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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Unterlagen.
    »Fünfzehn Wachtposten«, sagte ich. »Einer am Tor. Zwei im Kontrollraum. Der Rest auf Patrouille. Wenn der wachhabende Beamte unsere Namen überprüft, während wir dort sind …«
    Danny sagte: »Entspann dich. Wer weiß, ob wir überhaupt reinkommen.«
    Er wirkte gelassen, wie immer. Aber ich spürte, dass sein Herz einen regelrechten Trommelwirbel schlug. »Du bist nicht so zuversichtlich, wie du aussiehst, Danny.«
    »Das musst gerade du sagen.«
    Wir konnten nichts dagegen tun, dass wir die Empfindungen der anderen wahrnahmen.
    Eisner durchbrach die Stille. »Ich weiß, Mike«, sagte er. »Ziemlich unheimlich, was?«
     
    Wir hatten eine kleine Kamera aus Ludenhorffs Haus mitgebracht, Taschenlampen, eine dicke Decke, um sie über den Stacheldraht zu legen, und einen Sony-Minirekorder. Wir wollten so viel wie möglich innerhalb von Naturetech aufzeichnen. Neben Ludenhorffs Disks und Dateien – abzüglich der Syntheseformel und dem Rest der 109-Probe, die wir vielleicht noch brauchen würden – wollten wir alle Beweise dem FBI und der Presse zukommen lassen.
    Wenn wir lebend hinein- und wieder herauskommen.
    Eisner fuhr den Cadillac, Danny und ich den Acura. Wir hofften, dass Gabrielle noch im La Taquería auf uns wartete.
    Danny lachte. »Am besten hat mir gefallen, als ich Ludenhorff sagte, wir würden seinen Wagen nehmen. Die Prügel haben ihm nicht halb so viel ausgemacht.«
    Wir wurden still. Die Chemikalie kreiste immer noch in unserem Blutstrom. Ich spürte von dem Mann neben mir Freundschaft, Stärke und Vertrauen in einem Maß ausgehen wie nie zuvor.
    Ich dachte daran, wie Dwyer mich an seinem letzten Abend angestarrt und mir gesagt hatte, dass er mir vertraute.
    »Ich wusste nicht, dass dir etwas daran liegt, mein Lieber«, sagte Danny.
    »Schalte das Radio ein«, blaffte ich. »Lass uns hören, ob es neue Entwicklungen gibt.«
    Das Jucken hatte aufgehört, aber die Wirkung der Droge sollte noch ein paar Stunden lang anhalten, hoffentlich lange genug. Ich hielt an einer roten Ampel, und ein Streifenwagen blieb neben uns stehen. Der Cop musterte uns ausdruckslos.
    Er ist erschöpft, dachte ich. Keine Bedrohung.
    »Ich wette, seine Schicht geht gerade zu Ende«, meinte Danny, als wir weiterfuhren.
    Beim nächsten Halt schlenderte eine hübsche junge Prostituierte an mein Fenster. Kindliche Figur. Stilettos. Kurzes, goldenes Kleidchen. Sie konnte nicht älter als siebzehn sein, jung genug, um noch unschuldig zu wirken, obwohl sie es nicht war. Sie lächelte mich an: »Wie wär’s denn mit uns beiden?«
    Eine Welle des Widerwillens überflutete mich.
    Sie fühlt sich beschmutzt. Krank. Elend.
    Daran gab es keinerlei Zweifel.
    »Gehen Sie zum Arzt«, riet ich ihr sanft.
    Erschrocken wich sie zurück, mit riesigen Augen und bebenden Lippen. Ich sah ihr Gesicht zum Totenkopf werden. Ein Hauch von billigem Parfüm blieb zurück.
    Danny tippte 911 in sein abhörsicheres Telefon. »Nur zur Sicherheit«, erläuterte er. Der Notrufzentrale sagte er: »Ich wohne Ecke V und 13th. Vor meinem Haus lungert eine Prostituierte herum. Holen Sie sie ab. Sie sieht sehr krank aus.«
    Gerade als unser kleiner Konvoi La Taquería erreichte, trillerte sein Handy.
    »Danny«, meldete er sich. Er lauschte stirnrunzelnd. »Ja, das denke ich auch«, sagte er dann. »Geh nach Hause.«
    »Hoot ist nicht angekommen, Boss«, sagte er. »Jedenfalls nicht in Ticonderoga.«
    »Glaubst du, sie haben sie abgefangen?«
    Darum hat sie nicht angerufen. Wenn sie Hoot verhaftet haben, wenn sie geredet hat, dann ist unser ganzer Plan zum Teufel.
    Enttäuschung übermannte mich. Ich sah Hoot vor mir, zitternd in einer Zelle, wie sie alles auspackte und das Wort Naturetech fiel. Und der Name Alonzo Otto. Von Ludenhorff wusste sie nichts. Aber wenn Ludenhorffs Männer sie erwischt hatten, dann würden sie versuchen, ihn zu erreichen.
    Vielleicht ist sie einfach in Panik geraten und aus dem Zug gestiegen.
    »Wenn du aussteigen willst, Danny, dafür habe ich Verständnis.«
    »Dann können wir die Verteilung niemals stoppen.«
    La Taquería hatte als einziges Lokal weit und breit noch geöffnet. Das Neonlicht flackerte, und gedämpfte lateinamerikanische Musik tönte heraus. Nicht zu laut. Niemand wollte, dass die Polizei kam. Der Internetshop nebenan lag im Dunkel. Eisner und Danny warteten in den beiden Autos, während ich hineinging.
    Ich war in Gedanken so mit Gabrielle und Hoot beschäftigt, dass ich nicht auf das gefasst war,

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