Serum
Verhandlungen nichts unternommen, oder?
Danny fuhr fort: »Keating sucht nach dir, und er klingt nicht gerade glücklich. Der Aufsichtsrat hat ihn heute Morgen als Interimsvorsitzenden bestätigt. So ist es, Boss. Lenox’ Drittes Reich beginnt.«
Als ich ihm berichtete, was sich im Flugzeug ereignet hatte, meinte er: »Ich habe beschlossen, Kim von nun an bei mir zu behalten.«
Ich empfahl ihm, auch Sicherheitsvorkehrungen für seine eigene Familie zu treffen, und er erwiderte: »Ich habe sie bereits weggeschickt. Und ich trage meine Waffe.«
Meine Glock hatte Eisner, und in Florida konnte ich mir kein Schießeisen beschaffen, jedenfalls nicht, wenn ich schnell handeln wollte.
Ich rief Keating an, und sein Wachhund Theresa – Stimmungsbarometer ihres Chefs – verhielt sich sehr förmlich. Keating ließ mich warten, und ich musste abermals husten.
Als ich ihn endlich an der Strippe hatte, herrschte er mich an: »Was hatten Sie gestern bei Naturetech zu suchen?«
»Erinnern Sie sich nicht, Sir? Ich sagte Ihnen doch, dass der Vorsitzende mich gebeten hatte, die Sicherheit in einem unserer Labors zu überprüfen. Was wollte die Armee dort, Sir? Glauben Sie mir, wir werden mit allen Problemen selbst fertig.«
Keating ignorierte die Frage. Er war erbost.
»Von wo rufen Sie an, Mike?«
Seine Rufnummernanzeige würde meinen Standort ohnehin verraten, also gab ich zu: »In unseren Lagerhäusern in Miami gab es einige Einbrüche. Ich will mich persönlich umsehen.«
»Überflüssig.«
Irgendwie ahnte ich, was kommen würde. Aber er fing es geschickter an, als ich ihm zugetraut hätte.
»Mike, ich habe soeben erfahren, was Sie vor drei Jahren bei Lenox getan haben. Sie haben illegal Telefone von leitenden Angestellten angezapft! Die Unterlagen waren in Dwyers Safe. Sie dokumentieren eine breite Palette von Gesetzesverstößen. Sie müssen sich nicht mehr hier melden. Wir räumen Ihr Büro. Holen Sie Ihre Sachen morgen in der Lobby ab.«
Mein Kopf dröhnte. Hatte Dwyer tatsächlich Dokumente aufbewahrt, um mich in der Hand zu haben? Oder log Keating? Ich konnte nicht einmal mehr der Hälfte der Leute trauen, mit denen ich sprach.
»Sie werden die Disk nicht in meinem Büro finden«, teilte ich ihm mit.
»Wie bitte?«
»Sie hatten ohnehin vor, mich zu feuern«, sprach ich weiter. »Sie haben doch nur so lange gewartet, bis der Aufsichtsrat Sie bestätigt.«
Er steckte ein bisschen zurück. »Ich verstehe Ihre Verärgerung, Mike, aber ein solches Verhalten kann ich nicht dulden. Ich bin enttäuscht von Ihnen. Von jemandem, der beim FBI war, hätte ich mehr erwartet.«
»Aber, Sir, der Vorsitzende wusste doch über alles Bescheid«, sagte ich und tat so, als würde ich betteln. Ich musste Zugang zur Firma haben, wenn ich herausfinden wollte, was Dwyer zugestoßen war. Und was mit mir und meinen Freunden geschah.
»Ich bin der Vorsitzende«, schnappte Keating. »Ihre Zugangscodes sind gelöscht. Ihre Schlüsselkarte ist gesperrt. Unsere Anwälte haben mir empfohlen, mich an die Behörden zu wenden. Aber ich regle das lieber intern, Mike. Wenn Sie einverstanden sind, findet sich auch ein Weg, Ihre Abfindung zu retten.«
Womit er meinte: Wenn Sie Wellen schlagen, kommt Sie das teuer zu stehen. Sie landen wegen illegaler Abhörmaßnahmen vor Gericht. Aber wenn Sie brav kuschen, erhalten Sie eine Abfindung in der Höhe von zwei Jahresgehältern.
Ja, und wenn ich kusche, findet auch mich eines frühen Morgens die Haushälterin tot auf dem Boden.
Ich versuchte, verzagt zu klingen. Keating sollte denken, ich wäre besiegt, unschädlich gemacht.
»Könnten Sie mir vielleicht eine Empfehlung für einen anderen Job geben, Sir? Ich habe doch nur getan, worum Mr Dwyer mich bat.«
Keating verstummte, als würde er darüber nachdenken, was natürlich nicht der Fall war. Das Schweigen zog sich in die Länge.
»Vielleicht wenn sich der Staub gelegt hat.«
»Wenn Sie mich nur persönlich die Sache erklären ließen.«
»Besser, wir belassen es dabei. Ich bedaure das sehr, Mike. Ich hielt immer viel von Ihnen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie Gesetze gebrochen haben.«
Ich bekomme eine verdammte Erkältung. Das ist alles, machte ich mir Mut. Und wenn es keine Erkältung ist, wäre es sowieso zu spät. Die Ambulanz am Flughafen wäre machtlos. Die Ärzte könnten niemals feststellen, was ich habe. Fahr weiter nach Key West.
Die Halle hatte sich geleert, und ich setzte mich in Bewegung. Hat Abby mich mit
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