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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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…«
    Ja.
    »Sie müssen eine ziemliche Schweinerei zu verantworten haben, wenn sie sich kampflos zurückziehen.«
    Ja.
    Ich fühlte mich benommen, allmächtig, jedenfalls einen Moment lang, bevor mir die Tragweite dessen klar wurde, was ich da hörte. Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht wie nie zuvor auf das eines Menschen. Ich sah es nicht als Gesamtheit koordinierter Muskeln, sondern als tausend verräterische Anhaltspunkte, Leuchttürme der Wahrheit. Schwadron hatte recht behalten: Beim ersten Mal war die Wirkung von 109 im Vergleich zu diesmal verschwommen gewesen. Ich spürte, welche Fragen ich stellen, welchen Verbindungen und Annahmen ich nachgehen musste. Seine Angst und sein Entsetzen waren wie Pfeile, die auf die Wahrheit deuteten.
    Ich war ein Gott unter den Menschen, die ihre Gedanken, ihren Glauben, ihre Sehnsüchte vergeblich zu verbergen trachteten.
    Eine Palastrevolution mit Drogenunterstützung.
    Eisner überprüfte unsere Theorien: »Haben Sie von Ihrem ehemaligen Boss, A. J. Carbone, erstmals von HF-109 erfahren?«
    Ja.
    »War Ihre Aufgabe zunächst logistischer Natur? Vielleicht der Transport der Droge in den Nahen Osten und Berichte an Carbone über ihre Wirkung?«
    Ja.
    »Haben Sie Colonel Otto ins Spiel gebracht?«
    Nein. Das war die Person aus dem Weißen Haus gewesen.
    »Hat Colonel Otto die Verhöre in Übersee durchgeführt, um das Geheimnis zu bewahren?«
    Ja.
    »Haben Sie später Alicia Dent die Droge gegeben, damit sie Schmutz über bestimmte Personen ausbuddelte und sie so zum Rücktritt zwang?«
    Ja.
    »Haben Sie und Colonel Otto eine Sondereinheit der Armee ins Leben gerufen, um das Geheimnis zu schützen?«
    Nein.
    Eisner runzelte die Stirn und wiederholte die Frage. »Existierte diese Antiterroreinheit schon, als Sie von 109 erfuhren? Sie selbst führen die Royces, Colonel Otto die Truppen?«
    Ja.
    »Haben Sie den Royces befohlen, Dwyer zu ermorden und zurückzuholen, was er von Naturetech mitgenommen hatte?«
    »Das habe ich nicht«, kreischte Ludenhorff.
    Jaaaaaaaa, donnerte die Gewissheit in meinem Kopf.
    Es war so einfach, so leicht, wie die Wahrheit von einem guten Freund zu erfahren. Normalerweise dauern Verhöre wochenlang und finden an speziellen Orten statt. Die Zielperson wird von Experten analysiert und befragt. Auch ich hatte das in rudimentärer Form gelernt. Ich wusste, wie man dieselbe Frage auf ein Dutzend Arten formulierte, um Widersprüche oder Lügen zu entdecken. Strategien, wie man austrickste, überredete, einschüchterte.
    Immer Zeit lassen, hatte man mir eingetrichtert – Hast erzeugt Fehler. Aber uns lief die Zeit davon.
    »Haben Sie Schwadrons Ermordung angeordnet?«, fragte Eisner.
    Ja.
    »Wird Keating zu gegebener Zeit auch sterben?«
    Keating ist erpressbar, daher ist das nicht nötig, begriff ich. Ludenhorff benutzt 109, um Leute in Washington – hochrangige Personen – zur Zusammenarbeit zu zwingen. Sobald man ihre Geheimnisse kennt, hat man sie in der Hand. Noch ein paar Monate mit Enhance und es gibt kein Zurück mehr.
    »Nimmt Otto von Ihnen Befehle entgegen?«
    Er schüttelte wild den Kopf und gab unter dem Knebel Geräusche von sich, versuchte, uns auszublenden. Tränen des Zorns rannen ihm aus den Augen, aber die Gewissheit in meinem Kopf – das Gefühl, dass er gegen Otto intrigierte – war eindeutig.
    Ludenhorff erwartet, zum neuen Direktor ernannt zu werden, dachte ich. Dann wird Otto seinem Befehl unterstehen.
    Ich fragte, ob unser Reporter von der Washington Post in die Sache verwickelt sei.
    Nein.
    »Das wird sich großartig machen vor Gericht«, bemerkte Danny. »Wir bezeugen, dass er zwar nichts zugegeben, aber alles durch schuldige Schwingungen eingestanden hat. Das überzeugt jeden Richter.«
    Aber meine Aufregung wuchs. »Was haben Sie heute Nachmittag bei Naturetech gefeiert, Paul?«
    Seine Augen weiteten sich, als ihm klarwurde, dass wir alles mit angesehen hatten. Ich empfing starke Emotionen, Furcht, aber keine Fakten.
    »Stell Ja-oder-nein-Fragen, Boss«, erinnerte mich Danny.
    »Haben Sie gefeiert, weil es Ihnen endlich gelungen ist, die Droge zu synthetisieren?«
    Ja.
    »Die morgige Lieferung ist also die erste mit der voll synthetisierten Droge?«
    Seine Panik wuchs. Ich kam dem entscheidenden Punkt immer näher, aber was war es? Ich spürte seine Verwundbarkeit.
    Ludenhorff wand sich im Stuhl und versuchte, seine Fesseln zu lockern. Es war unmöglich. Sein Gesicht war eine Maske des Hasses. Alle Gelehrsamkeit

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