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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Es war Oliver Royce mit seiner munteren Showmaster-Imitation. Für ihn schien alles ein Spiel zu sein. Besonders das Töten. Otto hoffte vermutlich, die Royces würden uns genügend einschüchtern, dass wir aufgaben.
    »Noch zweiundsiebzig Sekunden, Sportsfreunde«, posaunte Royce.
    »Vergiss die Grundrisse. Weg hier«, sagte ich.
    Ich hätte wissen müssen, dass sie das Ultimatum nicht abwarten würden. Es war ja offensichtlich, dass wir nicht herauskamen.
    »Feindbeschuss!«, schrie Eisner, während er sich bereits fallen ließ. Eine gewaltige Explosion ließ die Fenster zersplittern.
    Bazooka.
    Ich wurde von den Füßen gerissen. Danny flog durch die Luft, knallte in 1,50 Meter Höhe gegen die Wand und sackte wie eine Stoffpuppe zu Boden. Immerhin regte er sich noch. Seine Hand tastete auf der Suche nach einer Waffe über den Boden. Die Überwachungsbildschirme waren zerplatzt. Putzbrocken regneten herab. Stühle lagen wild durcheinander, und Bilder waren von den Wänden gefallen. Hörte das denn niemals auf?
    Sie stürmen.
    Ich zog die Glock und zielte auf das zerbrochene Fenster, während ich mich aufrappelte, und feuerte, damit die Angreifer ein paar Schüsse hörten. Vielleicht bremste sie das ein wenig. Doch die Pistole schien nicht zu funktionieren. Dann begriff ich, dass ich nichts hören konnte. Keine Pistole. Keine Explosionen. Keine Schreie. Ich bin taub, ich höre nicht einmal das Feuer meiner eigenen Waffe. Danny sah aus, als würde er mir etwas zurufen. Sein Mund bewegte sich. Kein Laut. Als ich nach dem M-16 griff, entdeckte ich einen zusammengekrümmten Körper in einer Ecke. Sein Gesicht war nur noch rohes Fleisch, aus dem ein Augapfel heraushing, und ein Arm war verschwunden. Blut spritzte aus dem Stumpf. Van Tries, dachte ich. Doch dann sah ich Van Tries draußen im Korridor davonkriechen.
    Der Tote war Eisner.
    Trauer packte mich.
    GEFAHRGEFAHRGEFAHR.
    Seit der Explosion waren erst wenige Sekunden vergangen. Ich hörte die Worte nicht, aber was Danny sagen wollte, drang zu mir durch. Ich hob das staubbedeckte Sturmgewehr auf und rannte taumelnd in den Korridor. Die Wände verhielten sich wie ein Akkordeon. Der Boden hob und senkte sich unter mir, als wäre es das Deck eines Schiffs. Mit dem Gehör war mir auch der Gleichgewichtssinn abhandengekommen. Das Summen in meinen Ohren ähnelte eher einem widerlichen Vibrieren als einem Geräusch.
    Ich erreichte die Hauptlobby im selben Moment, als die Soldaten durch den Vordereingang stürmten.
    Das Sturmgewehr bockte und sprang in meinen Händen, als ich auf den Abzug drückte, und ich sah das orangerote Mündungsfeuer, ohne einen Ton zu hören. Mein Blut war gesättigt mit Adrenalin, ich spürte keine Angst mehr. Vermutlich schrie ich. Ich kümmerte mich nicht mehr um Deckung, stand einfach da und schoss.
    Männer wurden zurückgeworfen. Torkelten an die Wand und sackten zusammen. Wirbelten herum und erwiderten das Feuer und mussten mich wohl verfehlt haben. Dann rissen mich Hände an den Schultern hinter eine schützende Ecke, aber nicht bevor ich zwei Soldaten kehrtmachen und aus dem Gebäude hinaus ins Dunkel rennen sah. Einer von ihnen fiel.
    Anscheinend war mir die Munition ausgegangen. Das Gewehr bockte nicht mehr.
    Wir haben sie zurückgeschlagen. Wie ist das möglich?
    Dannys Gesicht kam in mein Blickfeld. Er schüttelte mich, sein Mund bewegte sich, und plötzlich gab es wieder Geräusche in meiner Welt.
    »… übergeschnappt?«, brüllte er, während er mir ein neues Magazin in die Hand drückte. »Nachladen!«, gellte er.
    Wir hatten derart schnell auf den Angriff reagiert, dass die Angreifer aus dem A- und C-Flügel die Lobby gar nicht erreicht hatten. Wahrscheinlich brachte uns das ein paar Minuten Luft, bevor die zweite Angriffswelle kam. Danny nahm die geschlossene Tür zum C-Flügel ins Visier, während ich den A-Flügel im Auge behielt. Ottos Truppen würden dort Raum für Raum vorrücken und sich vergewissern, dass wir uns nicht versteckten. Und das Labor überprüfen. Das Labor war ihr Hauptziel. Dann würden sie sich neu formieren.
    Es gab nichts mehr zu verhandeln. Eigentlich schon seit Wochen nicht mehr.
    Ich sah Van Tries aus dem Gebäude kriechen.
    A und C waren uns verschlossen. In der Lobby konnten wir nicht bleiben. Wenn wir uns in den B-Flügel zurückzogen, saßen wir in der Falle.
    »Hmm«, meinte Danny.
    »Eisner hatte recht«, sagte ich. »Angriff von drei Seiten.«
    Ich roch Feuer. Rauch kringelte unter der Tür zum

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