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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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es sich nach unserer Hoffnung um eine Krebsart handelt. Und dort drüben« ,meinte er, auf eine Glasvitrine voller Warnetiketten für biologische Risiken zeigend, »überprüfen wir die Resultate.«
    Danny und ich spähten durch die Glasscheibe, wo auf Regalen kleine, rechteckige Tabletts in der Größe von Musikkassetten standen. Jedes enthielt runde, etwas mehr als einen Zentimeter tiefe Plastikbecher. In den meisten davon sahen wir eine leicht rosafarbene, flockige Substanz, die wie Schimmel aussah.
    »Magenkrebs«, erklärte Teaks und beäugte das Zeug, als wäre es nicht gefährlicher als ein Spiegelei. »Wir träufeln die Substanz in verschiedenen Konzentrationen hinein. Dann beobachten wir, ob der Krebs abstirbt oder weiterwächst. Bisher zeigt unsere Substanz keine Wirkung gegen Prostata-, Brust- und Knochenkrebs und Leukämie. Man muss jede Substanz mit verschiedenen Krebsarten testen, weil sie die eine töten aber fünfzig andere in Ruhe lassen könnte.«
    »Was machen Sie sonst noch für Experimente hier?«
    »Wie meinen Sie?« Teaks zupfte an seinem Schnurrbart. Er merkte anscheinend, dass ich ihm wieder auf den Zahn fühlen wollte.
    »Sie sagten, ein Großteil Ihrer Arbeit befasse sich mit Krebs. Was noch?«
    »Autismus«, erwiderte Teaks, während ich über das gestrige Problem hier nachdachte. Was war es gewesen? Diebstahl? Menschliches Versagen? Eine technische Panne?
    Teaks meinte: »Wir testen eine Anzahl von Drogen, die das limbische System beeinflussen, vor allem die Amygdala, den Teil des Gehirns, mit dem der Mensch einfache soziale Signale verarbeitet. Was wissen Sie von den Neurowissenschaften, Mr Acela?«
    »So viel wie jeder andere, denke ich.«
    »Nun, autistische Kinder können andere Menschen nicht intuitiv verstehen. Man lächelt sie an, und sie haben keine Ahnung, was das bedeutet. Sie müssen tatsächlich Unterricht bekommen, um ein Lächeln verstehen zu lernen. Ihr Gehirn kann die einfachsten sozialen Signale nicht interpretieren. Wir experimentieren da mit einer Reihe von Möglichkeiten, um sie – wie soll ich sagen – chemisch zu unterstützen.«
    »Über das Gehirn«, sagte ich.
    »Neurofeedback. Magnetresonanztomographie.«
    »Und das ist alles? Krebs und Autismus?« Ich war frustriert.
    »Ja.«
    »Je von einem Projekt namens HF-109 gehört?«
    Er blickte ehrlich verwirrt drein. »Nein.«
    »Wie ich sehe, führen Sie hier Tierversuche durch.«
    Teaks nickte und zupfte wieder an seinem Schnurrbart, woraufhin ich mich fragte, ob hier die Ursache seines Unbehagens lag. Tierversuche waren ja nicht unumstritten. »Wenn eine Substanz vielversprechend erscheint, müssen wir sie an Tieren testen, bevor wir zum Menschen übergehen. Aber unsere Papiere sind alle in Ordnung. Maryland hat sehr strikte Bestimmungen, und das zu Recht.« Er klang abwehrend.
    »Probleme mit Tierschutzaktivisten, Dr. Teaks?«
    Vielleicht war es ja das, was hier gestern passiert war.
    Teaks wirkte erleichtert. »Gott sei Dank tauchen wir nicht auf deren Radarschirmen auf. Nicht wie diese armen britischen Labors, die sich mit der ›Befreiungsfront für Primaten‹ herumschlagen müssen. Diese Verrückten terrorisieren die Forscher und bringen Menschenleben in Gefahr. Außerdem werden unsere Schimpansen bei Nacht angeliefert, durch den Hintereingang. Die Tiere tun mir ja leid«, fügte er hinzu, als ob sein Mitleid einen Ausgleich für die Qualen der Tiere darstellte. »Ich sorge dafür, dass sie unter Beruhigungsmitteln gehalten werden und es hier gut haben, aber am Ende läuft es darauf hinaus, dass wir sie mit tödlichen Krankheiten infizieren und aufschneiden.« Dr. Teaks klopfte abergläubisch auf einen Holztisch. »Was die Sicherheit anbetrifft, ist es bei Naturetech nachts still wie auf dem Friedhof. Die Labors sind versiegelt, selbst wenn jemand ins Gebäude gelangen sollte. Und die Wachen führen jeden Abend Personenkontrollen durch, wenn die Wissenschaftler nach Hause gehen. Das habe ich gestern schon alles Mr Dwyer erzählt, möge er in Frieden ruhen.«
    Wir studierten die Pläne des Sicherheitssystems und ließen dann Teaks in seinem Büro zurück – was ihm nicht passte, aber er konnte nichts dagegen tun – und stöberten mit den Plänen als Vorwand auf eigene Faust herum. Wir überprüften Schlösser, Sicherheitsschleusen, Kameras. Ich wollte mich absichern, indem ich später einen kompletten Bericht über das Sicherheitssystem bei Naturetech abfasste und damit meinen Besuch hier rechtfertigte. Wir

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