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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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waren sie ganz wild darauf, mir ein Ticket zu verkaufen. Das dampfende Florida ist im Sommer nicht gerade das beliebteste Reiseziel der New Yorker, und das Gate am JFK-Flugplatz war praktisch leer, bis auf ein paar vereinzelte Passagiere, bei denen es sich um Geschäftsreisende zu handeln schien.
    Ich setzte mich unter einen CNN-Monitor und dachte über den besten Weg nach, mit Dr. Asa Rodriguez Kontakt aufzunehmen, ohne ihn zu verschrecken. Am Rande bekam ich ein Interview mit der hübschen Kolumnistin des Washington Star mit, Alicia Dent, die in letzter Zeit mehrere große Skandale aufgedeckt hatte, unter anderem den, der den Präsidenten zum Rücktritt veranlasste.
    »Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte«, meinte der Interviewer. »Was ist Ihr Geheimnis?«
    »Mein Geheimnis ist ein sicherer Instinkt«, antwortete sie.
    Das Gespräch zweier Männer hinter mir lenkte mich ab, beides Journalisten, die kein gutes Haar an Alicia Dent ließen.
    »Von wegen Instinkt, die hat so viel Glück, dass man kotzen möchte«, kommentierte der eine.
    Endlich kam unser Aufruf. Ich musste über eine hübsche Blondine hinwegsteigen, die am Mittelgang saß, um meinen Fensterplatz in der 757 zu erreichen. Dann donnerte das Flugzeug die Startbahn entlang und erhob sich in die Luft. Die Stadt fiel unter uns zurück, wurde kleiner und brauner, und das Sonnenlicht glitzerte feuerflammend auf zwei Millionen Fenstern.
    »Geschäftsreise oder Urlaub?«, fragte die Frau neben mir, und noch während ich den Kopf drehte, kam mir ihre Stimme bekannt vor.
    »Sie hätten meinen Mann nicht schlagen dürfen.« Ich spürte die sachte Berührung langer Fingernägel an meinem Unterarm. »So was macht mich wütend«, sagte die Frau – Abby Royce.

9
    W
    issen Sie, was mir an Flugzeugen so gefällt?«, fragte die Frau, von der Danny gesagt hatte, sie sei eine Auftragskillerin. »Man weiß nie, neben wem man zu sitzen kommt: einem neuen Freund oder einem neuen Problem. Man sitzt festgeschnallt in zehntausend Metern Höhe und kann nicht einfach weglaufen.«
    Ich stellte fest, dass im Umkreis von mehreren Reihen niemand saß. Die Frau fügte hinzu: »Man legt sein Leben in die Hand von Fremden. Wenn das nicht Optimismus ist, was dann?«
    Sie war groß, athletisch und muskulös, mit einem seltsam unreifen Ausdruck in den großen, karamellbraunen Augen. Sie hatte hohe Wangenknochen und ein rundes Kinn mit einer Spur Babyfett. Ihr aschblondes Haar war dicht und vermittelte den Eindruck von gezähmter Wildheit. Die obersten zwei Knöpfe ihrer türkisfarbenen Bluse standen offen. Doch ich ließ meine Augen von ihrem üppigen Dekolleté.
    Da sie am Gang saß, blockierte sie meinen Fluchtweg.
    »Abby Royce«, sagte ich ruhig, doch mein Herz raste. Plötzlich kam es mir sehr warm vor.
    Was hatte Danny gesagt? Der Zeuge im Verfahren ihres Mannes nahm sie mit nach Hause und erlitt einen Herzanfall. Sie ist Chemikerin. Behalte ihre Hände im Auge.
    Sie steckten unter einer Passagierdecke.
    »Ich sagte Oliver bereits, dass Sie klug sind«, meinte sie und musterte mich anerkennend, weil ich ihren Namen kannte. »Ich riet ihm, lieber direkt zu verhandeln. Aber er spielt gerne Spielchen. Humor ist bei einem Mann eine stark überschätzte Eigenschaft.«
    »Ausgesprochen lästig manchmal«, sagte ich.
    Glauben Sie mir, es gibt zahllose Methoden, Chemikalien in den menschlichen Körper einzubringen. Gewisse Sekrete von Fröschen beispielsweise, oder die einer seltenen venezolanischen Raupe, werden vom Blutkreislauf absorbiert, wenn man sie nur auf die Haut tupft, und können Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Lenox hatte einige dieser natürlichen Killer aus dem südamerikanischen Regenwald zu Forschungszwecken importiert. Das konnte jeder mit einer Lizenz.
    Ihre Hände bewegten sich unter der Decke und glitten auf mich zu.
    Sie musste lediglich ein Getränk verschütten, um mich zu vergiften, oder meine Haut berühren, um eine Droge zu applizieren, die sie auf ein Pflaster geschmiert hatte.
    »Ich setze mich auf die andere Seite des Gangs«, sagte ich und stand trotz des leuchtenden »Bitte anschnallen«-Zeichens auf. »Das ist bequemer.«
    Ihre Hände blieben unter der Decke, während ich über ihre Knie hinwegstieg. Ich redete mir ein, dass sie nicht in Aktion treten würde, bevor wir geredet hatten. Sie wollte ja die Disk.
    »In der Cosmopolitan empfehlen sie einem ständig Männer mit Humor«, sagte sie, als ich mich wieder anschnallte. »Aber auf Witze kann

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