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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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jemand mit viel Einfluss dahinter. Carbone? Der hat abgedankt. Keating? Zu wenig Einfluss. – Jetzt bin ich dran mit Fragen. Hat Schwadron auf der Party irgendetwas gesagt, das einen Hinweis darauf geben könnte, wer hinter Otto steht? Das ist die Spur, der wir folgen müssen, Mike.«
    »›Wir‹ schon wieder.« Das Bobcat-Gewehr lag schwer in meinen Armen.
    Eisner sagte: »Solange wir auf freiem Fuß sind, können wir etwas unternehmen. Es gibt immer noch anständige Journalisten, Politiker und eine Menge guter Leute in den Streitkräften. Wenn wir uns an die wenden, ihnen Beweise liefern, können wir den Spieß umdrehen.«
    Ich ging noch einmal mit ihm durch, was er von Danny und den anderen bereits wusste. Dass 109 zunächst für legitime Verhöre der Sicherheitskräfte eingesetzt worden war, später aber auch privat.
    »Die Rücktritte in Washington? Man schluckt eine Pille. Man macht sich auf einer Party an Senator X heran und lenkt das Gespräch auf Bereiche, die einen interessieren. Man lässt sich von seiner Intuition leiten. Hey, Senator, Sie haben doch sicher nie illegale Wahlkampfspenden angenommen? Irgendwelche sexuellen Abartigkeiten liegen Ihnen fern, oder? Glauben Sie mir, sobald man weiß, in welche Richtung man nachforschen muss, ist es ein Kinderspiel.«
    Ich sagte ihm nicht, dass ich mir Ähnliches im Knast zusammengereimt hatte.
    »Und Sie haben diese Droge tatsächlich ausprobiert?« ,fragte er.
    »Nur so konnte ich den Cops von Key West unter der Nase durchschlüpfen.«
    Die Intensität seines Interesses war beinahe greifbar.
    »Mike, wenn Sie jetzt unter dem Einfluss der Droge stünden, wüssten Sie dann, was ich denke?«
    »Es ist nicht so, als ob man Gedanken lesen könnte. Ich würde spüren, ob Sie lügen, was Sie beabsichtigen. Es ähnelt einer intuitiven Ahnung, ist aber tausendmal stärker als alles, was Sie je erlebt haben. Und es stimmt immer.«
    »Das erklärt den überteuerten Kontrakt mit dem Verteidigungsministerium. Der Kaufpreis war darin versteckt. Zum Teufel, um Terroristen aufzuspüren, wäre es jeden Cent davon wert. 109 würde alle anderen Verhörtechniken in den Schatten stellen.«
    »Sicher, wenn die Droge nur zu diesem Zweck eingesetzt würde«, sagte ich. »Aber die Pille existiert jetzt gerade mal einen Monat, und schon bringen sich die Leute deswegen gegenseitig um.«
    Eisner strahlte dieselbe Wut aus, die mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen war. »Die Verwendung für persönliche Zwecke verstößt gegen das Gesetz.«
    Ich lachte auf. »Man kann diese Droge nicht unter Kontrolle halten. Sie macht die Menschen verrückt. Jeder will sie haben. Selbst wenn man sie streng gesetzmäßig einsetzt, die Wirkung trägt man bei Feierabend mit nach Hause.«
    Eisner sah aus wie ein Artilleriebeobachter, der sich auf sein Ziel einschießt. Er starrte mir prüfend in die Augen.
    »Das ist alles, was Sie herausgefunden haben?«
    »Wo stecken Ihre Leute? In den Wäldern?«
    Er wirkte erst verdutzt, dann zornig. Ich merkte, dass er tatsächlich verletzt war. »Wenn Sie jetzt noch nicht wissen, auf wessen Seite ich stehe, scheiß auf Sie, denn dann können Sie Freund und Feind nicht unterscheiden. Vielleicht brauchen Sie eine gottverdammte Droge dazu. Und ich spreche nicht nur von mir. Die sexuelle Spannung in diesem Haus kann man mit Händen greifen.«
    »Sie sind ein Gefängniswärter, Eisner. Das haben Sie selbst gesagt.«
    » Und Sie sind ein Lügner. Wissen Sie, was mein Vater zu mir sagte, als ich noch klein war?«
    »Wie gesagt, ich kann keine Gedanken lesen.«
    »Dass die schwersten Entscheidungen im Leben die zwischen Gut und Gut sind. Das beschreibt Sie und unseren Zustand ziemlich genau. Wo sind nur die alten Zeiten geblieben, als alles noch klar und einfach war?«
    »Ich kenne Sie nicht, Eisner.«
    »Kannten Sie Dwyer? Er hat Sie reingeritten. Nicht ich.«
     
    Nach dem Abendessen unternahmen wir eine weitere Fluchtübung. Ich zählte im Dunkeln bei Eisregen die Schritte zwischen den einzelnen Bäumen. Später in der Nacht wälzte ich mich unruhig hin und her, verfolgt von erotischen Träumen.
    Schließlich stand ich auf und ging in die Diele, noch ganz unter dem Einfluss der Träume.
    Das Licht eines Kaminfeuers glühte unter Kims Tür durch.
    Und unter Gabrielles.
    Zwei Türen. Sie sahen gleich aus. Schwere Eiche mit Messingknäufen. Das Haus knackte und knarrte im Dunkeln, als würden seine Bauteile eine Art subatomaren Lebens führen. Ein kühler Hauch

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