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Seraphim

Seraphim

Titel: Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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der Grübelei!«, sagte er betont fröhlich. »Ich habe zu arbeiten. Geh jetzt endlich zu Bruder Philipp!« Er musste seine ganze Kraft aufwenden, um den jungen Mönch zur Tür hinauszuschieben.
    »Er ist Mitglied der Heiligen Inquisition«, flüsterte Guillelmus. »Und gestern Abend hat er mit Prior Claudius über die aufkommende Bedrohung durch Hex...«
    Die Tür fiel ins Schloss und schnitt den Rest seiner letzten Vermutung ab. Johannes sank gegen das dunkle Holz.
    Die Wortfetzen des jungen Mönchs hallten in seinen Ohren nach.
    Teufel. Hexen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen starrte er auf den bewusstlosen Inquisitor und unterdrückte einen Fluch.
    * * *
    Bevor Katharina die Kraft fand, vom Fensterbrett wegzutreten, wurde die Tür aufgestoßen, und ein Mann stürmte herein. Peter Hoger. Er war groß und kräftig, und es kam Katharina vor, als sei augenblicklich zu wenig Luft im Raum. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück.
    »Was hat dieses Weib hier zu suchen?«, donnerte Hoger. Sein Zeigefinger fuhr in Katharinas Richtung, als habe er vor, sie aufzuspießen. Sie wollte noch ein Stück zurückweichen, aber das Fenster in ihrem Rücken hinderte sie daran.
    »Ich habe Eurer Frau ein wenig Gesellschaft geleistet«, sagte sie so ruhig, wie sie konnte. Ihre Gedanken wirbelten umeinander. Wenn Hoger sie anklagte, dann würde sie schneller im Lochgefängnis landen, als sie denken konnte!
    »Gesellschaft geleistet?« Hoger überwand die Entfernung zwischen der Tür und dem Nachtkästchen mit zwei langen Schritten und griff nach einem der leeren Fläschchen. In seiner Hand sah es winzig aus. »Gesellschaft geleistet?«, wiederholte Hoger, und seine Stimme war jetzt zu einem heiseren Flüstern geworden.
    Katharina schloss die Augen. Vorbei! Die Essenz überführte sie eindeutig als Quacksalberin, dachte sie, doch im nächsten Moment regte sich Widerspruch in ihr. Sie war alles andere als das!
    »Ich habe Eurer Frau nur geholfen, ihre melancholia ...«
    »Sagt Ihr mir nicht, was meine Frau für Krankheiten hat!«, brüllte Hoger. Katharina schnappte nach Luft.
    Nur mit sichtlicher Anstrengung fing Hoger sich ein wenig. Die Adern an seinen Schläfen quollen dick und sichtbar hervor. »Ihr seid schuld an ihrem Zustand«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ihr habt dafür gesorgt, dass sie sich krank fühlt, nur damit Ihr Eure überteuerte Medizin an sie verscherbeln könnt, aber jetzt ...«
    »Meine Medizin ist nicht überteuert!«, fiel Katharina ihm ins Wort. Bei allen Vorwürfen, die man ihr machen konnte, war dies der einzige, der ungerechtfertigt war. Sie verkaufte ihre Essenzen zu exakt dem gleichen Preis, den der Stadtapotheker auch dafür verlangen würde. Darauf achtete sie sorgfältig, schon aus reinem Selbstschutz.
    Hoger ballte die Hände zu Fäusten. »Wagt es nicht, mich zu unterbrechen!«, drohte er. »Denn das Eis, auf dem Ihr Euch bewegt, ist sehr dünn, meine Liebe!«
    »Peter, was willst du damit sagen?«, mischte sich Bettine ein. Sie klang vorsichtig, aber nicht verängstigt.
    »Ich will damit sagen, dass dieses Weib ...« Mit dem ausgestreckten Zeigefinger stach er auf Katharina ein, als führe er eine Klinge. Dann konnte er nicht weitersprechen, weil er Luft holen musste.
    Katharina nutzte die Gelegenheit. »Es ist ihre Tätigkeit im Loch, die die Krankheit Eurer Frau verstärkt«, wandte sie zaghaft ein.
    »Unsinn!«, donnerte Hoger. »Sie hat im Loch gearbeitet, bevor sie Euch kannte. Und sie hatte niemals Probleme damit. Bis zu dem Tag, an dem sie Euch über den Weg lief.«
    Bettine warf Katharina einen warnenden Blick zu, und die zwang sich, den Mund zu halten. Es fiel ihr schwer, aber sie hatte der Handwerkersfrau versprochen, ihrem Mann niemals etwas davon zu sagen, dass seine Frau bereits seit vielen Jahren unter der melancholia litt. Bettine hatte es lange Zeit erfolgreich vor ihm geheimgehalten. Erst in den letzten Monaten, als die Krankheit ganz von ihr Besitz ergriffen hatte, war es ans Licht gekommen.
    Bettine richtete sich ein wenig auf. »Katharina ist nicht schuld an meiner Krankheit«, murmelte sie.
    »Doch!« Hoger starrte Katharina finster an. Sie wich ihm nicht aus. »Denn sie hat dich ...«, wieder atmete er tief durch, als koste es ihn Mühe, das letzte Wort auszusprechen, »... verhext!«
    Vor Entsetzen über diese Anschuldigung blieb Katharina die Luft weg. Sie wollte etwas erwidern, wollte sich verteidigen, aber dann überfiel sie der unnachgiebige Drang zu

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