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Serial

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Titel: Serial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kilborn , Blake Crouch
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seitdem Taylor das letzte Mal bei Murray’s eingekehrt war. In der Speisekarte steckte ein laminiertes Kärtchen, auf dem zu lesen war, dass die Spezialität des Hauses Hackbraten sei.
    Der ältere Mann lehnte sich zu ihm und meinte: » Hackbraten ist gut hier.«
    » Erinnere mich nicht, Sie nach Ihrer Meinung gefragt zu haben.«
    » Sie haben sich die Karte angeschaut. Dachte, ich helfe ein wenig.«
    Taylor betrachtete den Mann. Ein großväterlicher Typ mit schütter werdenden grauen Haaren und roten Wangen. Taylor war nicht gerade bester Laune– der eine Zeh war kaum genug für eine Vorspeise gewesen. Er hätte dem Opa gerne gezeigt, wo es langging. Aber jetzt Aufsehen erregen hieße, dass man sich an ihn erinnern würde, und das war nicht gut.
    » Danke«, sagte er schließlich.
    » Gern geschehen.«
    Eine Kellnerin in abgelaufenen Turnschuhen trat zu ihm, und Taylor bestellte einen Kaffee und den Hackbraten. Der Kaffee war stark und bitter, sodass er zwei Stückchen Zucker brauchte.
    » Duschen sind auch nicht schlecht hier«, beteuerte sein dicker Thekennachbar.
    Taylor warf ihm erneut einen Blick zu.
    Versucht dieser Typ etwa, mich abzuschleppen?
    Der Mann nippte an seinem Kaffee, ohne Taylors Blick zu erwidern.
    » Passen Sie mal auf, Kumpel. Ich will nur in Ruhe hier sitzen und etwas essen. Ist nicht böse gemeint, aber ich habe heute einen Haufen Kilometer hinter mich gebracht.«
    » Kein Problem«, entgegnete der Dicke, lehrte seine Tasse und bedeutete der Bedienung, dass er noch mehr Kaffee haben wollte. » Habe nur gesagt, dass die Duschen hier gut sind. Man braucht aber Münzen– Vierteldollars. Die haben hier Maschinen mit Seife. Gut zum Blutabwaschen.«
    Taylor schaltete innerlich sofort auf Alarmstufe und spürte sogar, wie er rot anlief. Dieser Typ machte nicht den Eindruck, ein Bulle zu sein. Taylor hatte einen Riecher für Cops. Er trug eine weite Hose, ein kariertes Hemd und eine Timex. Auf der Theke neben seiner leeren Tasse lag eine Baseballkappe ohne Aufdruck. Ein Dreitagebart zierte sein Doppelkinn.
    Nein, das war kein Bulle. Und vögeln wollte der Typ Taylor auch nicht.
    Was zum Teufel will er von mir?
    » Was soll das heißen?«, fragte Taylor so sachlich wie möglich.
    » Da ist ein Tropfen Blut auf Ihrem Hemd, noch einer am Kragen und sogar etwas Blut unter Ihren Fingernägeln. Sie haben sie zwar mit Äther gereinigt, hat aber nicht gereicht. Wussten Sie, dass Äther 1842 das erste Mal als Betäubungsmittel bei Operationen eingesetzt wurde? Davor waren medizinische Eingriffe immer mit lautem Schreien und heftigen Abwehrreaktionen verbunden.« Der Mann hielt eine fleischige Hand vor den Mund und rülpste. » Aber gerade lautes Schreien und heftige Abwehrreaktionen sollen manchen Leuten ja gefallen.«
    Taylor ballte die Hände zu Fäusten, zwang sich aber, sich zu entspannen. Hatte ihn der Typ beobachtet? Wusste er etwa von Candi in der Schlafkabine?
    Nein, das war unmöglich. Die getönten Scheiben des Fahrerhauses und die fehlenden Fenster in der Schlafkabine ließen so etwas nicht zu.
    Wie zufällig blickte er sich um, da er herausfinden wollte, ob man sie beobachtete. Aber niemand schien sich um Taylor und den alten Mann zu kümmern.
    Taylor senkte langsam eine Hand. Er wollte sein Klappmesser aus dem Gürtel ziehen, während er überlegte, ob er es dem alten Kerl einfach zwischen die Rippen bohren sollte, um dann so schnell wie möglich zu verschwinden. Aber zuerst musste er herausfinden, was Opa alles über ihn wusste. Vielleicht könnte er ihn zur Toilette locken, ihn dort in eine Kabine lotsen und dann…
    Taylor erstarrte. Das Messer war verschwunden.
    » Immer mit der Ruhe, Freundchen«, riet ihm der dicke alte Mann. » Ich gebe Ihnen das Messer zurück, wenn wir hier fertig sind.«
    Taylor verschlug es fast die Sprache. Er war fest davon überzeugt, dass hinter jeder Tat ein Beweggrund stand. Dieser Typ wusste mehr über ihn, so viel war klar. Was aber hatte er mit all den Informationen vor?
    » Wer sind Sie?«, wollte Taylor wissen.
    » Ich heiße Donaldson. Aber Sie sollten sich Gedanken darüber machen, was ich bin. Immerhin sind Sie mittlerweile offenbar darauf gekommen, dass ich weder ein Cop noch ein Geheimagent bin. Danke, Donna.« Er nickte der Kellnerin zu, als sie seine Tasse auffüllte. » Eigentlich bin ich nur ein Reisender, der an der Landschaft, den Sehenswürdigkeiten und insbesondere an den Leuten Gefallen findet.« Donaldson zwinkerte Taylor zu. » Und zwar

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