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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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in der Sonne verbracht.
    »Ich habe mich nicht verdünnisiert«, widersprach ich. »Meine Arbeit im Haus des Vorsitzenden war beendet. Ich habe noch andere Aufgaben.«
    Seinem Akzent nach vermutete ich, dass er irgendwo aus dem »Rostgürtel« stammte, Ohio oder Pennsylvania, mit ihren maroden Fabriken, sterbenden Städten und Schlangen von Arbeitslosen.
    Ich hatte weder bei Lenox angerufen noch einen Anwalt verlangt. Wenn ich das tat – falls Eisner es überhaupt zuließ –, würde Bob Czerny auftauchen und mich instruieren, wann ich Fragen beantworten und wann ich den Mund halten sollte.
    Aber ich wollte nicht den Mund halten. Ich wollte selbst ein paar Antworten.
    »Warum interessiert sich der militärische Geheimdienst für den Selbstmord?«, fragte ich.
    »War es denn ein Selbstmord, Mike?«
    »Was interessiert Sie an einem Pharmakonzern?«
    »Nicht viel. Nur die Kleinigkeit von vierzig Millionen Dollar, die zu viel an Lenox gezahlt wurden. Schwups, weg sind die Steuergelder!«
    »Eisner, wenn ich etwas verbergen wollte, hätte ich dann der Polizei die Liste gegeben?«
    »Sie wussten, dass sich eine ähnliche Liste in seinem Bürosafe befand. Ihr Name wäre auf jeden Fall aufgetaucht.«
    Eisner hob die Hände. »He, ich bin nur ein unwissender Bursche. Ich war nicht dabei. Sie schon. Sie waren letzte Nacht sogar zweimal dort. Haben Sie das erste Mal nicht bekommen, was Sie wollten? Dieser Detective – Berg –, er glaubt, Sie hätten etwas mitgehen lassen.«
    »Ich habe nichts mitgenommen.«
    »Vielleicht unabsichtlich. Vielleicht haben Sie aus Versehen etwas eingesteckt. Das kann schon mal passieren, wenn man geistesabwesend ist.«
    »Ich schätze, Keating hat Ihnen vorhin gesagt, dass die Disk nicht in Dwyers Safe war.«
    Eisner lächelte. Ich hatte den Eindruck, dass er noch stundenlang hier sitzen und nach einem Riss in meiner Fassade suchen konnte, ohne zu ermüden – auf ein falsches Wort lauerte, eine verräterische Geste, ein Tropfen Schweiß auf meiner Stirn.
    »Zurück zu letzter Nacht. Kommt es Ihnen nicht auch seltsam vor, dass jemand seinen Sicherheitschef ohne besonderen Grund spätnachts zu sich nach Hause einlädt?«
    »Nicht bei Dwyer.«
    »Ihr Jungs, hm, seid ihr, ich meine, ihr seid beide unverheiratet …«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Tja, zehn Uhr nachts, Mike. Sie sagen, Sie waren neunzig Minuten im Haus. Anderthalb Stunden kommt mir ein bisschen lang vor, um sich Anweisungen von seinem Boss zu holen, Mike.«
    »Wie schon gesagt, er unterhält sich gern. Die Disk, von der Sie sprechen, hat sie vielleicht etwas mit HF-109 zu tun?«
    Ein winziges Aufblitzen zuckte durch Eisners Iris, dann war es wieder weg, und ich sah mich in seinen Augen gespiegelt, klein, aufrecht und zäher, als ich mich fühlte.
    »Diese Frau – Hoot –, sie ist Iranerin, nicht wahr? Muslimin?«
    »Diese Frage ist einer Antwort nicht würdig.«
    »Und Ihr Assistent, der große Mohawk, der hat Cousins im AIM, der indianischen Untergrundbewegung.«
    »Und ich wette, einer Ihrer Vorfahren hat 1205 versucht, König Leopold von Belgien zu stürzen.«
    »Eisner meiden« , hatte der Vorsitzende geschrieben. Von mir würde er keinen Pieps hören.
    »Tja, die Zeit«, meinte Eisner und beugte sich vor. Er ignorierte meine Frage nach HF-109. »Heute Morgen zum Beispiel. Sie verlassen Keating und brauchen zwei Stunden für die zwanzig Minuten nach La Guardia. Das Shuttle nach Washington geht stündlich, aber Sie fliegen nicht sofort.«
    »Ich habe im Flughafen noch Telefonate erledigt.«
    »Und in Washington fuhren Sie direkt zu Naturetech und machten einen Sicherheitscheck«, sagte er in einem Ton, der suggerieren sollte, dass er meine Lüge durchschaute. »Keine weiteren Ausflüge. Richtig?«
    Also wusste er nichts von meiner Anwesenheit im Dirksen Building.
    Er fuhr fort: »Aber Dr. Teaks sagt, dass Sie erst zwei Stunden nach der Landung dort ankamen. Die Fahrt dauert lediglich fünfundvierzig Minuten.«
    »Ich steckte im Stau.«
    »Unfall oder Bauarbeiten?«
    Ich zuckte die Achseln. Er würde die Geschichte ohnehin bei der Polizei überprüfen. »Einfach ein Stau, und dann ging es wieder weiter, aus heiterem Himmel.«
    Eisner hob seinen Becher, trank aber nicht. »Ich wette, Sie haben noch die Taxiquittungen. Für die Spesenabrechnung. Da stehen die Zeiten drauf. Alle leitenden Angestellten sammeln ihre Quittungen.«
    »Ich habe vergessen, mir eine geben zu lassen.«
    Er lächelte kalt. »Sie vergessen eine Menge. Ich

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