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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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ab und sprang auf. Der Mann steckte voller unterdrücktem Zorn. Ich fragte mich, ob er mir heute den Ex-Marine im Flushing Meadows Park auf den Hals geschickt hatte. Vielleicht war der Kerl ja immer noch ein Marine.
    »Hier ist meine Theorie«, sagte Eisner. »Er lässt Sie rein, deshalb wird die Alarmanlage nicht ausgelöst. Sie drücken ihm Ihre Sig Sauer – die, für die Sie einen Waffenschein haben – an den Kopf und lassen ihm die Wahl. Her mit der Disk, sonst … Dann lassen Sie ihn eine Nachricht schreiben, ein paar Pillen schlucken, und er schläft schmerzlos ein.«
    »Ihr Sozialverhalten lässt viel zu wünschen übrig«, sagte ich. Dann stellte ich ihn auf die Probe. »Vielleicht waren ja Sie es, der letzte Nacht auf der Suche nach der Disk war.«
    Der Zorn kochte in ihm hoch, und das machte wiederum mich wütend. Ich hatte Agenten wie ihn beim FBI erlebt, Bluthunde, die nicht mehr lockerließen, wenn sie sich einmal auf einen Verdächtigen eingeschossen hatten. Sie ignorierten entlastendes Material oder bogen es sich passend zurecht. Wenn sie einmal beschlossen hatten, eine bestimmte Person zum Sündenbock zu machen, gingen sie mit der ganzen Macht des FBI im Rücken auf sie los, ruinierten Karrieren, Familien, Leben.
    Es kam selten vor, aber es geschah. Und jetzt erkannte ich im Gesicht dieses Mannes jene Getriebenheit, die ich so verabscheute und fürchtete.
    Dich nehme ich noch gründlich unter die Lupe, dachte ich.
    Laut sagte ich: »Ich war zu Hause im Bett. Sie überprüfen doch so gerne Zeiten. Dann checken Sie mal den Zeitpunkt, an dem ich an der Brooklyn Brigde durch die elektronische Mautstation gefahren bin. Und notieren Sie jetzt die Zeit auf Ihrer Armbanduhr. Diese Unterhaltung ist nämlich beendet.«
    »Warten Sie.«
    Wir standen uns gegenüber und funkelten uns an wie zwei Ringer vor dem Angriff. Ich fragte mich, ob er die Macht hatte, mich am Gehen zu hindern. Der militärische Geheimdienst hat bei Verdächtigen Handlungsspielräume, die einem FBI-Agenten niemals erlaubt wären. Und mit dem neuesten Patriot Act hatte der Kongress den Geheimdiensten in Friedenszeiten noch nie gekannte Vollmachten erteilt.
    Doch er überraschte mich abermals. »Meine Leute glauben mir noch nicht. Noch nicht. Aber ich bin autorisiert, Ihnen einen Deal anzubieten.«
    Wieder musste ich an den Mann denken, der mir am Morgen gefolgt war und ebenfalls ein Angebot für die Disk gemacht hatte. Arbeitete er für Eisner?
    »Wie viel?«, wollte ich wissen.
    »Amnestie.«
    »Der Vorsitzende war mein Freund«, sagte ich und griff nach dem Türknauf. Würde er sich drehen lassen?
    »Sie gehen frei aus. Sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Aber jetzt. Sofort. Einmaliges Angebot.«
    Ich stieß die Tür auf und blickte in eine leere Diele.
    »Was interessiert den militärischen Geheimdienst an einem Arthritismittel?«, fragte ich.
    »Arthritis«, wiederholte er und trat so nahe an mich heran, dass ich seine Körperwärme spüren und die Chemikalien von der Reinigung in seinem Hemd riechen konnte. »Wissen Sie, ich bin froh, dass Sie den Deal abgelehnt haben. – Ach, was ich noch sagen wollte, Ihr Pass steht auf der Liste. Falls Sie also verreisen wollen, keine internationalen Flüge. Das hilft Ihnen auch nichts mehr.«
    Als ich hinausging, konnte ich kaum glauben, dass die nächtliche Stadt noch immer so aussah wie zuvor. Denn ich wusste, dass es nicht mehr dieselbe war.
     
    »O Mike, wir haben uns solche Sorgen gemacht«, sagte Kim.
    Es war fünf Minuten später, ich saß auf dem Weg zurück zu meinem Wagen in einem Taxi und hielt das Handy ans Ohr. Ich versuchte, den Zorn in meiner Stimme zu unterdrücken. Eisner hatte mich zu Tode erschreckt. Es war zehn Uhr dreißig, und Gabrielle Dwyer war schon längst nach Hause gegangen. Der Oberkellner im Restaurant kannte ihre Privatnummer nicht, aber vielleicht konnte Kim mir weiterhelfen. In ihrem iPod waren die meisten Telefonnummern des Vorsitzenden gespeichert.
    »Danny ist hier«, sagte sie. »Er sagt, der militärische Geheimdienst war bei dir. Sie hatten einen Durchsuchungsbefehl.«
    Ich schloss die Augen, während die Schlaglöcher mich durchrüttelten. Ich stellte mir vor, wie Eisners Leute Schubladen ausleerten, Kissen aufschnitten, Wanzen installierten und durch meinen Tomatengarten trampelten.
    »Schlimm?«
    »Danny sagt, sie haben alles so hinterlassen, wie sie es vorgefunden haben. Aber deine Waffe ist beschlagnahmt, für Tests. Er blieb da, bis sie fertig

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