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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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verschwunden. Der Mund raubtierhaft verzerrt, die Augen zu Schlitzen verengt, während wilde Emotionen in seiner Brust tobten. In einem normalen Verhör wären wir vielleicht so weit gekommen. Mit viel Glück, wenn wir wirklich gut waren. Wenn wir ihm glaubten. Wenn wir die Zeit dazu hatten.
    Eisner trat neben mich. Leise und voll unterdrückter Erregung sagte er: »Diese Droge hätte ein Segen sein können.«
    Ludenhorff nickte. Er schien sich von dem Knebel befreien zu wollen, und wir taten ihm den Gefallen mit der Warnung, nicht wieder zu schreien. Er fuhr sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. »Ja, ein Segen. Zum Wohle der Menschheit!«
    Panik, dachte ich.
    Ich starrte ihm ins Gesicht, dem Schlüssel zu den richtigen Antworten. Ich sah die einzelnen Poren seiner Haut. Ich versuchte, seine Pläne zu erraten, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich das nicht musste. Nicht unter 109. Ich musste nur die richtigen Fragen stellen.
    Ich fragte: »Wenn die Droge morgen verteilt wird, wo liegt der Vorrat heute Nacht?«
    »Ja-oder-nein-Fragen«, wiederholte Danny seufzend.
    Ich fluchte und fing noch einmal an. »War die Droge bei Naturetech?« Ja. »Der gesamte Vorrat, bis auf das, was wir hier gefunden haben?« Ja. »Was ist mit Aufzeichnungen und Formeln. Auch bei Naturetech?« ,fragte ich mit rasendem Pulsschlag.
    Ja.
    »Gibt es Duplikate außerhalb von Naturetech? Oder befindet sich alles, einschließlich der Kopien, auf dem Gelände? Eine vollständig geheime Operation?«
    »Sie kommen niemals hinein«, krächzte Ludenhorff mit einem Ausdruck des Entsetzens. »Die halten Sie auf.«
    Und da erkannte ich unsere einzige Chance, die ganze Sache zu stoppen. Danny hatte recht. Wir müssen den Vorrat beseitigen.
    Danny kehrte zum Schreibtisch mit dem verschlüsselten drahtlosen Laptop zurück. Er begann zu tippen. Nach einer Weile drehte er den Bildschirm so, dass ich ihn sehen konnte.
    »Die Zugangsliste von Naturetech. Erinnerst du dich?«, fragte er.
    »Neineineinein!«, schrie Ludenhorff.
    Ich ignorierte ihn. »Selbst wenn es uns gelingt, unsere Namen einzutragen, unter welchem Vorwand sollten wir um zwei Uhr nachts dort auftauchen?«
    Aber dann beantwortete ich meine eigene Frage. »Überraschende Sicherheitskontrolle.«
    Danny grinste, klappte seine Brieftasche auf und zeigte seinen alten Lenox-Ausweis. Eisner zuckte die Achseln, kramte in seiner Gesäßtasche und präsentierte seine Marke vom Verteidigungsministerium.
    Auch ich hatte meinen alten Ausweis als Chef des Sicherheitsdienstes von Lenox noch.
    »Seien Sie uns doch noch ein bisschen behilflich«, sagte Danny zu Ludenhorff. »Kennen die Wachen unsere Namen? Oder sind es einfach ahnungslose alte Trottel, die nie von uns gehört haben?«
    »Die werden Sie umbringen!«
    Danny knebelte ihn wieder, fester diesmal. Speichel troff durch das Tuch. Die Antwort war unverkennbar.
    Die Wachen kennen unsere Namen nicht, dachte ich.
    Ich fragte Ludenhorff: »Können wir uns von Ihrem Computer aus auf die Zugangsliste setzen?«
    Er schüttelte den Kopf, doch die Antwort lautete ja.
    »Hat Colonel Otto auch Zugang? Wenn wir die Veränderung vornehmen und er ruft die Liste auf, wird er unsere Namen sehen?«
    Ohne Enhance könnten wir das in einer Million Jahren nicht durchziehen.
    Eisner seufzte. »Es ist mitten in der Nacht, Mike. Otto wird die Liste nicht aufrufen. Welchen Grund gäbe es dafür? Wahrscheinlich schläft er.«
    »Das hoffen Sie«, meinte Danny.
    Ich dachte daran, dass Danny und ich schon einmal in Naturetechs Sicherheitsbereich eingedrungen waren. Ich erinnerte mich an das Layout der Alarmsysteme, die Lage des Labors. Dort gab es Chemikalien, die explodieren, brennen, Metall und Plastik zerfressen konnten. Zerstörerisch.
    Überleg dir später, wie du alles beweisen kannst. Zuerst vernichte die verdammte Droge.
    »Sie werden uns durch den ganzen Vorgang führen müssen, Paul, mein Lieber.«
    Er würgte.
    Danny setzte sich an den Computer wie eine gutgelaunte Sekretärin, zum Diktat bereit. Es war an der Zeit, alles zu riskieren, dachte ich.
    »Beschreiben Sie uns die Vorgehensweise Schritt für Schritt«, sagte ich zu dem schäumenden, sich sträubenden, mit Isolierband an seinen eigenen Stuhl gefesselten Mann. »Okay, an die Arbeit. Schritt Nummer eins …«

22
    A
    ls wir eine Stunde später das Haus verließen, sah es draußen oberflächlich betrachtet genauso aus wie zuvor, aber uns erschien die Welt als ein fremder Planet. Die Bäume

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