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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Vierradantrieb – rutschten und schlitterten. Zur asphaltierten Landstraße waren es zwei Meilen.
    Eisner saß mit seinem AK-15 und einer Glock im Schoß rechts auf der Vorderbank, Hoot zwischen uns. Danny war mit Kim und Gabrielle hinten eingestiegen und zuckte bei jedem Schlagloch zusammen. Ihre Gesichter glühten jedes Mal in sanftem rötlichem Schein auf, wenn ich auf die Bremse trat.
    »O Kanadaaa, o Kanadaaaaaa«, summte Danny leise vor sich hin. Er war der schlechteste Sänger, der mir je über den Weg gelaufen war.
    Ich sah mich um. »Die Schießerei war ja noch erträglich, aber bitte hör auf zu singen.«
    »Das schmerzt jetzt aber, Boss.«
    »Nicht einschalten«, sagte Eisner, als ich nach dem GPS-System griff. »Sie könnten uns via Satellit verfolgen, wenn sie wissen, dass wir dieses Auto haben.«
    »Sie glauben, die haben Zugriff auf Satelliten?«
    »Tja, hätten richtig hohe Tiere aus Washington Zugriff auf Satelliten?«
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, aber die Röte, die ich sah, lag im Süden, also musste sie von dem Brand stammen. Die Räder knirschten auf dem dunklen Eis. Einmal kamen wir ins Schleudern und rutschten auf die Bäume zu. Ich konnte nicht bremsen. Die Stämme ragten drohend über uns auf, während ich vorsichtig vom Gas ging und gegenlenkte. Ein kollektives Aufseufzen ertönte, als die Reifen in letzter Sekunde wieder griffen.
    Noch ein paar hundert Meter bis zur asphaltierten Straße.
    Wir schaffen es.
    Dann bogen wir um eine Kurve, und ein Soldat stand direkt vor uns, dreißig Meter entfernt, und drehte sich zu uns um. Er schien ebenso überrascht zu sein wie wir. Weißer Parka. Kapuze hochgezogen. Seine Hand glitt zur Waffe. Er hatte die Glut am Horizont beobachtet, und jetzt sah ich auch den Humvee zwischen den Bäumen stehen, mit einem zweiten Mann am Steuer. Sie hatten uns nicht kommen hören, weil ihr Funkgerät und der Motor im Leerlauf zu laut waren. Die Zeit schien in Zeitlupe zu verstreichen. Eisners Fenster glitt nach unten; er war geistesgegenwärtig genug, um zu wissen, dass es so schneller ging, als es zu zerschmettern.
    Alles schien gleichzeitig unglaublich schnell und langsam zu geschehen.
    Der Soldat hob die Pistole.
    Das Mondlicht fiel auf ein bleiches Gesicht mit Aknenarben, das ich erkannte. Es war Marty aus dem Knast.
    Ich stieg voll aufs Gas und betete, dass der Wagen nicht ins Schleudern kam.
    Hinter mir feuerte Danny mit der Sig. Crack-ackack …
    Ohrenbetäubender Krach.
    Die Reifen griffen, der Motor heulte auf, und Steine prasselten in die Radkästen. Martys Hand schien Flammen zu speien. Entweder war er sehr tapfer oder sehr dumm, aber er blieb einfach stehen. Der Wagen schleuderte ihn in die Luft, und ich hörte seinen Körper auf den Kotflügel herunterkrachen. Sein Gesicht kam auf mich zugeschossen, doch unmittelbar bevor es gegen die Windschutzscheibe schlug, gab es einen Bums, und er wurde seitlich weggerissen.
    Eisner schoss jetzt ebenfalls.
    Der Fahrer des Humvee sackte zusammen und glitt aus dem Wagen.
    Hinter der nächsten Kurve lag die Landstraße, geräumt und gesalzen, ein weißgesäumter schwarzer Streifen. Ich holperte auf den Asphalt und schaltete die Scheinwerfer ein. Den Fuß ließ ich fest aufs Gaspedal gedrückt. Die Bodenhaftung war einwandfrei.
    Meine Hände lagen zitternd auf dem Lenkrad. Die Schüsse klangen mir noch in den Ohren, so dass ich kaum etwas hören konnte. Ich spürte eine Hand auf der Schulter, und dann sagte Kim: »Wir sind durch. Alles okay. Du kannst langsamer fahren.«
    Sie massierte mir die verkrampften Schultermuskeln.
    Nach ein paar Sekunden versuchte es Gabrielle mit einem Scherz. »Mike, als ich gestern sagte, du sollst mit Kim die größte Explosion der Geschichte fabrizieren, meinte ich eigentlich etwas anderes.«
    Einen Moment herrschte Stille. Dann brachen alle in Gelächter aus. Es war die Erleichterung. So komisch war der Witz nicht gewesen. Aber wir fühlten uns lebendig. Kim wurde rot. Hoot kicherte wie ein kleines Mädchen. Danny brüllte vor Lachen. Eisner klatschte sich auf die Oberschenkel.
    »Naturetech« ,sagte ich. »Nicht Kanada.« Das brachte sie zum Verstummen. »Vergessen Sie’s«, erwiderte Eisner.
    »Der Beweis findet sich bei Naturetech. «
    »Und außerdem jede Menge Soldaten, Mike.«
    Die Straße lag einsam und verlassen vor uns, keine Lichter, keine Sirenen, keine Bewegung . Nur eine weiße Linie Richtung Kanada. Der Motor dröhnte dumpf, und die Reifen zischten auf dem Asphalt. Eisner

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