von Menschen drohenden Gefahren. Die Garland segelte unter den Insignien des englischen Königshauses, und in diesen Gewässern wurde die Flagge der Levant Company als begehrte Trophäe betrachtet. Die Franzosen, die Venezianer und sogar die Toskana waren über den Erfolg der Engländer erbost, und Piraten von der Berber-Küste, aus Ragusa und von den Myriaden winziger namenloser Inseln vor der griechischen Küste sahen in einem Schiff der Handelsgesellschaft eine lohnende Beute. Mit wem würde er es diesmal zu tun bekommen?
    Das Schiff kam langsam näher. Thomas löschte die Kerze in seiner Laterne – eine sinnlose Maßnahme, denn der Mond schien sehr hell in dieser Nacht – und blieb abwartend auf der Brücke stehen. Es war noch zu früh, die Besatzung zu alarmieren. Hätte es überhaupt Sinn, sich auf einen Kampf einzulassen? Wäre es nicht klüger, zu flüchten? Könnten sie überhaupt fliehen?
    Als das Schiff so nah heran war, daß er es deutlicher erkennen konnte, vergaß er sämtliche Erwägungen. Es war eine Viermastgaleone, grazil und elegant – ein edler Schwan im Vergleich zu seinem plumpen Entchen. Das Mondlicht ließ die Masten und Rahen silbern glänzen und die geschnitzte Brücke wie pures Gold schimmern. Das Schiff sah aus wie die Kingfisher in seinen schönsten Träumen!
    Er hatte gerade die Bourbonen-Lilie erkannt – es waren Franzosen! –, als das Schiff abdrehte und davonsegelte. Und dann war die Garland wieder allein.
    Im Herbst wurde es auf den Docks von Livorno allmählich ruhiger. Es kam immer weniger Seide aus dem Osten, doch Serafina hatte bereits einen exquisiten Vorrat in einem Lagerhaus in Pisa liegen.
    Ihre Schwangerschaft hatte sie bisher erfolgreich geheimgehalten. Wie übel ihr auch sein mochte, sie ließ es sich nicht anmerken, und auch wenn sie sich vor Erschöpfung kaum auf den Beinen halten konnte, tanzte sie, wenn nötig, bis Mitternacht. Verbissen versuchte sie, den Zustand zu ignorieren, mit dem das Schicksal sie gestraft hatte. Obwohl Jacopo verständlicherweise stolz auf seine späte Vaterschaft war, hatte sie ihn überreden können, Stillschweigen darüber zu bewahren, indem sie ihm vor Augen führte, daß er nur zum Ziel bösartiger Spötteleien würde. Natürlich würde sich das Kind nicht auf Dauer verheimlichen lassen, doch darüber wollte sie sich jetzt noch keine Gedanken machen.
    Serafina reiste nach Livorno und Florenz, prüfte die Qualität von Rohseide und wählte sorgfältig die Seiden aus, die sie ihren Kunden anbieten wollte. Manchmal begleitete Jacopo sie, doch immer öfter war nur Amadeo dabei, während ihr Mann sich mit Perlenschnüren, Borten und Bändern befaßte. Amadeo, der früher ein Ausbund an Faulheit gewesen war, hatte sich inzwischen zu einer echten Hilfe entwickelt. Etwa im gleichen Alter wie seine Herrin, behandelte er sie mit einer Mischung aus Zuneigung und Achtung. Ihre Redegewandtheit und Sachkenntnis nötigten ihm Bewunderung ab. Serafina durchstreifte, ihre Geldtasche unter den weiten Falten ihres Kleides verborgen, mit ihm Docks, Lagerhäuser und Werkstätten. Anzügliche Blicke, Pfiffe und unsittliche Anträge ertrug sie ebenso ungerührt

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