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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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der Fahrer an den Straßenrand fuhr. Ich stieß die Tür weit auf, blieb aber im Wagen, nur außer Sicht.
    Der Fahrer stieg aus und zog seine Schau ab. Er schüttelte die Faust in Richtung einer schmalen Durchfahrt, stieß Flüche aus und spielte seine Rolle perfekt. Wetterte lauthals über Fahrgäste, die abhauten, ohne zu zahlen.
    Ich hörte hinter uns Bremsen quietschen und dann Schritte, die in die Richtung rannten, in die mein Fahrer die Faust schüttelte.
    Einen Augenblick später grinste er zu mir herunter.
    »Idiotas« ,sagte er und brach in Gelächter aus. »Es waren zwei. Einer hatte ein bandagiertes Gesicht.«
    Oliver Royce?
    Als wir wegfuhren, waren wir die besten Kumpel.
     
    Er setzte mich am Flagler Hotel ab, zwei Blocks entfernt vom Palm Reef. Während er davonfuhr, ging ich ins Flagler und schlenderte zum Hintereingang wieder hinaus auf den Parkplatz, wo Barney, wie ich hoffte, den Wagen hinterlassen hatte. Ich lutschte ein Halsbonbon.
    Meine Kehle fühlte sich wund an.
    Der Zündschlüssel lag da, wo er sein sollte. Der Tank war voll. Barney hatte auf dem Vordersitz einen Zettel gelegt: »War mein Ernst wegen dieser lahmen Gurke. Fahr sie zu Schrott, und vernichte alle Beweise für meine illegalen Absichten – diesen Zettel also.«
    Das Auto lief einwandfrei.
    Eine Stunde später fuhr ich Richtung Süden auf der US 1, der alten Nord-Süd-Verbindung nach Key West. Es war nicht viel los. Der einzige Wagen, der eine Weile hinter mir herfuhr, war eine gemietete Familienkutsche von Hertz. Im Rückspiegel sah ich, wie Mama, Papa und zwei Kinder Hamburger mampften und Lieder sangen.
    Die Sonne blendete, die Hitze war drückend und feucht. Je weiter südlich ich kam, desto mehr leerte sich die Urlauberstraße. Die Motels hatten im Sommer geschlossen, die Restaurants und Palmen hingen schlapp in den Seilen, und der Atlantik, wenn ich gelegentlich einen Blick darauf erhaschte, lag spiegelglatt und türkisfarben da. Ich hatte das Fenster geöffnet. Die warme Luft machte schläfrig. Im Süden türmten sich schwarzrosa erste Gewitterwolken auf und sammelten Energie.
    Ich muss mit Hoot Kontakt aufnehmen, bevor sie herausfindet, dass ich gefeuert bin.
    Ich tankte an einem 7-Eleven, kaufte ein kubanisches Sandwich und ein Coke. Ich aß beim Fahren und fühlte mich danach etwas besser. Als ich die Seven-Mile-Brücke erreichte, schaltete ich das Radio an, um Nachrichten zu hören. Schließlich fand ich eine Talkshow, in der eine vertraut klingende Stimme sagte: »Besonders ausgebildete Spezialisten und neue Verhörtechniken ermöglichten es unseren Streitkräften, die Terroristen zu identifizieren und festzunehmen.«
    Der Sprecher entpuppte sich als der Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, Richard Carbone, Dwyers alter Kumpel. »Um die Wahrheit zu sagen«, fuhr er zuversichtlich fort, »wenn unsere Sicherheitsbeamten auch innerhalb des Landes freiere Hand hätten, könnten wir die Vereinigten Staaten wesentlich besser vor dem Terrorismus schützen. Glücklicherweise ist sich unser neuer Präsident bewusst, dass Sicherheit an erster Stelle stehen muss.«
    Der Gastgeber der Talkshow stimmte zu, meinte aber: »Das klingt nach einer Breitseite gegen die Bürgerrechte, Sir.«
    »Zu viele Menschen begreifen nicht, dass Bürgerrechte für diejenigen da sind, die sie verdient haben, und nicht für jene, die sie zerstören wollen.«
    »Nun zu einem anderen Thema«, meinte der Gastgeber. »Sie waren ein guter Freund des Vorsitzenden von Lenox Pharmaceuticals, James Dwyer. Glauben Sie, dass sein Selbstmord mit den Vorwürfen zu tun hat, dass Lenox dem Verteidigungsministerium vierzig Millionen Dollar zu viel in Rechnung gestellt hat?«
    Carbone klang indigniert. »Jim Dwyer war vermutlich der moralischste Mann, dem ich je begegnet bin. Es wird sich herausstellen, dass er sich aus rein persönlichen Gründen das Leben genommen hat, nicht aus geschäftlichen. Da bin ich sicher.«
    »Dann sind Sie nicht der Ansicht, dass Lenox sich unangemessen bereichert hat?«
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
     
    Ich fuhr durch Key Largo und Islamorada. Dann durch Marathon, und als ich mich Key West näherte, sah ich an einer Einkaufsmeile auf Big Pine Key das Schild NEU! INTERNET!. Es war der einzige Laden, der geöffnet hatte, und davor standen ein halbes Dutzend Motorräder – für einen Sommertag eine ganze Menge. Ich parkte und ging hinein. Sie wiesen mir ein Terminal in der Ecke zu, und ich hoffte, Hoot würde an ihrem

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