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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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hinunterspülen. Ich war seit Jahren nicht mehr dort, aber wenn Sie mich begleiten …«
    Im Geiste schaltete ich das Ambiente um von steifer Veranstaltung mit schwarzen Krawatten zu Strandparty à la Gatsby. Ich platzierte Gabrielle Dwyer auf meinen Privatstrand. Sie sah atemberaubend aus in ihrem schwarzen Badeanzug.
    Sie verhielt sich nicht wie eine trauernde Tochter, aber sie musste ihre Gefühle verbergen, genau wie ihr Vater, sagte ich mir. Sie wollte sich nicht damit auseinandersetzen. Oder sie vertraute sie nur engen Freunden an. Andernfalls würde ihre Trauer sie erschlagen.
    Ich hatte solche Fälle beim FBI erlebt.
    »Ich kann den Anblick von Keatings Gesicht kaum erwarten, wenn er merkt, dass mein Begleiter sein eigener Sicherheitschef ist«, meinte sie. »Wenn er trinkt, wird er unvorsichtig, und dann können Sie alle möglichen Themen zur Sprache bringen. Sie werden aus erster Hand einen Einblick in Keatings geldgierige Welt bekommen. Aber ich muss Sie warnen: Keatings und Schwadrons Chilis sind tödlich.«
    Sie lächelte. Ihre Augen funkelten herausfordernd.
    »Und wenn Sie nicht aufpassen, verschlingen die beiden Sie mit Haut und Haaren.«
     
    Ich musste immer wieder an Tom Schwadrons Worte über Pearl Harbor und 9/11 denken und an die Soldaten, die mein Sicherheitsteam bei Naturetech abgelöst hatten.
    Von wegen Krebsforschung!
    Von einem Münztelefon aus rief ich bei SunGo an und ließ mir die heutigen Flüge nach Florida durchgeben. Ich wollte das Ticket erst in letzter Minute kaufen.
    Genau wie Terroristen, dachte ich. Wasser auf Eisners Mühlen, wenn er es herausfand.
    Bei einer Chase-Manhattan-Filiale in der Nähe hob ich mit Bankkarte und Ausweis dreitausend Dollar am Schalter ab. Abhebungen am Bankomaten sind für Bundesbeamte sofort sichtbar. Schaltertransaktionen dagegen tauchen erst nach mehreren Stunden auf.
    Eisner, arbeiten die Royces für Sie? Und warum haben Sie nicht gefragt, was ich gestern bei Naturetech wollte? Weil Sie bereits wissen, was dort vorgeht? Haben Sie die Soldaten geschickt?
    Ich widerstand der Versuchung, nachzusehen, welche Schäden die gestrige Durchsuchung bei mir zu Hause hinterlassen hatte. Ich konnte nicht riskieren, an einen Ort zu gehen, der vielleicht unter Beobachtung stand.
    Dann kaufte ich eine Telefonkarte für Ferngespräche, mit der ich gut zwei Stunden von jedem Münzfernsprecher der USA aus telefonieren konnte. Ich wählte die Nummer meines alten Supervisors beim FBI, Barney Birnbaum, der jetzt in Miami seinen Ruhestand genoss. Ich hatte ihn seit über einem Jahr nicht mehr angerufen, hoffte aber, dass er immer noch dort wohnte.
    »Strandwacht hier«, krächzte er ins Telefon, was bedeutete, dass der alte Brummbär wahrscheinlich hinten an seinem kleinen Pool saß und geschmuggelte kubanische Zigarren rauchte, während seine Frau Francie, eine ehemalige Biologieprofessorin, in ihrem tropischen Garten herumkrauterte.
    »Ah, der beste Ex-Agent der Nation«, begrüßte er mich, nachdem ich meinen Namen genannt hatte.
    Als er den Grund meines Anrufs hörte, meinte er nachdenklich: »Sicher, ich kann dir ein Auto leihen. Francie hat sich die Achillessehne angerissen, deshalb kann sie die Kupplung an unserem Maxima nicht mehr treten. Was ist los, Mike? Probleme mit der Kreditkarte? Kriegst du keinen Mietwagen?«
    »Das willst du gar nicht so genau wissen.«
    »Du willst es nicht sagen, meinst du.« Er seufzte. »Wann kommst du? Ich hole dich ab. Besuch uns zum Essen. Du erzählst mir von deinem Job, und ich sage dir alles über meine Verdauungsstörungen. Anschließend kannst du die Bank ausrauben oder was immer du mit dem Wagen vorhast. Tu mir nur einen Gefallen: Fahr auf der Flucht gegen einen Baum, damit ich die Versicherung kassieren kann. Die alte Krücke ist nie richtig gelaufen.«
    Während der letzten zwei Tage war ich so paranoid geworden, dass ich nicht einmal Barney meine Ankunftszeit durchgeben wollte. Ich sagte, dass ich wegen der langen Fahrt, die vor mir lag, nicht allzu lange bleiben könne.
    »Keine Zeit zum Essen?«, meinte er enttäuscht. »Schau wenigstens auf einen Drink vorbei.«
    Er war einsam und wurde alt.
    »Mike«, fügte er hinzu, »ich kann nicht mehr weiter als zweihundert Meter laufen, ohne mich hinsetzen zu müssen, aber ich fahre noch wie ein Profi. Brauchst du Hilfe?«
    »Du warst ein großartiger Vorgesetzter«, sagte ich, gerührt von seiner Loyalität. »Es war schön, mit dir zusammenzuarbeiten.«
     
    Am SunGo-Schalter

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