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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Team, hatte Danny gesagt.
    Sie schloss die Augen, drückte den Knopf auf ihrer Armlehne und stellte die Lehne zurück. Die Augenlider bewegten sich auch bei geschlossenen Augen weiter, also dachte sie nach. Sie wirkte so friedlich wie eine Fünfjährige.
    »Sehen Sie? Sie werden nie wieder ruhig schlafen können«, meinte sie.
    Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, hatte Dwyer vor zwei Nächten gesagt. Jetzt fragte ich mich zum hundertsten Mal: Was war es?
    Als ich mich unwillkürlich nach den anderen Passagieren umsah, drehte sie sich ein wenig, so dass ihre Hand auf der Armlehne wieder etwas näher rutschte.
    Ich stand auf. Wäre ich noch beim FBI gewesen, hätte ich dem Flugkapitän Bescheid gesagt, damit mich bei der Ankunft ein paar Kollegen erwarteten. Aber SunGo stellte keine Telefone für normale Reisende zur Verfügung. Und wen hätte ich auch anrufen sollen?
    Dann öffneten sich ihre Augen, und eine Hand – nicht die mit dem Ring – flatterte auf mich zu. Ich packte sie am Gelenk, bevor sie mich berühren konnte. Sie war ziemlich kräftig.
    »Gute Reflexe«, sagte sie. »Ach so, die Geschichte meinen Sie.«
    Ich sah ein fleischfarbenes Pflaster an der Oberseite ihres Zeigefingers. Vielleicht hatte sie sich geschnitten. Aber es konnte auch etwas anderes sein.
    »Sechshundert ist mein endgültig letztes Angebot, Mike. Zum ersten … zum zweiten …«
    »Sagen Sie Eisner, ich denke darüber nach«, erwiderte ich und beobachtete sie scharf. »Und sagen Sie auch Schwadron Bescheid.«
    »Lassen Sie mich los«, verlangte sie. »Oder wollen Sie eine Szene machen?«
     
    Hatte sie gerade versucht, mich umzubringen? Hatte sie erkannt, dass ich nicht verhandlungsbereit war, und tatsächlich versucht, mich an Bord eines Flugzeugs zu er morden? Es schien unmöglich. Man sollte meinen, dass man es wenigstens weiß, wenn gerade jemand versucht hat, einen zu töten.
    Der Flughafen wimmelte von Leuten, die nach Norden wollten, um der Hitze zu entkommen. Letzte Aufrufe tönten durch das allgegenwärtige Chaos. Die Klimaanlage musste sehr kräftig sein, denn es war eiskalt im Terminal. Dann fiel mir auf, dass das niemanden außer mir zu stören schien, und plötzlich spürte ich ein Kratzen im Hals.
    Wo ist Oliver? Mit einem Privatjet hätte er vor mir in Miami sein können, oder sogar mit einer pünktlichen Linienmaschine.
    Ich ging zu einem Münztelefon, während ich Abby nachsah, die sich, ohne sich umzusehen, flott durch die Menge schlängelte. Beim Wählen musste ich ihr den Rücken zuwenden, aber mein Handy wollte ich lieber nicht verwenden, obwohl es verschlüsselt war.
    »Ich stehe vor dem Terminal«, meldete sich Barney nach dem ersten Klingeln. »Schönen Flug gehabt?«
    »Es gibt eine Planänderung. Ich kann nicht mit zu dir nach Hause. Fahr den Wagen zum Palm Reef Hotel und stell ihn auf dem rückwärtigen Parkplatz ab. Leg den Zündschlüssel auf den linken Vorderreifen. Ich ersetze dir das Taxi nach Hause.«
    »Was zum Teufel geht hier vor, mein Freund?«
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Soll ich dir Begleitschutz organisieren? Ich kenne noch ein paar Leute, auf die ich mich verlassen kann.«
    »Nein, ich komme schon zurecht.«
    »Deine Stimme klingt rau. Bist du krank?«, fragte Barney. »Heute früh war doch noch alles in Ordnung.«
    »Kleine Erkältung«, meinte ich und hoffte, dass es wirklich nur das war.
     
    Ich rief meine Mailbox ab und fand zwei Nachrichten von Danny vor, je eine von Kim und Eisner und eine von Keatings Sekretärin, die mich ultimativ aufforderte zurückzurufen.
    Die Halle leerte sich allmählich. Je weniger Leute um mich herum waren, desto sicherer konnte ich mich bewegen. Um die Wartezeit zu überbrücken, rief ich von dem Münztelefon aus zunächst Danny an.
    »Halt dich fest, Boss. Eisners Leute haben heute Morgen auch mein Apartment durchsucht. Kims ebenfalls.«
    Ich bekam einen Hustenanfall und musste daran denken, wie Abby mir mit den Fingernägeln übers Handgelenk gestrichen hatte.
    Danny sagte: »Also, Eisner war eine Stunde lang bei Keating. Kim ging ins Vorzimmer und hörte, wie sie sich anbrüllten. Den Wortlaut konnte sie nicht verstehen.«
    Wenn Abby mich vergiftet hatte, war jetzt genügend Zeit verstrichen, dass die Chemikalie zu wirken begann.
    Aber sie hatte die Verhandlungen doch noch gar nicht richtig eröffnet. Sie musste wissen, dass es eine Weile dauern würde, die Disk zu beschaffen. Sie hätte doch vor einem endgültigen Scheitern der

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