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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Besorgnis des Vorsitzenden gestern Abend erklärte.
    Wir saßen im Büro des leitenden Wissenschaftlers, Dr. Raymond Teaks, umgeben von seinen Familienfotos. Er hatte gerade zugegeben, dass es hier gestern ein Problem gegeben hatte.
    Wir schwiegen und hofften, er würde von sich aus mehr dazu sagen. Wir verströmten eine Aura höflichen Vorwurfs. Es funktionierte nicht.
    Ich setzte nach. »Was ist denn Ihre Interpretation der gestrigen Vorgänge? Wen sollen wir denn verantwortlich machen?«
    »O nein«, sagte Teaks und stand auf. »Einmal bin ich darauf hereingefallen, aber zweimal?« Er lächelte knapp. »Sie wollen eine Führung, meine Herren? Hier entlang. Aber wenn Sie etwas über gestern wissen wollen, fragen Sie den Aufsichtsratsvorsitzenden Keating selbst. So lauten meine Anweisungen. Möchten Sie lieber in den Gebäuden oder auf dem Gelände anfangen?«
    »Erst das Gelände«, schlug ich vor. »Arbeiten Sie denn heute wieder mit hundertprozentiger Kapazität, selbst nach den gestrigen Problemen?«
    Er nickte stolz. »Warum nicht? Schließlich gab es keine Schäden. Nur …«
    Er brach lachend ab und schüttelte den Kopf. »Ganz schön gerissen. Folgen Sie mir«, sagte er.
    Das Gelände war hügeliges Grasland, ein ehemaliges Polo-Gestüt, das an einen öffentlichen Park auf der einen und Farmen und eine Satelliten-Firma auf der anderen grenzte, wie Teaks uns erläuterte. Die Doppelzäune – einer elektrisch geladen, der andere mit Stacheldraht – lagen hinter einem Waldstreifen verborgen, der an der Peripherie des Grundstücks verlief. Am Haupteingang befand sich ein Wachhäuschen. Das eingeschossige Hauptgebäude aus orangerotem Backstein stand auf einer kleinen Erhebung und hatte drei Flügel, die wie die Speichen eines Rades ohne Felge angeordnet waren. Jede Speiche entsprach einem Gang, der von der zentralen runden Lobby abging. Im A-Flügel, der als einziger Fenster besaß, befanden sich die Büros der Verwaltung und des Sicherheitsdienstes, erklärte Teaks. In B waren Lagerräume. C, der Hochsicherheitstrakt, beherbergte die Labors und eine Laderampe.
    Innen waren der A- und C-Flügel durch Lenox’ übliche Überwachungskameras und Bewegungsmelder geschützt. In C gab es tierärztliche Operationssäle und Aufwachräume voller Käfige, die derzeit alle leerstanden. Die Tiere wurden vor den Operationen im B-Flügel gehalten, damit sie ruhig blieben. Es gab hier also Tierversuche.
    »Woran arbeiten Sie gerade?«, fragte ich Teaks, als wir die Stahltür zu den Laboren erreichten. Ich suchte nach einem Weg, die Unterhaltung auf die gestrigen Ereignisse zurückzulenken.
    »Hauptsächlich Krebsforschung«, erwiderte er. »Lenox hat Naturetech aufgekauft, weil wir erfolgreich natürliche Verbindungen synthetisieren. Wir haben Verträge mit privaten Sammlern in Südamerika, die im Regenwald und an Korallenriffen nach potentiellen Heilmitteln forschen. Hier untersuchen wir die dort gewonnenen Substanzen. Ist eine davon vielversprechend, versuchen wir, sie in unserem Labor zu synthetisieren. Schlägt das fehl, gehen die natürlichen Vorräte bei seltenen Pflanzen schnell zur Neige. Oder das Ursprungsland verlangt einen großen Anteil an den Profiten. Aber wenn es uns gelungen ist, eine Verbindung zu synthetisieren, können wir das Serum selbst herstellen.«
    »Und der gesamte Profit bleibt bei Lenox«, ergänzte ich.
    Teaks seufzte und blickte in die Ferne, träumte wahrscheinlich vom großen Erfolg. »Man hofft natürlich immer, das nächste Madagaskar-Immergrün zu entdecken. Damit ließ sich die Erfolgsquote bei der Behandlung von Leukämie im Kindesalter von 20 auf 80 Prozent anheben, und inzwischen ist es auch von zentraler Bedeutung bei der Behandlung der Hodgkin-Krankheit.«
    Mit einer Schlüsselkarte entriegelte Dr. Teaks eine Stahltür, die in ein langes Labor mit künstlicher Beleuchtung führte, wo bräunliche Flüssigkeiten in Bechergläsern schwappten und weiß bekittelte Wissenschaftler tropfenweise Substanzen in Reagenzgläser und auf Objektträger transferierten.
    »Hier«, sagte er und berührte eine Zweiliterröhre, die mit einer schlammigen Flüssigkeit gefüllt war, »das Gebräu ist eine hübsche Mixtur aus venezolanischen Palmfarnen – die ältesten lebenden Pflanzen, die man im Orinokobecken findet – mit gefiltertem, auf 94 Grad erhitztem Wasser. Laut einigen Indianerstämmen, die am Ufer des Flusses leben, kuriert das die Krankheit, die sie selbst Todesschmerz im Bauch nennen, wobei

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