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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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steckst.«
    Damit legte mein menschliches Navi auf. Ich gähnte erneut und schüttelte kurz den Kopf.
    Die gute Nachricht war, dass meine Aussage vor Gericht gut angekommen war und alles nach einem erfolgreichen Prozess mit einer Verurteilung aussah.
    Die schlechte Nachricht war, dass ich sechs Stunden durchgefahren, hungrig und müde war und obendrein auch noch auf die Toilette musste. Außerdem war der Tank beinahe leer.
    Vielleicht konnte Murray’s sämtliche Bedürfnisse befriedigen– wenn ich den Laden fand, ehe mich der Schlaf überkam. Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann mir das letzte Auto entgegengekommen war, und obwohl das hier (soweit ich wusste) ein wichtiger Highway war, herrschte verdammt wenig Verkehr. Wer hätte ahnen können, dass Northern Wisconsin in einer Mittwochnacht um zwei Uhr in der Früh so verdammt menschenleer sein würde?
    Mein Handy klingelte. Mein Held, mein holder Ritter kam zu meiner Rettung.
    » Du bist nicht auf der Interstate 94«, sprudelte es aus ihm heraus, » sondern auf der 39.«
    » Du klingst nicht sehr erfreut.«
    » Du hast die falsche Abfahrt genommen, als sich die Interstate gabelte.«
    » Und das heißt?«
    » Das heißt, dass du drei Stunden in die falsche Richtung gefahren bist.«
    Scheiße.
    Ich gähnte. » Und was muss ich jetzt tun, um zu dir zu kommen?«
    » Erst mal schlafen, Jack. Morgens kannst du dich dann wieder früh auf den Weg machen.«
    » Drei Stunden hin oder her– ich werde zum Frühstück da sein.«
    » Aber du klingst, als ob du aus dem letzten Loch pfeifen würdest.«
    » Das wird schon. Ich muss nur kurz ein Nickerchen machen.«
    » Das ist so was von überhaupt nicht lustig«, empörte er sich.
    Ich lächelte. Dem armen Tropf lag tatsächlich etwas an mir.
    » Ich liebe dich, Latham.«
    » Ich liebe dich auch. Und genau deswegen will ich, dass du dir jetzt ein Zimmer für die Nacht suchst und dich ein wenig ausruhst.«
    » Sag mir doch einfach, was ich tun muss, um zu dir zu finden. Ich habe keine Lust, allein in irgendeinem billigen Motel in schmuddeliger Bettwäsche auf einer Matratze voller verdächtiger Flecken zu schlafen. Ich will neben dir in der Blockhütte vor einem großen Steinkamin liegen, um dir dann deine netten kleinen Boxershorts vom Leib zu reißen und… Hallo? Latham?«
    Ich starrte auf das Handy. Kein Empfang.
    Willkommen in Wisconsin.
    Ich gähnte erneut. Da tauchte wieder eine Riesenreklame am Straßenrand auf.
    MURRAY ’S BERÜHMTER TRUCK - STOP . ESSEN . DIESEL . ZIMMER . TRUCKWASCHANLAGE . DUSCHEN . 24 STUNDENSERVICE MECHANIKER . FÜNFZEHN KILOMETER .
    Fünfzehn Kilometer? Das war zu schaffen. Und vielleicht würde mich etwas zu essen und ein wenig Kaffee wieder in die Gänge bringen.
    Achtung, Murray’s, ich komme.

3
    Taylor hielt unter der Tür zum Restaurant inne und sog die Atmosphäre in sich auf. Die Bude war voll, jeder Tisch war besetzt. Er sah drei Kellnerinnen und zwei Köche, die in der Küche umherflitzten. Die meisten Kunden waren Fernfahrer, zwei von ihnen in Begleitung von Parkplatzhuren. Taylor wusste, dass die Eigentümer des Lokals dieses Geschäft mehr als nur duldeten, und er fragte sich, welche Prozente ihnen dabei zugutekamen.
    Da entdeckte er einen Zuhälter– vielleicht sogar den von Candi–, der einer seiner Huren die Meinung geigte. Er trug Cowboystiefel aus Klapperschlangenleder, eine goldene Gürtelschnalle in Form des Staates Wisconsin und dazu eine mit unechten Diamanten besetzte Baseballkappe. Ansonsten saßen hauptsächlich Trucker an den Tischen. Auf jeden Fall waren keine Bullen anwesend. Ein Zuhälter, der sich so offen zu zeigen traute, bedeutete, dass die Polizei ihr außertarifliches Geld bereits in der Tasche hatte.
    Es duftete himmlisch nach gebratenem Speck und Apfelkuchen. Taylors Magen knurrte. Er schaute sich nach dem Notausgang um, der sich in der nordöstlichen Ecke des Gebäudes befand. Außerdem wusste er, dass es eine Hintertür gab, die in die Küche führte. Taylor war zuvor einmal um das Gebäude gelaufen, ehe er sich in das Restaurant begeben hatte.
    Da jeder Tisch besetzt war, ging er zur Theke und setzte sich auf einen Hocker zwischen Fensterfront und einem dicklichen älteren Typen, der sich an einer Tasse Kaffee festhielt. Das war ein guter Platz. Von hier aus konnte er seinen Laster ohne Probleme sehen und zudem eine gute Rundumsicht genießen für den Fall, dass ihm jemand auf die Pelle rücken wollte.
    Es war mindestens ein Jahr her,

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