Serum
ich alles über einen Major Carl Eisner, aber nur aus legalen Quellen. Kein Hacken. Ich möchte nicht, dass du einen Sicherheitsalarm auslöst.«
»Dazu bin ich zu gut«, grummelte sie, fragte dann aber: »Seine Sozialversicherungsnummer?«
»Ich habe nur den Namen. Such nach Verbindungen zwischen ihm, den Royces und Keating. Auch eine Kreditauskunft über Eisner bitte.«
»Das dauert Stunden.«
»Anschließend recherchierst du ein Lenox-Labor namens Naturetech in Maryland«, meinte ich. Es war ein Schuss ins Blaue. »Und den wissenschaftlichen Leiter dort, Raymond Teaks. Schicke alles an meine spezielle E-Mail-Adresse, die verschlüsselte.«
Hoot wollte wissen, wonach genau ich suchte und ob es mit dem Selbstmord des Vorsitzenden zu tun habe.
»Bitte mach es einfach. Und finde heraus, ob es in den Florida Keys in den letzten paar Monaten ungewöhnliche Krankheitsfälle gab. Besonders in der Gegend um Key West. Überhaupt seltsame Vorfälle.«
Sie sagte, dass ich da tonnenweise Material angefordert hätte, mehr, als ich mir vorstellen könnte, und wenn ich ihr genauer sagen würde, was ich brauchte, könnte sie eine Art Computer-Triage durchführen, Überflüssiges aussortieren und mir nur das wichtige Material zuschicken.
»Hat es mit HF-109 zu tun?«, fragte sie.
»Vielleicht.«
Sie beschwerte sich, dass sie nie in etwas eingeweiht würde. Ich wäre genau wie ihr Vater. Ich hätte kein Vertrauen.
»Wenn das so wäre, würde ich dich nicht hierum bitten«, sagte ich. »Und sag niemandem etwas davon, zu deinem eigenen Schutz, Hoot.«
»Ich habe das Frühstück nicht selbst gemacht. Es ist vom Petite Fromage« ,meinte Gabrielle.
Ich verfluchte im Stillen den Klugscheißer Danny und aß weiter. Das Omelett war köstlich, gewürzt mit Asiago-Käse, Trüffeln und Portobello-Champignons. Die Sesambrötchen waren heiß, Kiwispalten säumten den Teller, und die Röstkartoffeln waren knusprig und braun, mit einem Aroma von Basilikum und Olivenöl, wenn ich meinem wenig verwöhnten Gaumen trauen durfte.
Der Kaffee war ein edler Jamaika Blue Mountains. Nur das Gebäck hatte Mike Acela beigetragen, es stammte aus dem Hot ’n Crusty Pastry gegenüber.
»Kann ich mich auf den fünften Verfassungszusatz berufen, wenn mir eine Frage nicht gefällt?«, fragte Gabrielle lächelnd.
Ihr langer Zopf fiel ihr über die Schulter. Ein weißes Tanktop brachte ihre gebräunten Arme und den flachen Bauch zur Geltung. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen in einem Korbstuhl. Als sie mir die Tür öffnete, hatte ich gesehen, dass sie weiße Riemchensandalen trug und ihre Zehennägel korallenrot lackiert waren.
»Wissen Sie, Mike, als Sie mir sagten, dass der Militärgeheimdienst Ihnen Fragen stellte, da dachte ich, mein Vater würde wollen, dass Sie sie beantworten. Er hätte seine Seele verkauft, um Lenox vor Regierungseinfluss zu schützen, aber wenn es um die Landesverteidigung ging, war er ein guter alter Patriot.«
Die Wohnung war kleiner, als ich es bei einem reichen Mädchen erwartet hätte, eher rustikal als modern, mit vielen Büchern, einer DVD-Sammlung und einem Retriever-Collie-Mischling namens Audrey.
Die Schlafzimmertür war geschlossen. Ich fragte mich unwillkürlich, wie es dahinter aussah.
Ich sagte, dass ich mich in Bezug auf ihren Vater möglicherweise geirrt hätte. Sein Tod könnte sich als genau das herausstellen, wonach es aussah.
»Bei ihm war nichts so, wie es aussah.«
»Ich will keine unrealistischen Hoffnungen wecken.«
»Gestern klang das noch anders.« Sie sah mir in die Augen. In meinem Unterleib begann es wieder zu kribbeln.
Ich erklärte ihr, dass ich ihr vielleicht Fragen stellen würde, die ihr irrelevant erschienen, dass man bei Ermittlungen direkte und indirekte Wege einschlug. Der direkte Teil war das Festhalten von Zeiten, Abläufen, Anrufen, Beweismaterial. Beim intuitiven Teil ging es um Fragen der Persönlichkeit, in der Hoffnung, dabei auf Hinweise zu stoßen.
»Wissen Sie, warum ich nicht glaube, dass er sich umgebracht hat?«, fragte sie. »Er hätte dazu keine Lenox-Pillen genommen. Eine Pistole, Gas, vielleicht sogar Schlafmittel von einer anderen Firma. Aber niemals Lenox-Pillen. Das wäre eine Art doppelter Selbstmord gewesen. Und Selbsthass war meinem Vater völlig fremd. Dazu fehlte ihm die Einsicht.«
»Gestern sagten Sie, er sei unfähig gewesen, jemanden zu lieben.«
»Ist das von Belang?«
»Wie gesagt, ich weiß es nicht.«
Sie schien sich in sich selbst
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