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Serenade für Nadja

Serenade für Nadja

Titel: Serenade für Nadja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zülfü Livanelli
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Ihnen vielmals. Sie sind mir eine große Hilfe gewesen.«
    »Aber ich bitte Sie, ich tue bloß meine Arbeit.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, versuchte ich, meine Verblüffung abzuschütteln und las noch einmal die beiden Meldungen. Sowohl Ahmets Foto als auch seine Worte erschienen mir nach wie vor völlig fremd. Und doch gab es keinen Zweifel, dass er all das gesagt und sich damit mutig auf meine Seite geschlagen hatte. Er musste sich urplötzlich von Grund auf geändert haben.
    Wieder nahm ich das Telefon zur Hand. Ich wählte eine Nummer, aber so zögerlich, als spielte ich nur mit den Tasten herum. Dann gab ich mir einen Ruck und drückte auf die Anruftaste. Es klingelte lange, und erst, als ich schon wieder auflegen wollte, meldete sich jemand, eine Frau.
    »Äh, Entschuldigung«, sagte ich, »ich wollte eigentlich Ahmet sprechen.«
    »Ich bin seine Mutter. Maya, bist du das?«
    Da erkannte ich erst die Stimme meiner ehemaligen Schwiegermutter. Die Situation war mir peinlich, aber da musste ich nun durch.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Danke, gut. Und dir?«
    »Danke, auch gut.«
    Nach einem kurzen, ungemütlichen Schweigen sprach sie weiter.
    »Du wolltest mit Ahmet reden, aber der ist nicht da. Er war gestern bei uns und hat sein Handy hier vergessen.«
    Es war, als ob sich alle abgesprochen hätten, mich heute zu verblüffen.
    »Das ist ja komisch«, sagte ich. »Warum holt er dann sein Handy nicht wieder?«
    »Na ja, er hat mit seinem Vater ein wenig gestritten gestern. Nicht weiter von Belang. Er kommt schon wieder und holt das Handy.«
    Ahmet? Mit seinem Vater gestritten? Das war etwas, was ich mir nicht einmal vorstellen konnte. Wo er doch seinem Vater kaum in die Augen schaute und manchmal ins Stottern geriet, wenn er mit ihm sprach.
    »Wir saßen gerade zusammen, da hat Ahmets Handy geklingelt. Eine Zeitung war dran, die wollten mit ihm reden. Da ist Ahmet ganz panisch geworden. Du weißt ja, wenn er in Gegenwart seines Vaters telefoniert, wird er ziemlich nervös.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Er hat ein Treffen mit der Zeitung abgelehnt und dann aufgelegt. Da hat sein Vater zu murren angefangen. Wegen … na ja, wegen dieser Sache …«
    »Wegen des Zeitungsartikels über mich.«
    »Ja. Darauf ist Ahmet gegangen, und da hat er sein Handy vergessen. Eine Stunde später hat er angerufen, und wir sollten ihm aus seinem Handy die Nummer der Zeitung sagen. Seither hat er sich nicht mehr gemeldet.«
    Jetzt kam allmählich Klarheit in die Sache. Ahmets Vatershatte also schlecht über mich geredet, und Ahmet hatte sich zum ersten Mal getraut, seinem Vater zu widersprechen.
    Am unangenehmsten musste die ganze Situation für Ahmets Mutter sein. Sie, die stets damit beschäftigt war, ihren Mann zu beschwichtigen und ihre Kinder vor ihm zu schützen, musste über die plötzliche Rebellion ihres Sohnes nicht schlecht gestaunt haben.
    Wir sahen uns während meiner Ehe nur selten, und nie nahm sie in nennenswerter Weise für oder gegen mich Partei. Eigentlich verlief ihr ganzes Leben so, nämlich nahezu »kommentarlos«. Ihr ganzes Tun war auf ihren Mann ausgerichtet und auf das Ertragen von dessen Launen.
    So stockend unser Telefongespräch an sich schon verlief, so mühsam war es auch, es mit Anstand einem Ende zuzuführen.
    Ich zog mich schnell an, ging aus dem Haus und kaufte mir für alle Fälle einen Vorrat von insgesamt zehn Exemplaren der Zeitung zusammen. Ich klapperte dabei mehrere Verkaufsstellen ab, denn nirgends sollte die Zeitung ausgehen, damit möglichst viele Leute aus der Nachbarschaft die Nachricht mitbekamen.
    Dann ging ich nach Hause und nahm ein heißes Bad, das mir guttat.
    Ein heißes Bad wäre mir auch jetzt recht, aber in achttausend Metern Höhe wird mir so ein Luxus nicht gegönnt. Man ist hier in seiner Privatsphäre auf einen Sitz beschränkt und merkt umso mehr, wie kostbar es ist, genug Raum für sich selbst zu haben.
    Und außerdem merke ich, dass in meinem Bericht auffällig oft vom Duschen und Baden die Rede ist. Tatsächlich übt aber nichts eine so beruhigende Wirkung auf mich aus wie Wasser. Über den Akt der Reinigung hinaus ist es wie eine Therapie für mich, wenn heißes Wasser auf mich herabprasselt oder ich in die wohlige Wärme eines Vollbads eintauchen kann.Als ich wieder aus dem Bad kam, sah ich, dass inzwischen meine Mutter, Filiz und Tarık angerufen hatten. Bestimmt hatten sie alle den Artikel gelesen. Ich beschloss aber, sie erst später zurückzurufen.
    Erst machte ich die

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