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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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HF-109 infiziert?, fragte ich mich plötzlich.
    Ich verharrte. War das möglich? Schließlich wollte ich gerade nach Key West, um festzustellen, ob Leute dort an unbekannten Krankheiten oder Zuständen litten – der möglichen »Nebenwirkung« von HF-109.
    In einem Laden erstand ich Halsbonbons und Aspirin, Marke Lenox. An einem Wasserspender schluckte ich ein paar davon. Mike Acela, allzeit loyal. Zahlt drauf, um Pillen seiner eigenen Firma zu kaufen.
    Konzentrier dich auf etwas anderes. Deinen Job.
    Aber ich hatte keinen Job mehr.
    Ich entscheide, wann ich aufhöre, in dieser Sache zu ermitteln. Nicht Keating.
    Ich sah mich gründlich um, entdeckte aber keinen Beschatter. Ich verschwand auf der Toilette, inspizierte meine Zunge, die belegt aussah, ging wieder hinaus und vergewisserte mich, dass niemand auf mich gewartet hatte.
    Keiner da.
    Aber vielleicht lauerte jemand hinter der Sicherheitsschleuse, wo es in das eigentliche Terminal mit seinen Menschenmassen ging. Selbst zu ruhigen Zeiten gleicht der Flughafen von Miami einem Irrenhaus. Ein Beobachter konnte auch an der Gepäckausgabe warten oder an den Türen zur Straße. Beides hatte ich selbst zu FBI-Zeiten schon getan.
    Abbys oder Eisners Leute – waren es dieselben? – würden sich an einer strategisch günstigen Stelle postieren, wo die Fußgängerströme aus vielen Richtungen zusammenliefen.
    Ich erblickte ein Trio von Soldaten, die die Reisenden auf dem Weg zur Abflughalle im Auge behielten, trat auf einen von ihnen zu und tischte ihm die Geschichte auf, ich sei von einem anderen Passagier meines Fluges – einem Betrunkenen – bedroht worden, er würde sich mich außerhalb des Terminals vorknöpfen. Ob einer der Soldaten mich zu einem Taxi begleiten könnte.
    »Keine Sorge, Sir«, sagte er zuversichtlich. »Wir sind ja zu Ihrem Schutz da.«
    Draußen stand die Sonne schon hoch, und die Hitze schien ebenso von den Gebäuden und der Straße emporzuwabern wie vom wolkenlosen Himmel herabzubrennen. Der Verkehr floss zäh dahin. Taxis säumten den Straßenrand. Der Soldat wartete, bis ich an der Reihe war.
    »Sehen Sie, kein Grund zur Sorge«, meinte er.
    Als das Taxi losfuhr, drehte ich mich um, entdeckte aber keinen Verfolger. Trotzdem ließ ich den Fahrer rechts ranfahren, bevor wir das Flughafenareal verließen. Ich wartete ein paar Minuten, doch kein anderer Wagen blieb stehen. Aber als wir wieder losfuhren, sah ich einen grünen Taurus, der uns zuvor überholt hatte, mit geöffneter Motorhaube am Straßenrand stehen. Der Fahrer hielt sein Handy ans Ohr und sah mich an, als wir vorbeifuhren. Es war nicht Oliver Royce.
    Ich konnte nicht sehen, ob jemand auf dem Beifahrersitz saß.
    Mein Fahrer beobachtete mich im Rückspiegel. »Mister, sind Sie krank? Sie sehen beschissen aus.«
    »Sommergrippe«, meinte ich.
     
    Der grüne Taurus hielt Abstand, aber ich erblickte ihn zweimal auf dem Weg nach Miami. Als ich meinem Fahrer neue Instruktionen gab, beäugte er mich im Rückspiegel, als wäre ich übergeschnappt.
    »Der Bruder meiner Freundin ist völlig durchgeknallt«, erklärte ich und hielt ihm über die Rückenlehne einen Fünfzigdollarschein hin. »Nur weil ich mit seiner Schwester schlafe, verfolgt er mich ständig und bedroht mich, dass ich sie heiraten soll. Sie ist sechsunddreißig, Herrgott noch mal. Kein Kind mehr.«
    »Wenn Sie mit meiner Schwester schlafen würden, würde ich es genauso machen«, meinte der Fahrer.
    Verdammte Kubaner.
    »Ich heirate sie schon noch«, gab ich zurück. »Ich brauche nur etwas Zeit.«
    »Na klar.« Er stopfte den Schein in die Hemdtasche.
    Den ganzen Weg bis nach Miami blieb er mit konstanter Geschwindigkeit in der mittleren Spur und machte es einem Verfolger leicht. Ich beobachtete den Taurus im Außenspiegel, damit der Fahrer nicht sah, dass ich ihn bemerkt hatte. So ging es zwanzig Minuten lang weiter, während mein Fieber dank des Aspirins nachließ. Die Ausfahrt zur 7th Street lag vor uns. Wir konnten es ebenso gut gleich hier versuchen.
    »Setzen Sie den Blinker, und fahren Sie raus.«
    Der Taurus zog ebenfalls nach rechts und blinkte. Auf der 7th Street ergab sich beinahe sofort die Möglichkeit, auf die ich gehofft hatte. Ein großer Sattelschlepper drängte sich zwischen den Taurus und uns.
    »Jetzt!«, sagte ich.
    Der Fahrer trat aufs Gas und bog an der nächsten Ecke scharf rechts ab. Wir schossen durch eine schmale Straße mit kleinen, eingeschossigen Häusern. Ich lag bereits auf dem Boden, als

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