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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Tochter und ein Mietcop sind. Was ist auf der Disk?«
    »Wir sehen sie uns an, wenn ich zurück bin.«
    »Sie ist passwortgeschützt. Fragen, die nur Sie beantworten können. Etwa: ›Nennen Sie Ihre bevorzugte Schachfigur auf einer Jacht?‹ Was bedeutet das?«
    Meine Gedanken sprangen zurück zu einer Wochenendkreuzfahrt in der Karibik, bei der ich als Leibwächter und Gesellschafter fungiert hatte. Dwyer und ich waren mit der firmeneigenen 77-Fuß-Azimut unterwegs gewesen. Wir spielten bis spät in die Nacht Schach, während er über Lenox sprach und mich um meinen Rat fragte. Das war natürlich schmeichelhaft, ob er nun danach handelte oder nicht. Ich hatte ihn mit einem unerwarteten Springerzug schachmatt gesetzt. Es war eine angenehme Erinnerung.
    »Und noch eine Frage: ›Wer hat den großen Homerun geschlagen?‹«
    Noch eine schöne Erinnerung. Er hatte Kim, Chris und mich zu einem Spiel der Mets in die Firmenloge eingeladen. Ich dachte an unsere Jubelschreie zurück, als Mike Piazza einen Grand Slam geschlagen hatte und das ganze Stadion kopfstand.
    Als würde sie meine Gedanken lesen, sagte Gabrielle: »Als Kind erinnerte er mich immer an Geschenke, die er mir gemacht hatte, wenn er etwas von mir wollte.«
    Langsam ging mir die komplizierte Vater-Tochter-Beziehung auf die Nerven. Ich fragte: »Sie haben versucht, die Disk zu öffnen?«
    »Hätten Sie das nicht? Sagen Sie mir die Passwörter. Ich gehe nach Hause, öffne die Disk und rufe Sie zurück.«
    Ich brannte darauf, den Inhalt zu erfahren. Aber ich zögerte aus Loyalität zu Dwyer. Ah, wir Italiener! Loyalität ist unsere beste Eigenschaft und unser ärgster Feind.
    Sie fragte: »Wo sind Sie übrigens, Mike?«
    Der logische Teil meines Verstands warnte mich davor, es ihr zu verraten. Ein falscher Schritt konnte lebensgefährlich sein.
    »In Tallahassee«, log ich. »Wir öffnen die Disk gemeinsam, wenn ich zurück bin.«
    Schweigen. Dann: »Sie trauen mir nicht?«
    Sie hat bereits eine seiner Instruktionen ignoriert. Was kommt als Nächstes? Wird sie mit Eisner sprechen? Oder zur Polizei gehen?
    »Wenn ich wieder zu Hause bin«, meinte ich besänftigend.
    Ihr Atem ging heftiger. Ihre Rüstung war nie stark genug gewesen, um sie vor einem übermächtigen Vater zu schützen.
    Wie gut kennst du sie eigentlich?
    »Sie sind genau wie er«, stellte sie fest.
    »Gabrielle …«
    »Sie und er. ›Hilf mir, vertrau mir. Und dann verpiss dich.‹«
    »Das wollte ich nicht sagen.«
    Sie sagte bitter: »Ich könnte Keating die Disk aushändigen.«
    »Hören Sie«, sagte ich, »wir können mittlerweile davon ausgehen, dass Ihr Vater ermordet wurde. Wie ich Ihnen schon bei unserer ersten Begegnung sagte: Ich darf niemandem vertrauen. Hier geht es um viel mehr als Sie und Ihren Vater. Würden Sie mir Ihr Leben anvertrauen?«
    Sie war nicht gewohnt, dass Leute so mit ihr sprachen. Aber als sie sich nach einer langen Pause wieder meldete, klang ihre Stimme lediglich traurig.
    »Er lässt Sie tanzen wie eine Marionette, Mike. All diese persönlichen Erinnerungen. Die sind nicht zufällig seine Passwörter. Er spielt mit Menschen. Auch noch aus dem Grab heraus. Die Leute fallen immer darauf herein. Genau wie Sie.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, gab ich zu. »Er ist der große Svengali und ich nur der blöde Sicherheitsbeamte. Aber wir machen das auf seine Art. Wir gehen davon aus, dass er seine Gründe hatte. Wir öffnen die Disk gemeinsam. Wenn ich Ihnen nicht vertraute, würde ich das nie tun.«
    Ihr Atem beruhigte sich ein wenig. Ich bewegte mich in einem Minenfeld. Und dabei ging es nicht nur darum, die Disk in die Hand zu bekommen.
    Asa Rodriguez’ Leiche im Regen tauchte vor meinem geistigen Auge auf.
    »Gut, Mike«, sagte sie kühl. »Ich erwarte Sie. Habe ich eine Wahl?«
    Ich gab ihr Danny Whiteagles Nummer und bat sie, ihn anzurufen. Jetzt, wo sie die Disk besaß, war sie ebenfalls in Gefahr.
    »Meinem Vater lag mehr an diesem Stück Plastik als an Ihnen oder mir, Mike. Hier geht es um Kontrolle. Wie immer.«
    Schwadron hatte sich ähnlich geäußert.
    Ich hätte mein Misstrauen ihr gegenüber gern über Bord geworfen, aber ich musste besonnen bleiben. Ich wünschte, ich hätte ihre Gedanken lesen können. Der Wunschtraum jedes Halbwüchsigen, nicht wahr? Gedanken anzapfen zu können.
    Ihre Stimme klang eher resigniert als frustriert. Der Bodensatz eines Lebens voller Ablehnung stand zwischen uns.
    »Ich bin unterwegs«, sagte ich. Schon wieder eine

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